Ingolstadt
Tomaten für Prinzessinnen

07.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Ingolstadt (DK) Ein Blick in den Einkaufskorb. Fehlanzeige bei Birgit und Jutta. Fällt aus. Sie haben keinen dabei. Brauchen keinen. Weil sie nicht zum Einkaufen gekommen sind. Eigentlich nicht. Am Ende können sie aber doch nicht ganz widerstehen. Aber dazu später.

Einen Blick in ihr Herz können sie bieten. Sagen sie. Und plaudern gleich munter drauf los. Den Wochenmarkt erleben wollen sie, stimmen die beiden überein. Mit all seinen Naturprodukten. Mit der Frische der Waren. Mit der Freude der Menschen.

Und wenn sie so erzählen, dann hört man, dass sie nicht immer in Ingolstadt gelebt haben. Jutta Nitzsche stammt aus Schwerte. Und Birgit Gramer aus Sachsen. Genauer gesagt aus Hohenstein-Ernstthal. Der Geburtsstadt Karl Mays. Jutta ist als externe Mitarbeiterin in der Technischen Entwicklung von Audi tätig. Birgit träumt den Traum von einem eigenen Kosmetikstudio. Nicht von irgendeinem. Von einem ganz besonderen.

Dazwischen naschen die beiden immer wieder von sonnengereiften Tomaten aus Italien. Lassen sich kleine schwarze Oliven aus Griechenland schmecken. Und so weit ist die Idee vom Kosmetikstudio, so wie sie es meinen, vom Wochenmarkt gar nicht entfernt. "Natur pur" nämlich ist ihre Philosophie. Behandlung mit ausgewählten, besten Produkten aus aller Welt: Weizen zur Gesichtsreinigung. Glucose und Fructose zur Haarentfernung und als Peeling Aloe Vera – die Königin der Wüste, die schon von Kleopatra geschätzt wurde. Dudu Osun, ein altes Rezept aus Nigeria mit hautreinigender Kakaoschale. Zitronen von der Amalfiküste.

Dazwischen wieder ein paar Spalten Tomate. Oliven.

Ein kleines bisschen anders als die meisten anderen Marktbesucher sind die beiden schon. Das waren sie schon vor ein paar Monaten bei der ersten Begegnung auf dem Wochenmarkt. Da waren sie gerade auf der Suche nach Prinzessinnenkleidern. Und es war nicht gerade Fasching. "Nur so", erklären sie ihre Idee von damals. "Um einmal so auszusehen, wie man gerne aussehen würde." So wären sie einfach im Prinzessinnengewand durch die Stadt gegangen, um den "Sternenstaub der Liebe" zu verteilen.

Schon ein bisschen abgehoben, aber sehr, sehr nett. Und sympathisch, wenn sie auf den Wochenmarkt und seine Stände blicken. Dabei aus der Bibel Johannes 10, 10 zitieren: "Ich bin gekommen, damit sie Leben haben, Leben in reicher Fülle."

Und wieder ein bisschen etwas von der köstlichen Tomate. Ja, köstlich, diese Tomaten. Träume vom Süden. Von einer unbeschwerten Woche auf einer Insel.

Woher kommen diese Tomaten eigentlich? Aus Italien. Heißen sardische Tomaten. Werden aber oft auf Sizilien angebaut. "Eine der geschmacksintensivsten Sorten, die es gibt", schwärmt Gertrud Sandner und lässt die Kunden an ihrem Stand gerne davon kosten. Dazu frische weiße Zwiebeln, die jetzt besonders mild sind.

Am Ende ist es um Birgit und Jutta geschehen. Jutta besorgt zwei Plastiktüten voller sardischer Tomaten. Eine für Birgit. Eine für sich selbst. Jeweils ein paar weiße Zwiebeln dazu. Dann entschwinden sie. Die beiden Prinzessinnen. Am Abend wird es frischen Tomatensalat geben. In reicher Fülle.