Obergriesbach
Träume leben

Paincake tourten ein Jahr lang durch ganz Deutschland und absolvierte über 60 Auftritte, auch in Schrobenhausen

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
Die Aichacher Band Paincake hat bei der Tour durch ganz Deutschland ihre musikalische Reichweite stark erweitert und viele Kontakte geknüpft. Kevin Conen, Michael Edler und Markus Haberer (von links) arbeiten hart für den Traum, einmal von der Musik leben zu können. −Foto: Thomas Gottschalk

Obergriesbach (SZ) Ein aufregendes Jahr liegt hinter Paincake.

Zweieinhalb Jahre nach ihrer Gründung 2015 startete die Aichacher Band eine Tour, die sie mit eigenem Tourbus quer durch ganz Deutschland führte. Über 60 Auftritte haben die drei Musiker in dieser Zeit absolviert. Nun ist es ist an der Zeit für die Bandgründer Michael Edler aus Oberschneitbach und Kevin Conen aus Griesbeckerzell, das Erlebte Revue passieren zu lassen.

"Die Band geht vor", haben die beiden für sich entschieden. Ihr Ziel ist es, mit dieser Leidenschaft einmal ihre Brötchen verdienen zu können. "Unser erster Wunsch ist es nicht, vor Tausenden in der Olympiahalle zu spielen. Wir wollen einfach nur von der Musik leben können", macht Conen deutlich. Dass dieser Traum nur mit sehr viel Fleiß in die Tat umzusetzen ist, ist den Musikern klar. Aus diesem Grund haben sie ihr "berufliches Leben auf ein Minimum zurückgeschraubt", wie Schreinermeister Michael Edler erklärt. Er und Zimmerer Kevin Conen arbeiten nur noch in Teilzeit, um mehr Zeit für die Musik zu haben. "Wenn wir das nicht jetzt machen, dann machen wir das nicht mehr", ist sich Edler sicher. Um ihrem großen Traum näher zu kommen, müssen die zwei aber auch Opfer bringen, Partner- und Freundschaften litten darunter, berichten sie. Um sich einen Namen in der Musikszene zu machen und zu zeigen, dass man sich als Band musikalisch von anderen abhebt, scheint dies für sie allerdings alternativlos. "Wir wollen aus dem Fluss der Masse raus. Aber da müssen wir halt jetzt erst mal rudern", veranschaulicht Michael Edler das ambitionierte Ziel.

Um rechtlich auf sicheren Beinen zu stehen, haben sie die Musikagentur Lautstark ins Leben gerufen, unter deren Namen sie in der Veranstaltungstechnik und im Merchandising-Bereich tätig sind. Die Agentur ist somit das zweite musikalische Standbein von Edler und Conen. Doch das wichtigste ist und bleibt ihrer Aussage nach Paincake, weshalb es zum Entschluss kam, auf Deutschland-Tour zu gehen. Eine Bayerntour hat die Band bereits 2016 absolviert, kurz nach dem Erscheinen ihrer ersten EP "Four Seasons".

"Wir wollten ausprobieren, wie das ist, tagelang aufeinander zu sitzen", erklärt Sänger und Gitarrist Michael Edler. "Und es hat funktioniert. Wir kriegen uns zwar oft in die Haare, aber wir sind keine nachtragenden Menschen", führt Schlagzeuger Kevin Conen aus. Zudem war es laut Edler auch eine Probe aufs Exempel, ob die Musiker dem Touralltag gewachsen sind. Kann ich am dritten Tag in Folge überhaupt noch singen? Reicht der Schlaf im Tourbus aus, um körperlich fit genug für die hohe Anzahl an Auftritten zu sein?

Insgesamt vier Tourblöcke liegen hinter den Mittzwanzigern. Im Februar und April absolvierten sie zwei sehr intensive Blöcke, im Frühjahr, Sommer und Herbst spielten sie Clubkonzerte, standen regional und überregional auf Festivalbühnen. In dieser Zeit arbeiteten sie zudem an ihrer neuen Single "It's not a game", samt Aufnahme und Musikvideo.

Im Bus, mit dem sie unter dem Titel "Go from bad to worse" von Auftritt zu Auftritt tingelten, ist gerade einmal genug Platz für Equipment und um darin zu schlafen. Eine Toilette oder Dusche musste unterwegs jeweils erst mal aufgetrieben werden. Abgesehen vom finanziellen Aspekt sind die Musiker mit Bassist Markus Haberer als Drittem im Bunde auch aus einem anderen Grund froh, dass sie nicht jeden Abend in einer anderen Unterkunft einchecken mussten: Der Kombi wurde zu einem "Zuhause" (Conen), einem "vertrauten Rückzugsort" (Edler) in einer Zeit, in der täglich neue Eindrücke auf die jungen Männer warteten. Nur einmal, erst vor einer Woche, leisteten sich Conen und Haberer ein Hotelzimmer - allerdings auch nur, weil sie mit hohem Fieber im Bett lagen.

An den Auftrittstagen herrschte in der Regel laut Edler "erst absolute Langweile, und auf einmal wurde es dann stressig". Die Konzerte waren "immer ultraanstrengend". Größere Pannen gab es aber dank der guten Vorab-Organisation nicht. Die Vorbereitungen zur Tour begannen bereits ein Jahr zuvor, im Februar 2017. Die Musiker erstellten Listen von möglichen Veranstaltungsorten, die Kevin Conen daraufhin abarbeitete - das Fazit: "knapp ein Jahr Arbeit, rund 2000 E-Mails und zehn Kilogramm mehr", wie der Schlagzeuger grinsend erklärt. Die Mühe hat sich gelohnt: Conen zog nicht nur deutschlandweit Auftrittsmöglichkeiten an Land, er holte vom Proberaum und Agenturbüro in Obergriesbach aus für die jeweiligen Veranstaltungsorte auch weitere Bands mit ins Boot, um ganze Konzertabende veranstalten zu können.

Die jungen Musiker haben viel erlebt und viele Eindrücke gesammelt, vor allem wenn es in die Großstadt ging und Themen wie Kriminalität, Drogen und Armut viel näher waren als in der Paarstadt. Begegnungen mit Menschen und ihren Schicksalen hätten dem Titel der Tour "Go from bad to worse" - "Vom Regen in die Traufe gehen" - erst recht Sinn verliehen, wie Michael Edler findet.

Im kommenden Jahr nimmt sich Paincake erst einmal Zeit, diese Eindrücke zu verarbeiten und sich dem Schreiben neuer Stücke zu widmen.

Nayra Weber