Ingolstadt
Tod im Obdachlosenheim: Prozessbeginn im Oktober

Bei einer ganzen Reihe schwerer Kriminalfälle aus den vergangenen Monaten ist inzwischen die Justiz am Zug

06.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr

Ingolstadt (hl) Am Mittwoch war es genau ein Jahr her, dass in der Obdachlosenunterkunft Am Franziskanerwasser eine junge Frau gewaltsam ums Leben gekommen ist: Eine 33-jährige Bewohnerin war durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf getötet, also erschlagen worden.

Einen Tag später war ihr früherer Freund, wohl mehr schon Ex-Lebensgefährte, unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden. Seither sitzt dieser inzwischen 49-jährige, zuvor obdachlose Mann in Untersuchungshaft.

Wie die Ingolstädter Staatsanwaltschaft jetzt auf Anfrage erklärte, ist das Ermittlungsverfahren in diesem Fall inzwischen mit der Anklageerhebung beim Landgericht abgeschlossen worden. Die dortige 1. Strafkammer, die bei Tötungsdelikten als Schwurgericht fingiert, hat die Anklage demnach auch zugelassen. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter - der Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft lautet auf Totschlag, es gibt aber offenbar noch einige weitere Anklagepunkte wegen "kleinerer" anderer Delikte - soll am 25. Oktober beginnen.

Auch bei den Ermittlungen zu einer ganzen Reihe weiterer Kapitalverbrechen aus den vergangenen Monaten ist die Ingolstädter Kripo inzwischen weitergekommen, so dass teils die Akten bereits bei der Justiz gelandet und Strafverfahren in Vorbereitung sind. So dürfte der spektakuläre Kettensägen-Überfall auf einen Pizzaboten Anfang Januar an der Keplerstraße wohl noch im Laufe der kommenden Monate vor der Jugendkammer des Landgerichts verhandelt werden. Die Staatsanwaltschaft hat hier zwei junge Männer angeklagt, denen sie die direkte Beteiligung an der Bedrohung des Lieferanten mit einem Beil und einer laufenden Kettensäge vorwirft. Ein dritter Jugendlicher wird sich lediglich wegen Mittäterschaft beim Überfall verantworten müssen; er soll den Ermittlungen zufolge aber nicht an dem wilden Kerngeschehen beteiligt gewesen sein.

Auf der Zielgeraden ist die Ermittlungsbehörde auch bei einem weiteren spektakulären Fall angekommen: Die Schüsse auf einen 41-jährigen Ingolstädter mit griechischen Wurzeln in einer Tiefgarage an der Hindemithstraße im vergangenen März dürften höchstwahrscheinlich in Kürze eine Anklageerhebung nach sich ziehen. Die Staatsanwaltschaft stehe hier kurz vor der so genannten Abschlusserklärung, hieß es gestern auf Anfrage. Beschuldigt sind zwei Männer russischer Herkunft, die nach wie vor in U-Haft sitzen. Ursprünglich war hier sogar gegen fünf Verdächtige ermittelt worden.

Der tragische Fall einer Kindstötung in Reichertshofen im vergangenen April dürfte zunächst auf die vorläufige Unterbringung der 36-jährigen Mutter in der Psychiatrie hinauslaufen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Antrag auf Eröffnung eines entsprechenden Sicherungsverfahrens gestellt. Eine Strafkammer wird dann - vermutlich erst im Spätherbst oder Winter - über eine mögliche langfristige Unterbringung der Frau zu entscheiden haben, die nach (mutmaßlicher) Tötung ihres dreijährigen Sohnes ihre Kleider in Brand gesetzt, diesen Suizidversuch jedoch schwer verletzt überlebt hatte.

Zum gewaltsamen Tod eines 36-Jährigen in einer Kleingartenanlage bei Friedrichshofen am Ostermontag wird weiter ermittelt. Ein im U-Haft sitzender dringend Tatverdächtiger soll sich jetzt nach langem Schweigen zwar erstmals geäußert, aber nur seine kurzzeitige Anwesenheit am Tatort eingeräumt haben. Ein Geständnis liegt also nicht vor.