Gunzenhausen
Touristiker fordern Taten

Albert Füracker vom neuen Heimatministerium in die Pflicht genommen

26.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:54 Uhr

Gedankenaustausch beim Tourismustag (von rechts nach links): Olaf Seifert (Tourismusverband Franken), Christoph Würflein (Naturpark Altmühltal), Landrat Anton Knapp, Staatssekretär Albert Füracker, Landrat Gerhard Wägemann, Hans-Dieter Niederprüm (Fränkisches Seenland) und der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal - Foto: Naturpark Altmühltal

Gunzenhausen/Eichstätt (EK) In die Pflicht genommen haben die Touristiker des Naturparks Altmühltal und des Fränkischen Seenlandes Staatssekretär Albert Füracker vom neuen Heimatministerium. Nach dem symbolischen Akt der Gründung müssten jetzt Taten folgen, hieß es.

Knapp wies auf die notwendige Unterstützung des Ministeriums für den ländlichen Raum hin – auch im Tourismus. „Was nutzt zum Beispiel die beste touristische App, wenn es kein Handynetz gibt“, fragte Knapp beim zweiten gemeinsamen Tourismustag des Naturparks Altmühltal und des Fränkischen Seenlandes in Gunzenhausen. Das Thema lautete „Tourismus im ländlichen Raum“.

Albert Füracker bat um etwas Geduld mit dem neuen Heimatministerium, das gerade erst im Aufbau sei, zeigte aber Verständnis: „Unser Auftrag ist es, die gleichen Grundlagen in allen bayerischen Landesteilen zu schaffen, das gilt natürlich auch für die Digitalisierung. Der Urlauber, der unsere ländlichen Regionen besucht, soll nach seiner Rückkehr zu Hause für uns werben – und nicht sagen: Fahr da bloß nicht hin, da funktioniert noch nicht einmal das Internet richtig.“ Er versicherte: „Die starke Förderung des Tourismus durch die bayerische Staatsregierung wird bleiben, da wir unsere Spitzenstellung auch im Tourismus halten wollen.“

Denn der ländliche Raum sei wichtig für den bayerischen Tourismus, da gerade hier Werte wie Lebensfreude und Heimatverbundenheit gelebt würden. Und: „Der Tourismus ist als Leitwirtschaft ein wichtiger Player im ländlichen Raum.“ Füracker bestätigte damit auch, was Landrat Gerhard Wägemann (Weißenburg-Gunzenhausen) zuvor betont hatte: „Der Tourismus trägt genauso viel zur Wertschöpfung in Bayern bei wie die Automobilbranche.“ Und das werde er auch in Zukunft – wenn der ländliche Raum sich auf seine Stärken besinne, meinte im Anschluss Hagen Melzer von Projekt M, einer Unternehmensberatung für die Tourismus- und Freizeitbranche. Melzer stellte die Studie „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ vor, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zusammen mit dem Deutschen Reiseverband erarbeitet wurde.

„Natur, Entschleunigung, aktive Bewegung – die Reisebranche ist gerade dabei, Deutschland als Reiseland wieder zu entdecken.“ Auf der Positivseite vermerkte er auch die Vielzahl an Zielgruppen, die ländliche Destinationen ansprechen können: „Badeurlauber, sportliche Performer, landaffine Familienmenschen und konservative Gesundheitsorientierte.“

Als Probleme für den Tourismus im ländlichen Raum nannte Melzer neben Bevölkerungsschwund und Strukturwandel auch das oft zu kleinteilige und austauschbare Angebot. „Integrieren Sie die lokale und regionale Identität, setzen Sie den Fokus auf die Qualität und reduzieren Sie Ihr Angebot auf die Topprodukte. Und: Vernetzen Sie alle, vom Handwerk über die Landwirtschaft bis zum Bauunternehmen, um eine gemeinsame Identität zu schaffen und zu vermarkten.“

Damit stieß er bei den Anwesenden auf offene Ohren. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Klaus Seeger, betonte Naturparkgeschäftsführer Christoph Würflein: „Wir können nicht auf den Investor von außen hoffen, wir haben genug Leute mit guten Ideen und auch mit dem nötigen Kleingeld. Die müssen sich aber auch verstärkt auf ihre Identität, auf ihre Heimat besinnen. Hier kann das neue Heimatministerium vielleicht unterstützend eingreifen und möglichen Investoren mehr Planungssicherheit vor Ort geben.“

Einmal gefundene und bewährte Identitäten dürften jedoch nicht verwässert werden, ergänzte Olaf Seifert, der als Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken zu Gast war. „Regionalmanagement zum Beispiel ist für den ländlichen Raum wichtig und wertvoll – im Tourismus sollte aber auf die vorhandenen touristischen Strukturen und Marken gesetzt werden.“