Tote Frau in Neustadt: Staatsanwalt geht von Tötungsdelikt aus

58-Jährige in Neustadt wurde erschossen – 21-köpfige Ermittlungsgruppe

09.12.2015 | Stand 21.12.2015, 17:22 Uhr
Tatort Rentamtstraße: In dieser Dachgeschosswohnung wurde die 58-Jährige tot gefunden. −Foto: Scholtz

Neustadt (DK) Die 58-jährige Frau, die am Montag tot in ihrer Wohnung in der Neustädter Rentamtstraße gefunden wurde, ist nach Aussagen der Polizei erschossen worden. "Die Schussverletzung war todesursächlich" konstatierte die Kripo Landshut gestern Vormittag.

"Mittlerweile gehen wir von einem Tötungsdelikt aus", erklärte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler gestern Abend gegenüber unserer Zeitung. "Trotzdem ist ein Suizid nach dem derzeitigen Ermittlungsstand nicht ganz auszuschließen."

Am Montagabend kurz vor 21 Uhr ging bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern über Notruf die Mitteilung ein, dass die 58-Jährige von ihrem Vater tot in der Wohnung aufgefunden wurde. Am Dienstagnachmittag wurde die Leiche im Institut für Rechtsmedizin in Erlangen obduziert. Demnach wurde die Frau erschossen, angeblich hat die Polizei in Neustadt intensiv nach der Tatwaffe gesucht.

Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft Regensburg und Kripo Landshut laufen, so Ziegler, auf Hochtouren. Die Kripo hat eine 21 Personen starke Ermittlungsgruppe gegründet. "Das ist schon erheblich", sagt Ziegler. "Es wird intensiv gearbeitet." Nun werde versucht, den Tathergang zu rekonstruieren.

Der Todeszeitpunkt dürfte nach Aussagen der Polizei bereits mehrere Tage zurückliegen. Staatsanwalt Ziegler bestätigt dies: "Der Auffindetag ist nicht der Todestag." Er will aber aus ermittlungstechnischen Gründen keine weiteren Details verraten. Der Tatort liegt in der Rentamtstraße von Neustadt, die Frau lebte dort in einer Dachgeschosswohnung. Im Umfeld des Tatorts wurden am Dienstag zahlreiche Befragungen durchgeführt, es wurden auch mehrere Personen durch die Polizei vernommen. Konkrete Hinweise ergaben sich nicht. "Es gibt weder Personen, die tatverdächtig sind, noch gibt es bislang Festnahmen", verdeutlicht Ziegler.

"Sie war in ihrer Jugend ein so hübsches Mädchen", erinnert sich eine Neustädterin, die nur zwei Jahre jünger ist als die Tote. Allerdings habe sie sie nur "vom Sehen her" gekannt. Nach der Schule studierte die Verstorbene und arbeitete später als Ingenieurin. Zum Vater, der ihre Leiche am vergangenen Montag entdeckte, soll sie "ein recht gutes Verhältnis" gepflegt haben. Das ist jedenfalls der Eindruck, den die Nachbarn hatten. Oft seien die beiden sonntags gemeinsam zum Essen in einen der Gasthöfe in der Stadt eingekehrt.

Ansonsten weiß kaum jemand etwas: "Ein unbeschriebenes Blatt", meint ein Rentner, der gerade drei Häuser weiter wohnt: "Für mich war sie halt eine aus der Nachbarschaft, mehr nicht." Erst als Polizeibusse und Einsatzwägen den Stadtplatz beherrschten und die Zugänge zur Rentamtstraße gesperrt wurden, habe er von dem Tod erfahren. Ein anderer will gehört haben, "wie sich der Vater und sein jüngster Sohn so laut gestritten haben, dass es jeder mitgekriegt hat." Angeblich sollen es die beiden nicht besonders gut miteinander gekonnt haben. Der Sohn war ein Nachkömmling aus zweiter Ehe des Vaters, der ihn nie habe "hochkommen lassen." Diesen Eindruck hatten nicht nur die wenigen Bekannten der Familie.

Die Tote lebte sehr zurückgezogen. Erst vor zwei Jahren war sie von Oberndorf bei Bad Abbach in das neue Stadthaus in die Rentamtstraße gezogen. Selten soll sie ihre Wohnung im obersten Stock verlassen haben. "Ihr weißer VW-Bus stand meistens tagelang auf dem Parkplatz." Im ersten Jahr legte sie nahe an der Stadtmauer, an die ihr Wohnhaus grenzt, einen kleinen Garten an. "Liebevoll hat sie ihn gepflegt und wirklich hübsch herausgeputzt", erinnert sich einer der Bewohner. Im letzten Jahr sei das kleine Paradies, das sie sich dort geschaffen habe, "allerdings völlig verwildert. Da wurde nichts mehr angerührt."

Die Ermittler der Kriminalpolizei Landshut hoffen bei ihren Ermittlungen natürlich auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer hat in den vergangenen Tagen in der Rentamtstraße verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Tat stehen könnten? Hinweise bitte an die Kripo Landshut unter der Telefonnummer (08 71) 92 52-0 oder an jede andere Polizeidienststelle.