Trainer Walpurgis sieht Außenseiterchance für FCI in Dortmund: "Wir brauchen einen idealen Tag"

"Wir brauchen einen idealen Tag"

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Ingolstadt (DK) Beim daheim noch ungeschlagenen Topklub Borussia Dortmund geht für den FC Ingolstadt heute Abend (20.30 Uhr) der Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga weiter. Ein wiedererstarkter Angreifer macht den Schanzern Hoffnung, dass die Überraschung gelingen könnte.

Mutmacher sind für den abstiegsbedrohten FC Ingolstadt in diesen Tagen rar. Das gute Spiel gegen den 1. FC Köln, auch wenn es am Ende nur zu einem 2:2 reichte, gehört sicher dazu. Das Treuebekenntnis von Peter Jackwerth, dass er im Gespräch mit unserer Zeitung in Richtung des Chefcoaches Maik Walpurgis abgegeben hat, darf ähnlich gewertet werden. „Am aktuellen Trainerteam liegt es nicht, wenn wir runter gehen“, hatte der Vorstandsvorsitzende erklärt. „Für mich ist Walpurgis auch im kommenden Jahr unser Trainer.“ Eine Nachricht, die den Zusammenhalt stärken soll.

Sucht man in der Mannschaft nach positiven Nachrichten, fällt einem aktuell unweigerlich ein Spieler ein, von dem man lange gar nicht wusste, wann er überhaupt für Ingolstadt würde auflaufen können.

Doch Sonny Kittel ist da. Und wie. Sein frisches Startelfdebüt gegen Köln, verbunden mit der sehenswerten Torvorbereitung für Dario Lezcano, hat den 24-Jährigen binnen kürzester Zeit zum Hoffnungsträger beim FC Ingolstadt werden lassen. „Sonny hat gegen Köln ein außergewöhnliches Spiel gemacht. Er hat seine Chance genutzt und soll damit für andere Spieler ein Beispiel sein“, sagt Walpurgis.

Der Spielwitz und die Einsatzfreude des ehemaligen U 20-Nationalspielers wirken wie ein frischer Wind für die Ingolstädter Elf, vor allem für die Offensive der Schanzer. Gerade im Spielaufbau mangelt es mitunter an Tempo und Ideen, sodass ein Instinktfußballer wie Kittel natürlich sofort auffällt. „Ich habe schon mit drei oder vier Jahren begonnen, regelmäßig auf der Straße zu kicken. Ich überlege nicht viel, bevor ich in ein Eins-gegen-eins-Duell gehe“, erzählt er. Das Zusammenspiel mit Sturmkollege Lezcano – ebenfalls ein versierter Techniker – klappt auffallend gut. „Es macht Spaß, mit Dario zu spielen“, bestätigt Kittel und grinst.

Die Bedenken, dass er nach seinen 67 Minuten gegen Köln angeschlagen sein könnte, wischte der Angreifer gestern beiseite. Im Heimspiel hatte er sich nach rund einer Stunde an den Oberschenkel gefasst und war kurz darauf ausgewechselt worden. „Es hat etwas gezwickt, da wollte ich nur der Bank Bescheid geben“, erzählt Kittel. Wenig später sei schon wieder alles okay gewesen. Trotzdem nahm in Walpurgis runter. Gezwickt, darauf legt Kittel nach vier Knieoperationen Wert, habe der Oberschenkel. Die Knie machen keine Probleme. „Ich bin bereit“, sagt Kittel.

Naheliegend, dass der Blondschopf heute in Dortmund auf seinen nächsten Einsatz brennt, schließlich hat er lange genug darauf gewartet, endlich ins Team zu kommen. Erst am zehnten Spieltag erfolgte die erste Kadernominierung, 24 Spiele vergingen bis zur Premiere in der Startelf.

Den erneuten Einsatz Kittels von Beginn an wollte Walpurgis gestern zwar noch nicht bestätigen. Viele Gründe, seine Formation aus der Vorwoche zu ändern, hat der Coach jedoch nicht. Unterdessen warnt Walpurgis vor der Schwere der Aufgabe. „Von der Papierform her ist es ein Spiel David gegen Goliath. Es ist jedem klar, dass wir einen idealen Tag brauchen, wenn wir in Dortmund etwas mitnehmen wollen. Aber genau das ist unser Ziel.“
Dass dies beim BVB vor 80 000 Zuschauern nicht einfach wird, liegt auf der Hand. Vor allem die Dortmunder Offensive, mit 53 Toren die zweiterfolgreichste der Liga, müssen die Ingolstädter in den Griff bekommen. „Wir dürfen in der Defensive nicht eine Sekunde nachlassen und müssen offensiv sehr konsequent nach vorne spielen“, fordert Walpurgis.

Den Druck, dass sie aufgrund der sieben Punkte Rückstand zum Relegationsplatz unbedingt punkten müssen, sollten die Ingolstädter dabei nach Möglichkeit ausblenden. Kittel macht es vor: „Ich denke ganz sicher nicht bei jeder Ballannahme oder bei jedem Torschuss daran, dass wir 17. sind. Ich will auf den Platz und einfach kicken.“ Vielleicht ist es ja gerade diese Unbekümmertheit, die den Schanzern bei ihrem schweren Termin in Dortmund hilft.