Pfaffenhofen
Traditionen unterm Christbaum

22.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Würstl mit Kartoffelsalat oder doch Ente mit Blaukraut? Voller Terminkalender statt gemütlichem Beisammensein? Acht Persönlichkeiten aus dem Landkreis erzählen, wie sie Heiligabend und die Feiertage verbringen.

Christine Reimer (51), Schauspielerin und Sängerin

Weihnachten läuft bei mir heuer etwas anders ab als sonst. Es ist das erste Mal, dass ich mich nicht selbst um die ganze Vorbereitung kümmern kann. Einen Großteil der Adventszeit war ich mit „Eine kleine Weihnachtsreise“ unterwegs und bis 22. Dezember habe ich für „Dahoam is dahoam“ gedreht. Aber Heiligabend verbringe ich grundsätzlich mit meiner Familie zu Hause. Das ist so, seit ich denken kann. An Weihnachten an einem Strand zu liegen, das könnte ich nicht. Zum Essen gibt es traditionell Würstl mit Kartoffelsalat und nach der Bescherung einen leckeren Punsch nach dem Uraltrezept meiner Oma. Plätzchen gibt es natürlich auch. Nach der Bescherung wird vor dem Christbaum gesungen und natürlich darf dabei das schönste aller Weihnachtslieder, „Stille Nacht, heilige Nacht“, nicht fehlen.

George Spanos (52), evangelischer Stadtpfarrer

Als Pfarrer hat man an den Feiertagen einen vollen Terminkalender. Über Weihnachten feiere ich sieben Gottesdienste, allein an Heiligabend sind es vier. Aber so ist es einfach und meine Familie ist es mittlerweile auch gewohnt. An Heiligabend werde ich dennoch zwischen den Gottesdiensten die Zeit mit meiner Frau und meinen vier Kindern zu Hause verbringen. Dann gibt es Würstl mit Kartoffelsalat und danach die Bescherung. Das Singen vor dem Christbaum lassen wir ausfallen, denn in der Kirche wird ohnehin schon viel gesungen. Am ersten Feiertag sind meine Schwiegermutter und die Geschwister meiner Frau zu Besuch und am zweiten Weihnachtstag fahren wir zu meinen Eltern nach München. Da ich amerikanische Wurzeln habe, gibt es dort dann traditionell Truthahn.

Martin Wolf (61), Pfaffenhofener Landrat

Nach all dem, was passiert ist, ist Weihnachten für mich heuer von ganz besonderer Bedeutung. Deshalb gehören die Tage auch ganz der Familie und mein größter Wunsch ist es, dass wir alle gesund bleiben und es keine Rückschläge gibt. Weihnachten beginnt bei uns an Heiligabend mit der Serenade der Stadtkapelle auf dem Friedhof. Im Anschluss verbringe ich den Abend mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen zu Hause. Wir essen gemeinsam, erzählen uns Geschichten und singen Weihnachtslieder. Was die Küche betrifft, gibt es bei uns mittlerweile seit Jahren Gulasch. Der erste Feiertag ist dann meinen Eltern und Schwiegereltern gewidmet, die wir besuchen. Und am zweiten sind wir bei der Pferdesegnung in Haimpertshofen, was mittlerweile seit Jahren feste Tradition ist.

Paula Wagner (51), Gesamtleitung der Regens Wagner Hohenwart

Seit vielen Jahren gehe ich an Heiligabend in den Gottesdienst unserer Stiftung. Dort treffe ich dann Mitarbeiter, die Hausgemeinschaft, Nachbarn und viele mehr. Im Anschluss geht es nach Hause zu meiner Familie. Nach der Bescherung gibt es Raclette, wir sitzen zusammen, essen, ratschen und genießen die gemeinsame Zeit. Besonders freue ich mich bei der Bescherung immer auf die leuchtenden Augen meines Enkelkindes. Den Abend lassen wir dann nach dem Essen bei der Familie meines Mannes, die fast um die Ecke wohnt, ausklingen. Heiligabend ist für mich einfach ganz besonders, weil man den Zauber der Heiligen Nacht mit der Familie gemeinsam erleben und teilen kann. Am ersten Feiertag gibt es mittags Ente, am Nachmittag besuchen wir meine Familie. Am zweiten Feiertag steht die Entspannung im Vordergrund.

