Leichenfund am Dienstag
Tote Familie in Trostberg: Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen

Rentner-Ehepaar und Sohn wurden in alleinstehendem Haus gefunden - Polizei: Keine Hinweise auf Verbrechen

16.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:18 Uhr
In diesem Haus am südöstlichen Rand von Lindach lebten die betagten Eltern mit ihren beiden Söhnen. −Foto: Herbert Reichgruber

Ein unfassbares Drama hat sich in den vergangenen Tagen in einem Einfamilienhaus in Lindach bei Trostberg (Landkreis Traunstein) abgespielt.

Nach dem Fund dreier Leichen in einem Wohnhaus in Trostberg (Landkreis Traunstein) dauern die Ermittlungen der Polizei an.

Die Ereignisse sind noch nicht endgültig geklärt, fest steht derzeit nur, dass es drei Tote gegeben hat: Die Leichen der Eltern (beide über 80 Jahre) und eines Sohnes (50) wurden am Dienstagmittag gefunden, berichtete die Passauer Neue Presse. Der zweite Sohn (48) konnte aufgrund seiner schweren Behinderungen keine Hilfe rufen, wird aber inzwischen in professioneller Obhut betreut. Polizei und Staatsanwaltschaft versichern zudem, dass nichts auf ein Verbrechen hindeutet.

Vor allem die Spurensicherung ist derzeit mit den Untersuchungen beschäftigt. Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat am Mittwochnachmittag die Leichname im Rechtsmedizinischen Institut in München obduzieren lassen. Derzeit dauern die rechtsmedizinischen Untersuchungen laut Polizei jedoch noch an.

Entdeckt wurden die Toten am Dienstagmittag offenbar, weil der 50-Jährige sich nicht bei seinem Arbeitgeber gemeldet hatte. Unbestätigten Angaben zufolge hatten Kollegen am Dienstag bei ihm angerufen. Ans Telefon sei der Bruder gegangen, der letztlich nur bestätigt habe, dass er Hilfe benötige.

Eltern und Sohn lagen an verschiedenen Orten im Haus

Vor Ort wurde dann der hilflose 48-Jährige im Erdgeschoss des alleinstehenden Hauses angetroffen. In einem Bett im Erdgeschoss fand man außerdem seine verstorbene Mutter. Im Gang des Anwesens wurden der tote 82-jährige Vater sowie im Obergeschoss die Leiche des 50-jährigen Sohnes entdeckt.

Oberstaatsanwalt Björn Pfeifer bestätigte am Mittwoch nur, dass "im Stadtgebiet Trostberg drei Tote gefunden worden sind". Die Leichen hätten keine äußeren Verletzungen aufgewiesen. Es gebe keinen Anhaltspunkt, dass sie jemand umgebracht habe. Um die Todesursachen zu klären, wurden Eltern und Sohn noch am Dienstag in die Rechtsmedizin nach München zur Obduktion gebracht. Mit einem ersten Ergebnis ist laut Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, frühestens am Donnerstag zu rechnen. Die Kripo habe die Ermittlungen aufgenommen. Es gebe vorerst auch keinen Hinweis, dass es sich um einen erweiterten Suizid handle. Weitere Auskünfte würden frühestens am Donnerstag gegeben.

Hilflose Mutter liegt im Bett, Sohn kann nicht helfen

Der Traunsteiner Oberstaatsanwalt Björn Pfeifer bestätigte, dass wohl "sehr langwierige Ermittlungen" zur Klärung des Falles nötig seien. Offiziell nicht bestätigt wurde am Mittwoch von den Behörden die bisherigen Recherchen der PNP zu der Tragödie. Demnach gibt es Hinweise darauf, dass Vater und Sohn an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben sind. Aus einem Ofen soll Rauch in die Räume gedrungen sein. Die 86-jährige Mutter soll infolge gesundheitlicher Probleme im Bett gelegen haben und nicht in der Lage gewesen sein, Hilfe zu rufen. In ihr Zimmer seien die giftigen Rauchgase aber nicht gelangt. Dies war offenbar auch am unbekannten Aufenthaltsort des überlebenden 48-jährigen Sohnes im Haus der Fall. Der Überlebende soll weder imstande gewesen sein, in solchen Fällen selbst Hilfe zu holen, noch sich um seine hilflose Mutter zu kümmern. Sie sei schließlich auch verstorben.

Noch sind die Todeszeiten von Eltern und Sohn nicht von der Rechtsmedizin eindeutig festgestellt worden. Wie lange der 48-jährige Überlebende neben seinen toten Angehörigen im Haus wohnte, ist unklar. Bisher ist die Rede von einigen Tagen. Wie Polizeisprecher Stefan Sonntag versicherte, habe die Polizei die Betreuung des 48-jährigen Sohnes "angestoßen": "Den lässt man nicht alleine, um ihn kümmern sich die zuständigen Behörden. "

Familie seit längerer Zeit in Quarantäne

Unentdeckt blieb die Tragödie offenbar vor allem deshalb, weil die Familie wegen einer Corona-Infektion seit längerem in Quarantäne war. Zudem bestätigen Nachbarn, dass die Eltern in dem kleinen Ort mit rund 400 Einwohnern kaum Kontakt mit den Nachbarn hatten. Das die Familie sehr zurückgezogen gelebt hatte, bestätigte auch Trostbergs Bürgermeister Karl Schleid. Er zeigte sich gestern betroffen von dem Unglücksfall: "Es ist erschütternd und tragisch, wenn so etwas passiert und dass so etwas passiert. "

Herbert Reichgruber