Eichstätt
Traditionell, bunt, politisch

Volksfestumzug mit 53 Gruppen – Festwagen nehmen Bezug auf Herzogsteg und Proberaum-Problem

10.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr

−Foto: Katrin Poese

Eichstätt (EK) Nach dem verregneten Auftakt hatte das Wetter mit dem abschließenden Höhepunkt der Eichstätter Wiesn mehr Erbarmen. Die grauen Wolken am Sonntag zogen vorbei und ließen den Festzug unbehelligt. So sammelten sich viele Neugierige an Straßen, Plätzen und offenen Fenstern. Neben Trachten und Kapellen gab es auch ein paar Gruppen, die sich mit aktuellen und politischen Themen befassten: mit der Gespinstmotte, dem Herzogsteg oder einem Proberaum für die Stadtkapelle.

53 Festwagen, Kutschen und Gruppen zählte der Festumzug heuer – das waren 12 mehr als im vergangenen Jahr. Kurz nach 14 Uhr startete der lange Tross, der beim Aufstellen fast die gesamte Westenstraße gefüllt hatte. Viele Schützenvereine und die Jagdkönigin waren zu Gast – man konnte schmucke Trachten und Uniformen bestaunen. Ungewöhnliche Anblicke boten die Historische Radgruppe des RC Germania Weißenburg oder die Oldtimerfreunde Preith und die Lanz-Freunde mit ihren Traktoren und landwirtschaftlichen Geräten zum „Odlfoarn“ oder Schroten wie zu Großvaters Zeiten. Jubiläen spielten ebenfalls eine Rolle. Die Mittelschule Schottenau gönnte sich zu ihrem 40-jährigen Bestehen einen prächtigen Festwagen mit Band darauf. Und das Museum Bergér ließ einen großen Haufen Jurasteine samt klopfender Fossiliensammler durch die Stadt fahren, um auf die 50-Jahr-Feier im kommenden Juni hinzuweisen.

Politisch wurde es ab Gruppe 36. Stadtbaumeister Manfred Janner musste gleich bei zwei Themen einstecken. Zur Sperrung des Herzogstegs hatten sowohl „Die jungen Wilden“ als auch die Faschingsgesellschaft Eichstätt (FGE) ihren Wagen verziert. Die FGE begnügte sich mit dem Spruch „Über welche Brücke musst du gehn?“. Die jungen Wilden ließen dagegen wissen, dass sie einen Sündenbock auserkoren haben: mit „Manni unser ,Held’ – so verprasst er unser Geld“ und „Gutachten hier, Gutachten dort, so schwimmt unser Geld hinfort“.

Auch die Reservistenkameradschaft wandte sich an den Stadtbaumeister, allerdings mit einem Auftrag. „Die Fußballer griang an Kunstrasn – wo kann in Zukunft die Stadtkapelln blasn?“, hieß es auf dem Wagen, der mit Stühlen und Kapellennachwuchs bestückt war. Die Antwort kam gleich hinterher: „Lasst endlich mal den Janner ran – weil der Janner alles kann!“ Wie ein Reservist verriet, kennen einige aus der Kameradschaft das Problem aus ihren eigenen Familien – die Kinder spielen mit und wollen endlich in einem ordentlichen Raum proben, wie zu hören war.

 

„Die Fußballer griang an Kunstrasn – wo kann in Zukunft die Stadtkapelln blasn?“

Spruch auf dem Wagen der Reservistenkameradschaft

 

Besonders fleißig war der Obst- und Gartenbauverein Landershofen. Gleich zwei Themen hatten die Mitglieder bildlich dargestellt. Mit einer laufenden Wand mit Keith-Haring-Figuren darauf erinnerte der Verein an die bunte Gestaltung der Lärmschutzwand am Baugebiet Roter Bügel. Der Gespinstmottenbefall in diesem Jahr war bei den Gartlern ein Aufreger – jetzt gab sich der Nachwuchs des Vereins aber versöhnlich und zeigte mit detailverliebten Kostümen und großzügig geworfenen Bonbons, dass die vermeintlich ekligen Falter auch „süß“ sein können.