Eichstätt
"Tradition und Heimatgefühl vermitteln"

Der Bayerische Trachtenverband will mit einer Tagung in Eichstätt die regionale Mundart stärken

14.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Nachwuchssorgen gibt es nicht: Der Bayerische Trachtenverband befasst sich am Wochenende auf einer Tagung in Eichstätt besonders mit der Mundartpflege und dem Laienspiel. Die Trachtler sind ein starker Verband. Allein der Donaugau Ingolstadt zählt gut 6100 Mitglieder, Tendenz steigend. - Foto: Andreas Graf

Eichstätt (EK) Der Bayerischen Trachtenverband vereint 165 000 Erwachsene und über 100 000 Nachwuchstrachtler aus 22 Gauverbänden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit: Die Pflege von Mundart, Brauchtum und Laienspiel. Dazu findet am Wochenende eine Trachtlertagung in Eichstätt statt.

Eichstätt (DK) Der Bayerischen Trachtenverband vereint 165 000 Erwachsene und über 100 000 Nachwuchstrachtler aus 22 Gauverbänden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit: Die Pflege von Mundart, Brauchtum und Laienspiel. Dazu findet am Wochenende eine Trachtlertagung in Eichstätt statt. Einer der 22 Gauverbände ist der Donaugau Ingolstadt, dem gut 6100 Mitglieder in 32 Trachtenvereinen zwischen Berching und Aichach, Treuchtlingen und Saal an der Donau angehören. Der Gauvorsitzende Rudi Dietz aus Münchsmünster kann heuer sogar wieder eine leicht steigende Mitgliedertendenz im Donaugau vermelden: „Wir stehen gut da.“

Schwerpunkt der Tagung in Eichstätt wird das Laienspiel sein, als Fachreferent wurde der Eichstätter Autor und Spielleiter Florian Schmidt verpflichtet. Im Vorfeld der Tagung sprach Redakteurin Eva Chloupek mit dem Sachgebietsleiter Walter Sirch.

Herr Sirch, warum ist für die bayerischen Trachtler das Laienspiel ein wichtiges Thema?

Walter Sirch: Das Laienspiel ist bayerische Tradition. Über das Laienspiel kommen wir auch an unsere Mundart heran, es hilft mit, die regionalen Mundarten zu erhalten. Ich bin selbst auch ein leidenschaftlicher Laienschauspieler.

Sie sind unüberhörbar kein Oberbayer. Es kann also nicht um das TV-bekannte Bauerntheater im abgeschliffenen Fernsehbairisch gehen.

Sirch: Richtig, ich komme aus dem Ostallgäu. Es geht uns um die Mundart in der jeweiligen Region. Es muss nicht alles alt- und oberbaierisch sein. Außerdem will ich versuchen, dass man auch an kritische Themen herangeht.

Auf den Theaterbühnen der Trachtler wäre also Platz für neue Stücke?

Sirch: Ja genau, unbedingt. Ich liebe die Klassiker von Ludwig Thoma, Anzengruber und so weiter. Da ist überhaupt nichts dagegen zu sagen. Aber gerade Ludwig Thoma hat sehr sozialkritische Theaterstücke geschrieben, die in seine Zeit gepasst haben. Ich bedauere es, dass es in der jetzigen Zeit, in der es haufenweise Themen gibt, keine guten Theaterstücke dafür gibt.

Welche Themen hätten Sie denn gerne?

Sirch: Zum Beispiel die ganzen Landwirtschaftsumstrukturierung sei das jetzt die Gentechnik oder die Agrarfabriken oder das Biogasthema, wenn aus Lebensmittel Strom gemacht wird. Das wären schon Themen, von denen ich mir wünschen würde, dass darüber Stücke auf dem Markt wären, die das kritischer hinterfragen – und nicht nur so Theaterstückle, in denen es in Schenkelklopfermanier ums Fensterln geht oder ums Häusle vorm Haus. Da könnte ja durchaus humorig gemacht werden. Ich denke da an Ludwig Thoma und seine „Lokalbahn“, in der er ja bei allem Humor sehr kritisch mit der Obrigkeitshörigkeit zu Gericht geht. So etwas täte ich mir wünschen – übertragen in unsere heutige Zeit.

Warum gibt es solche Stücke nicht?

Sirch: Das Problem ist vielleicht, dass Autoren, die es im Kreuz hätten, so etwas zu schreiben, keine Theaterstücke mehr schreiben, sondern irgendwo beim Fernsehen sind.

Das eine sind also die Stücke, das andere die Gruppen, die sie dann spielen sollten. Mangelt es da auch?

Sirch: Nein, Gruppen haben wir viele. Sicher ein Drittel der Trachtenvereine in Bayern spielt auch Theater. Und dann gibt es ja noch viele andere Laienbühnen, die nicht im Trachtenverein angesiedelt sind. An Theatergruppen mangelt es in Bayern also nicht, da sind wir gut aufgestellt. Und da sind sicher einige dabei, die bereit wären,neue Themen auszuprobieren. Genau darüber will ich bei solchen Tagungen reden. Dass sich die Leute überlegen, nicht immer den gleichen Brei spielen und sich durchaus einmal an etwas anderes hinwagen.

Das Laientheater ist ja nicht Ihr einziges Medium, um die Mundartpflege voranzubringen. Der Bayerische Trachtenverband setzt sich auch für ein „Wahlfach Tradition“ an den Schulen ein. Was steckt da dahinter?

Sirch: Da sind wir derzeit mit dem Kultusministerium im Gespräch. Die Heimatkunde wird derzeit in den Lehrplänen leider sehr zurückgedrängt. Diese Entwicklung ist nicht gut. Wir wollen den Kindern wieder mehr Tradition, Mundart und Heimatgefühl vermitteln.

Was würde in diesem Wahlfach konkret unterrichtet? Und von wem?

Sirch: Das wäre mit Sicherheit erst einmal wieder mehr Heimatkunde. Aber natürlich auch weltliches und religiöses Brauchtum, das regional unterschiedlich ist. Da müssen wir dann auch in unseren Kreisen Ehrenamtliche suchen, die bereit sind, hier als Dozenten aufzutreten. Mir ist schon klar, dass das die Lehrkräfte nicht alles abdecken können.