Riedenburg
Toleranz, Aufgeschlossenheit, Integration

Im Wahlfach "Wir sind Vielfalt" an der Staatlichen Realschule geht es um demokratische Werte

20.12.2020 | Stand 24.12.2020, 3:34 Uhr
An einem Stand präsentierten die Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Realschule die Projekte, die sie in ihrem Wahlfach "Wir sind Vielfalt" umsetzten, und verkauften die Gute Schokolade der Initiative Plant for the Planet. −Foto: JSM Riedenburg

Riedenburg - "Wir sind Vielfalt" heißt das Wahlfach, dass es an der Staatlichen Realschule Riedenburg seit vergangenem Schuljahr gibt.

Zusammen mit ihrer Lehrerin Birgit Kleine Büning beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit demokratischen Werten wie Toleranz, Aufgeschlossenheit und gelebter Integration - und setzen sich auch ganz praktisch dafür ein. Bei einer Online-Abschlussveranstaltung mit der Bayrischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Carola Trautner präsentierten die Jugendlichen vor Kurzem ihre Projekte. In diesem Beitrag lassen wir sie ebenfalls selbst zu Wort kommen:

"Für das Wahlfach ,Wir sind Vielfalt' sammelten wir zunächst selbst Ideen und planten dann verschiedene Projekte, die uns am Herzen lagen. Unsere erste Aktion führte unsere Gruppe ins Seniorenheim in Riedenburg. Gemeinsam bastelten wir mit viel Spaß und Fantasie den Fensterschmuck für die bevorstehende Weihnachtszeit. Dabei wurden in anregenden Gesprächen Erfahrungen aus früherer und heutiger Zeit ausgetauscht. Beim anschließenden Kaffeetrinken konnten die von den Schülerinnen und Schülern selbst gebackenen Plätzchen verzehrt werden und jeder Bewohner erhielt eine selbst gebastelte Karte mit guten Wünschen oder Gedichten. Den Abschluss des für alle schönen und harmonischen Nachmittags bildete das Vorlesen einer lustigen Weihnachtsgeschichte von Toni Lauerer.

Einige Wochen später erfolgte der Besuch der Straubinger Werkstätten St. Josef für Menschen mit Behinderung in Riedenburg. Nach einem kurzen Betriebsrundgang mit dem Zweigstellenleiter Ludwig Maier durften wir, mit hygienischer Schutzkleidung ausgestattet, in der Werkstattküche aktiv den dort beschäftigten Menschen helfen und das Essen für den nächsten Tag mit vorbereiten. So kam man sofort angeregt ins Gespräch miteinander, sei es über das Kochen, Fußball oder andere Themen. Abschließend verbrachte man die gemeinsame Kaffeepause mit selbstgebackenem Kuchen und Tee im Aufenthaltsraum bei einem gemütlichen Ratsch. Alle Beteiligten haben diesen Besuch sehr genossen.

Im Frühjahr besuchten wir zwei Integrationsklassen am Beruflichen Schulzentrum Kelheim. Dort werden vor allem Schüler mit Migrationshintergrund auf das Berufsleben in Deutschland vorbereitet. Bei Kaffee und Kuchen begannen wir und die Geflüchteten sofort, uns gegenseitig aus unserem Leben zu erzählen. Die sprachlichen Hürden spielten dabei keine Rolle und es wurden viele Informationen über Berufswünsche, Schulfächer, aber auch Hobbys und Schwierigkeiten in Deutschland ausgetauscht. Auch der bairische Dialekt wurde ein wenig geübt. Die Zeit verging wie im Flug, Vorurteile aufgrund von Herkunft und Religion hatten an diesem Nachmittag keinen Platz.

Das Coronavirus führte leider dazu, dass weitere Projekte im Schuljahr 2019/20 verschoben werden mussten. So war ein Workshop zum Thema Sexualität in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt geplant, um auch dem Thema Homophobie einen Platz einzuräumen. Des Weiteren wollten wir gerne mit den Bewohnern des Seniorenheims bei schönem Wetter Rollstuhlausflüge in Riedenburg unternehmen. Auch die Organisation einer Theateraufführung zum Thema Rechtsextremismus mit externen Schauspielern war angedacht.

Bei unserem ersten Treffen in diesem Schuljahr mussten wir zunächst überlegen, was aufgrund der Hygienebedingungen und Corona-Auflagen überhaupt möglich ist. Ein großes Anliegen von uns allen ist es, auch Menschen in ärmeren Ländern zu unterstützen. Deshalb luden wir einen Lehrer unserer Schule, der sich privat für ein Projekt in Südafrika engagiert, zu einem Vortrag ein. Dieser schilderte sehr anschaulich und bewegend die schwierigen Bedingungen, unter denen viele Kinder aufgrund von Aids, Corona und der vorherrschenden Armut dort leben. In Absprache mit unserem Schulleiter Thomas Dachs beschlossen wir deshalb, ein Kind vor Ort mit einem monatlichen Spendenbeitrag zu unterstützen, um ihm eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Bei der schwierigen Auswahl eines Kindes entschieden wir uns für einen sechsjährigen Jungen, der mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern in einem Township in Südafrika lebt.

Um das Geld für unser Patenkind zu sammeln, wird unser Team zunächst alle Klassen persönlich darüber informieren. In Form einer Spendenaktion im Dezember soll dann Geld dafür gesammelt werden. Als Pate kommt man für Schulgebühren, Schuluniformen, Schulausflüge und  das tägliche Mittagessen des Patenkindes auf. Durch  Informationsveranstaltungen, Ausbildungsmöglichkeiten oder Beratung bei familiären Problemen profitiert darüber hinaus die ganze Familie von der Unterstützung.

Diese Aktion verbinden wir mit einem Verkaufsstand für Fair-Trade-Produkte, um unseren Mitschülern den Wert eines weltweit fairen Handels näherzubringen und vor allem die Unterstützung der Kleinbauern in Entwicklungsländern in den Vordergrund zu stellen. Mitte November erhielten wir dazu zunächst selbst einen Vortrag im Eine-Welt-Laden in Kelheim und suchten dann die Produkte aus, die wir an unserem Stand verkaufen wollten. Aufgrund der Einschränkungen durch Corona wird der Fair-Trade-Verkauf in den Sommer verschoben.

Wir wollten an unserem Sozialen Tag im Dezember auch die fair gehandelte Gute Schokolade zum Verkauf anbieten. Damit kann ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, da die dahinterstehende Organisation Plant for the Planet für jeweils fünf verkaufte Schokoladen einen Baum pflanzt. "

DK