Tödliche Schüsse an Ettinger Straße: Beschuldigter erhielt keine korrekte Anklageschrift

Mordprozess: Stolperstein zum Auftakt

11.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:58 Uhr
Dem Angeklagten wurde nicht rechtzeitig eine Anklageschrift in seiner Muttersprache zugestellt. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Es wirkte wie eine Hinrichtung nach Gangstermanier, und womöglich ist es genau dies gewesen.

 

Vor dem Ingolstädter Landgericht sollte am Donnerstagmorgen der Mordprozess gegen jenen türkischstämmigen Mann beginnen, der am 19. Juni vorigen Jahres einen 50-jährigen Landsmann in einem Ingolstädter Internetlokal mit mehreren Pistolenschüssen getötet haben soll. Allerdings wurde der Start vom Gericht verstolpert: Dem Angeklagten wurde nicht rechtzeitig eine Anklageschrift in seiner Muttersprache zugestellt.

Es wurde deshalb ein sehr kurzer erster Verhandlungstag: Weil das Gericht erst jetzt, zum geplanten Auftakt direkt im Verhandlungssaal, eine leserliche Anklageschrift aushändigen konnte, muss nun eine Zustellungsfrist formal eingehalten werden. Die 1. Strafkammer unter Vorsitz von Landgerichtsvizepräsident Konrad Kliegl geht damit auf Nummer sicher, um nicht vom Start weg einen Revisionsgrund zu liefern. Wirklicher Auftakt soll nun am 23. Februar sein - am ursprünglich zweiten angesetzten Verhandlungstag.

Zum Sachverhalt: Der 38-jährige Angeklagte soll das Opfer aus Rache und somit aus niedrigen Beweggründen erschossen haben. Dem dramatischen Showdown in dem unter Türken beliebten Lokal an der Ettinger Straße soll einige Tage zuvor ein handgreiflich eskalierter Streit um einen Autokauf vorausgegangen sein. Danach soll sich der mutmaßliche Schütze den bislang bekannten Ermittlungsergebnissen zufolge derart tief in seiner Ehre gekränkt gefühlt haben, dass er es seinem Landsmann blutig heimzahlen wollte.

Der zuletzt in Ingolstadt wohnhafte mutmaßliche Täter soll für den Angriff auf sein argloses Opfer, das sich unter den Gästen des Lokals befunden hatte, eine Pistole vom Typ Ceska (Kaliber 7,65) benutzt haben. Er hatte sich beim Eintreffen der Polizei unmittelbar vor dem Lokal widerstandslos festnehmen lassen. Seither sitzt der Mann, der nach DK-Informationen in der regionalen Rauschgiftszene bekannt und auch eindeutig vorbestraft sein soll, in Untersuchungshaft. DK

Bernd Heimerl