Ingolstadt
Tragfähige Lösung

Die Wendeltreppe im Alten Rathaus erhält eine Stützkonstruktion aus Metall

31.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:52 Uhr

Betreten verboten: Die Wendeltreppe im Alten Rathaus bekommt eine Stützkonstruktion. Bis auf Weiteres müssen Besucher und Mitarbeiter deswegen ein anderes Treppenhaus benutzen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Wendeltreppe im Alten Ingolstädter Rathaus ist aus dem Leim gegangen. Deswegen bekommt die historische Holzkonstruktion jetzt eine moderne Unterstützung aus Metall.

Zu den wichtigsten Eigenschaften eines Zimmermanns dürfte in früheren Tagen eine gewisse Toleranz gegenüber unangenehmen Gerüchen gehört haben. Schließlich waren Schlacht- und Fischabfälle, Tierhäute, Knochen und Rinderhufe wichtige Ingredienzien, wenn es galt, Leim zu kochen. Auch in Ingolstadt wurde dieser Klebstoff regelmäßig angerührt. So dürfte etwa Gabriel von Seidel das anrüchige Verfahren gekannt haben. Er war es, der in den 1880er Jahren aus vier Gebäuden der Stadt eines machte – das Alte Rathaus. Der tierische Klebstoff hält hier unter anderem die imposante Wendeltreppe zusammen, die in den vergangenen rund 130 Jahren zu einer knarzenden Sehenswürdigkeit der Stadt geworden ist.

Allerdings haben moderne Reinigungsmittel und warmes Putzwasser den historischen Leim angegriffen. Bereits vor rund einem Jahr sind bei einer Routineuntersuchung der Stiege kleine Spalten in den Aufhängungen der einzelnen Stufen entdeckt worden. Daraufhin ist die Wendeltreppe mit einer provisorischen Holzkonstruktion unterfangen worden. Mitarbeiter einer Fachfirma entnahmen der Konstruktion außerdem eine Holzprobe, Statiker stellten sicher, dass auf dem Weg in die oberen Stockwerke des Rathauses keine Absturzgefahr besteht.

Derzeit ist die Treppe gesperrt. Das Provisorium aus modernen Balken, das ein knappes Jahr gute Dienste verrichtet hat, wird durch eine Metallkonstruktion dauerhaft ersetzt. Laut Stadtsprecher Gerd Treffer sind die Kosten für die moderne Unterfangung mit rund 20 000 Euro veranschlagt. Läuft alles nach Plan, seien die Arbeiten Anfang der kommenden Woche abgeschlossen.

Bis dahin müssen Besucher und Mitarbeiter des Alten Rathauses, die in den Obergeschossen zu tun haben, einen Umweg in Kauf nehmen. Zum Glück gibt es in dem verwinkelten Ensemble ein weiteres Treppenhaus und einen Fahrstuhl.

Heute greifen Handwerker übrigens meist auf synthetischen Leim zurück, schwärmen aber immer noch von den Klebefähigkeiten der historischen Mixtur. Tierleim kam etwa auch beim Bett von Anchesenamun, der Ehefrau von Pharao Tutanchamun, zum Einsatz – es hält noch immer und wurde mehrfach ausgestellt. Offenbar ist es in den vergangenen 3500 Jahren noch nie feucht abgewischt worden.