Schrobenhausen
Trauer in noch schwereren Zeiten

Zu den aktuellen Beschränkungen bei Bestattungen äußern sich Schrobenhausener Pfarrer und ein Bestatter

31.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:26 Uhr
Lukas Schönach
Auf dem Schrobenhausener Friedhof sind in Corona-Zeiten bei Beerdigungen maximal 15 Personen zugelassen. Die Verordnungen werden gelegentlich aktualisiert, Bestatter wie Ottmar Amann bekommen dann vom Bestatterverband Bescheid. −Foto: Schönach

Schrobenhausen - Eine würdevolle Trauerfeier ist für Hinterbliebene in vielen Fällen ein Trostpflaster.

 

Abschiednehmen, sich an gemeinsame Momente erinnern, das ist den meisten ungemein wichtig. Im Zuge der Ausgangsbeschränkungen vom 16. März sind auch Maßnahmen für Bestattungen getroffen worden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen (wir berichteten). Auch in Schrobenhausen sind diese neuen Regeln eine Herausforderung.

Der erste Weg bei einem Todesfall führt die Angehörigen immer zum Bestatter. Dort wird die Trauerfeier geplant, alles Notwendige in die Wege geleitet. In Zeiten der Krise setzt Ottmar Amann vom Josefa Amann Bestattungsinstitut weiterhin auf persönliche Beratung. "Natürlich nur mit dem notwendigen Sicherheitsabstand und einer Plexiglasscheibe", erklärt er. Die Anweisungen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (siehe Kasten) nehmen die Trauernden bislang recht verständnisvoll auf. "Wir sind da im Moment leider machtlos. " Für alle stünde natürlich der Schutz der Beteiligten im Zentrum. In den vergangenen Jahren ist die Zahl derer, die einen Gottesdienst - ein Requiem - bei der Beerdigung feiern möchten, ohnehin zurückgegangen: "Seit der Verordnung wegen des Coronavirus wünschen sich aber schon mehr wieder einen. Das kann auch Zufall sein", meint Amann. Bei dem Thema gibt es momentan zwei Dinge, mit denen die Trauergemeinde laut Amann aber zu kämpfen hat: Der Bestattungstermin darf nicht veröffentlicht werden. Für viele sei das eine große Hürde.

Solch ein Hindernis möchten die Angehörigen bei der Besetzung hingegen überwinden. Auch das ist zunächst nicht möglich. "Anderthalb Meter Abstand, das schmerzt. Man nimmt sich ja eigentlich in den Arm, drückt sein Beileid mit einem Händedruck aus", erklärt der Bestatter.

Auf Wunsch steht zwar eine Verschiebung im Raum, beim Bestattungsinstitut Amann hat das bisher aber nur eine Familie erbeten. Die überwiegende Zahl der Menschen wolle einfach abschließen, den letzten Gang hinter sich bringen.

Dabei begleitet sie Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler im zweiten Schritt nach dem Bestatter. Er machte in der vergangenen Woche - insgesamt waren seither bei Bühler und dem Kaplan Isaac Shityo vier Requiems betroffen - die Erfahrung, "dass die Angehörigen sehr traurig über die Situation sind". Vor den Ausgangsbeschränkungen seien aus Angst aber schon weniger Menschen zu den Trauergottesdiensten gekommen. Schritt für Schritt steigerten sich bis zum 16. März die Maßnahmen: Zunächst war das Requiem nicht mehr erlaubt, danach die Trauerfeier in der Aussegnungshalle möglich, dann der Aufenthalt dort verboten. Wie geht der Priester selbst mit den jetzigen Verordnungen um? "Abschiednehmen ist in einer Gemeinschaft immer leichter. Das alles müssen wir akzeptieren, es ist aber sehr schwierig. "

In ein ähnliches Horn stößt der evangelische Pfarrer Gerhard Rupprecht. Er bezieht sich vor allem auf die Innenseite bei der Organisation von Bestattungen. Zum Abschiednehmen gehört für ihn Zeit und Nähe. In der Schrobenhausener evangelischen Gemeinde hat sich eine Familie dazu entschieden, die Urnenbeisetzung zu verschieben. Bei Erdbestattungen sei das - so Rupprecht - sehr schwer. "Die Menschen haben nicht das Gefühl, dass dem Verstorbenen etwas fehlt. " Gerhard Rupprecht denkt, dass den Menschen im Hier und Jetzt etwas abgehen könnte.

SZ

 

Lukas Schönach