Riedenburg
Transporte auf dem Kanal brechen ein

Wegen des Niedrigwassers auf Rhein, Main und Donau kommen kaum noch Güter an

24.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:36 Uhr
Die Binnenschiffe können wegen des Niedrigwassers nur noch einen Bruchteil der Ladung aufnehmen. −Foto: Ehrlich

Riedenburg/Nürnberg (DK/rat) Wegen des hitzebedingten Niedrigwassers auf Rhein, Main und Donau hat sich das Transportvolumen auf dem Main-Donau-Kanal in diesem Jahr deutlich verringert. Das teilte gestern die Wasserstraßen- und Schifffahrts- verwaltung (WSV) des Bundes in Nürnberg mit.

Durch die derzeitige Wetterlage und den extrem trockenen Sommer zeigen die Pegelstände an den Wasserstraßen in Deutschland nun schon seit mehreren Monaten sehr niedrige Wasserstände an. Fahrzeuge auf den großen Wasserstraßen Rhein, Main und Donau können schon lange nicht mehr die gewohnten Tonnagen transportieren. Teilweise können sie nur noch ein Drittel ihrer möglichen Transportkapazität aufnehmen.

Diese fehlenden Transporte schlagen sich natürlich nicht nur an diesen Wasserstraßen, sondern auch in der Transportstatistik des Main-Donau-Kanals nieder. Für den Monat August haben die Tonnagen laut Pressemitteilung "einen dramatisch niedrigen Wert von knapp 159000 Gütertonnen" erreicht. Das seien über 350000 Gütertonnen weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch die Anzahl der Schiffe, die den Kanal durchfahren, sei rückläufig, da es sich momentan für Schifffahrtstreibende kaum noch lohne, den Wasserweg zu benutzen. Sie könnten einfach nicht genug Ladung aufnehmen.

Da der Main-Donau-Kanal eine künstliche Wasserstraße ist, seien die Wasserstände hier weitestgehend konstant. "Der Kanal kennt kein Niedrigwasser", erklärte die WSV. Es zeige sich jedoch anhand der niedrigen Transportzahlen die direkte Abhängigkeit von den Fahrwasserverhältnissen auf anderen Wasserstraßen. Kommt kein Schiff vom Rhein oder der Donau, so gibt es auch keine Transporte am Main-Donau-Kanal, auch wenn hier der Wasserstand nicht beeinträchtigt war. "Der Main-Donau-Kanal kann seine Leistungsfähigkeit daher nicht voll ausschöpfen", berichtete die Nürnberger Behörde. Da sich eine rasche Verbesserung der Wasserstände im Moment nicht absehen lasse, sei damit zu rechnen, dass die transportierten Güter auf dem Main-Donau-Kanal, aber auch an den anderen Wasserstraßen noch weiter sinken könnten.

Die Lage sei "äußerst prekär", sagte gestern Wolfgang Hinterbeger, der Geschäftsführende Gesellschafter der im Kelheimer Hafen ansässigen Speditionsfirma TKB, auf Anfrage des DONAUKURIER. Auf der Donau sei es noch schlimmer als am Rhein. "Der historische Tiefststand aus dem Jahr 1947 wurde heuer unterschritten", berichtete Hinterberger. Die Folge: Die Donau sei teilweise nicht mehr für Schiffe befahrbar gewesen. "Der Schiffsverkehr kam zum Erliegen, wir konnten nicht einmal mehr Leerfahrten machen."

Hinterberger rechnet beim Umschlag von Gütern mit einem Einbruch von rund 80 Prozent. Am Rhein habe sich die Schiffsfracht bereits um bis zu 150 Prozent verteuert, weil Schiffe statt mit 1800 Tonnen nur noch mit 400 bis 500 Tonnen unterwegs seien. Auf der Donau können laut Hinterberger viele Güter nur noch bis in die Slowakei gebracht werden. Dort lade man die Produkte dann auf die Bahn oder den Lastwagen um. Inzwischen sei aber auch die Bahn "hoffnungslos überlastet", beklagte Hinterberger. Die Fracht per Lastwagen bedeute "immense Mehrkosten". Der Logistik-Unternehmer will mögliche Versorgungsengpässe für bestimmte Produkte nicht mehr ausschließen. "Es müsste unbedingt regnen - und zwar nicht punktuell, sondern flächendeckend und mehrere Tage lang. "

Trotz des Umschlagrückgangs musste die Firma TKB noch keine Mitarbeiter entlassen. Es würden Überstunden abgebaut und Instandhaltungen vorgenommen, erläuterte Hinterberger. Zudem sei es schwierig, verlorenes Personal wieder zu ersetzen. Die Firma TKB, die noch eine Niederlassung in Straubing besitzt, ist bereits seit dem Jahr 1978 im Kelheimer Hafen tätig. Der jährliche Schiffsumschlag von TKB beträgt in normalen Jahren rund 250000 Tonnen. "Aber das erreichen wir heuer sicher nicht", weiß Hinterberger.