Peking
Totgesagte leben länger

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Peking (AFP) Gerüchten zufolge ist Chinas Ex-Präsident Jiang Zemin vor wenigen Monaten gestorben - in Wahrheit aber ist der 91-Jährige ausgesprochen lebendig und zeigte sich gestern beim Kongress der Kommunistischen Partei in Peking der erstaunten Öffentlichkeit. "Ich möchte gerne sein Geheimnis für Langlebigkeit kennen", schrieb ein Nutzer des chinesischen Twitter-Pendants Weibo.

Ein anderer schrieb in dem Kurznachrichtendienst: "Meine Güte! Der wird immer jünger." Binnen weniger Stunden wurden die meisten Kommentare über den Ex-Präsidenten allerdings durch die chinesische Internetzensur wieder gelöscht.

Der betagte Ex-Staatschef saß neben Präsident Xi Jinping und stand für die Nationalhymne sogar auf. Wegen seines breiten Grinsens und seiner großen Brille hat Jiang in China auch den Spitznamen "Frosch". Aus der Menge seiner Parteigenossen stach er am Mittwoch hervor, als er mit einer Lupe Xis Redetext verfolgte oder während der dreistündigen Veranstaltung auf seine Uhr schaute.

Jiang, ein ehemaliger Fabrikarbeiter, kam nach der Niederschlagung der Tiananmen-Proteste von 1989 in China an die Macht. Sein Vermächtnis wird heute unterschiedlich bewertet: Zwar führte er das Land zu rapidem wirtschaftlichem Aufschwung, doch entstand dabei auch die massive Ungleichheit in der Gesellschaft, mit deren Folgen China bis heute zu kämpfen hat.