Denkendorf
Traditionelle Rollenbilder verändern

Bayerns Sozialministerin Emilia Müller sieht Männer mehr in der Pflicht bei Kindererziehung

18.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

Prominenter Besuch im Pfarrheim Zandt: Sozialministerin Emilia Müller war zu Gast beim Frauenbund Zandt und der Frauen-Union Denkendorf. Von links: Dritter Bürgermeister Josef Mosandl, Tanja Schorer-Dremel, Emilia Müller, Bürgermeisterin Claudia Forster und Frauenbundvorsitzende Lisa Böhm. - Foto: Wermuth

Denkendorf/Zandt (EK) Politik aus erster Hand wurde bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Frauenbund Zandt und Frauen-Union Denkendorf vermittelt. Gast im Pfarrheim Zandt war Emilia Müller, Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration in Bayern.

Die Politik stand im Mittelpunkt, aber der Besuch hatte durchaus auch privaten Charakter, denn ein Sohn der Ministerin wohnt seit Jahren in Zandt. Vor der Veranstaltung trug sich die Ministerin im Rathaus ins Goldene Buch der Gemeinde Denkendorf ein. Dabei stellte Bürgermeisterin Claudia Forster die Autobahngemeinde vor.

Themen des anschließenden Referats waren vor allem Frauen betreffende Angelegenheiten und - wie könnte es anders sein - die Asylproblematik. Begleitet wurde die Ministerin von Landtagsabgeordneter Tanja Schorer-Dremel und Bürgermeisterin Forster. Gekommen waren auch Denkendorfs Dritter Bürgermeister Josef Mosandl und die Ehrenvorsitzende der Kreis-Frauen-Union, Hildegard Schiester.

Die Vorsitzende des Frauenbundes Zandt, Lisa Böhm, wies in ihrer Begrüßung auf die Probleme hin, denen Frauen ausgesetzt seien, nämlich den familiären und den beruflichen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden.

Emilia Müller stellte zunächst ihren Aufgabenbereich vor, der genau genommen den Weg von der Wiege bis hin ins Seniorenalter beinhalte. Sie verteidigte das von der CSU installierte Elterngeld, das vom Bundesverfassungsgericht nur formal beanstandet worden sei und von 73 Prozent der berechtigten bayerischen Eltern in flexiblen Laufzeiten genutzt werde. Wichtig sei die Wahlfreiheit, die Frauen haben müssten. Bei alten Menschen sei wichtig, dass sie möglichst lange in ihrem persönlichen Umfeld verbleiben könnten, "daher müssen wir das neue Zusammenleben fördern".

Die Sozialministerin forderte weiterhin mehr Frauen in beruflichen Führungspositionen und ermunterte zu entsprechendem Engagement, "denn bei unserer Werteordnung muss die Gleichstellung von Mann und Frau selbstverständlich sein", so die Politikerin. Da sei noch viel Spielraum nach oben, obwohl heutzutage mehr Frauen an den Universitäten seien. Es werde noch zu viel an traditionellen Rollenbildern festgehalten. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr sei, dass vor allem Langzeitarbeitslose vermittelt werden können, erläuterte Müller.

Die Staatsregierung wolle vor allem eine familienfreundliche Arbeitswelt und einen weiteren Rentenpunkt für Mütter von vor 1992 geborenen Kindern. "Familienarbeit ist keine Arbeit zweiter Klasse", machte die Ministerin unmissverständlich deutlich, die ganz klar auch die Männer in der Kindererziehung gefordert sieht. Unverzichtbar in Bayern sei das Ehrenamt, lobte Emilia Müller. "Da ist auch das kommunalpolitische Engagement der Frauen gefordert", so die Ministerin. Frauen seien offen, teamfähig und einfühlsam, nannte Müller gute Eigenschaften - auch für Führungspositionen im Ehrenamt. Von 71 Landräten seien in Bayern nur vier Frauen, bei den Bürgermeistern seien es weniger als neun Prozent.

"Das Ehrenamt ist der Kitt der Gesellschaft" - mit diesem Spruch eröffnete die Ministerin das Thema Asyl. "Wir reden nicht mehr von einer Flüchtlingsbewegung, sondern von einer Völkerwanderung", machte die Rednerin deutlich. Ohne die vielen Ehrenamtlichen hätte Bayern, das am stärksten von der Zuwanderung betroffen ist, das Ganze bislang nicht schaffen können. "Ich bin absolut für eine Begrenzung des Zuzugs", stellte die bayerische Sozialministerin klar, die im Jahr 2015 auch wegen der 1,1 Millionen registrierten Flüchtlinge kaum Freizeit hatte. Es sei zu befürchten, dass es auch heuer nicht viel besser werde, denn vom 1. September 2015 seien bis heute weitere 797 000 gekommen. Bei der abschließenden Diskussion stand natürlich das Thema Asyl im Vordergrund.