Claus Hipp (79), Unternehmer

Bei uns gibt es an Weihnachten keine komplizierte Küche, sondern ganz traditionell Weißwürste. Nach dem Essen und der Bescherung geht es in die Christmette nach Herrnrast. An Heiligabend wird auch vor dem Christbaum und natürlich in der Kirche gesungen. Das schönste Weihnachtslied ist für mich „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Am 27. Dezember sind dann auch die Enkelkinder zu Besuch. Besonders gerne erinnere ich mich an die Weihnachtsfeste in meiner Kindheit zurück, die ich in München verbracht habe. Einmal habe ich mich sehr über ein Paar Ski als Weihnachtsgeschenk gefreut. Und ich weiß noch gut, dass mein Vater an Weihnachten immer den Häftlingen im Pfaffenhofener Gefängnis Päckchen mit Lebkuchen gebracht hat, begleitet von Sepp Rath, dem damaligen Wirt vom Moosburger Hof, der den Gefangenen Würstl spendierte.

Uschi Kufer (66), Bäuerin und Zweite Vorsitzende im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte

Weihnachten verbringe ich sehr traditionell. An Heiligabend kommt meine Familie mit meinen sechs Enkelkindern mittags zum Essen. Wir sind insgesamt 16 Leute und es gibt Rinderrouladen. Das Essen bereite ich immer rechtzeitig vor. Anschließend kommt das Christkind und wir singen zusammen Weihnachtslieder, wobei meine Enkel die Liederauswahl treffen. Für die Familie geht es danach in die Kindermette, ich besuche am Abend meine Schwiegertochter und gehe dann ganz traditionell in die Christmette. Das gehört für mich seit meiner Kindheit zum Weihnachtsfest dazu. Für mich stehen an diesen Tagen auch nicht möglichst viele Geschenke im Vordergrund, sondern die Feier von Christi Geburt und die gemeinsame, wertvolle Zeit mit der Familie.

Steffen Kopetzky (46), Schriftsteller und Stadtrat

Bei uns ist Weihnachten eigentlich jedes Jahr anders. Meine Kinder gestalten schon sehr viel mit und treffen auch einige Entscheidungen, etwa was es zum Essen gibt. Diese Entwicklung finde ich wirklich sehr spannend. Dennoch gibt es ein paar Traditionen. Ich als Papa trage natürlich den Christbaum nach Hause, der an Heiligabend geschmückt wird. Wir machen jedes Jahr einen langen Spaziergang im Stadtwald und natürlich kommt die Familie zusammen. Am ersten Feiertag sind wir bei meiner Mutter, den zweiten verbringen wir dann im kleineren Kreis. Heiligabend selbst verbringe ich mit meiner Frau und meinen beiden Kindern. Wir essen zusammen und dann kommt das Christkind. Tradition ist es mittlerweile auch geworden, dass wir zusammen ein paar Folgen des Rosaroten Panthers anschauen.

Pater Benedikt Friedrich (52), Prior des Klosters Scheyern

An Heiligabend, nach der Christmette in Niederscheyern, geht es zurück ins Kloster. Hier versammeln sich alle Mitbrüder, und Abt Markus bringt das Weihnachtsgeheimnis mit dem in Verbindung, was uns das Jahr über bewegt hat. Anschließend gibt es selbst gebackene Plätzchen der Klosterküche und dazu Punsch. Christmetten in den Pfarreien beziehungsweise in der Basilika bilden den Höhepunkt. Am Weihnachtstag selbst haben wir in Scheyern keine Abendmesse, weil das für alle Mitbrüder die gemeinsame, entspannte Zeit bei einem guten Abendessen ist. Gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern gehört dazu. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag telefoniere ich mit meinen drei Geschwistern und schreibe meine persönlichen Grüße an Verwandte und alte Freunde, verbunden mit einem Jahresrückblick und Neujahrswünschen.