Ingolstadt
Tiefschläge für Petroplus

Ermittlungen in Frankreich – Ingolstadt braucht 500 Millionen Euro

26.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:54 Uhr
Die Petroplus-Raffinerie −Foto: Rössle

Ingolstadt/Zug (DK) Die Pleite der Petroplus Holdings AG ist jetzt offiziell. Der Schweizer Mineralölverarbeiter und -händler stellte gestern sowohl für sich selbst als auch die Tochter Petroplus Marketing AG den bereits angekündigten Antrag auf Nachlass-Stundung.

Wie das Unternehmen in Zug (Schweiz) weiter mitteilte, wurden auch für vier französische Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt. Für einige der Unternehmen wurde FHB Administrateurs Judiciaires zum Vermögensverwalter bestellt. Die britischen und deutschen Petroplus-Töchter stehen seit Dienstag unter vorläufiger Insolvenzverwaltung.

In Frankreich hat das Unternehmen inzwischen die Ermittlungsbehörden am Hals. Petroplus wies die Vorwürfe einer betrügerischen Bankrotterklärung jedoch umgehend zurück. Es seien nach der Insolvenzanmeldung für die französischen Töchter dort keinerlei Mittel abgezogen worden. Es geht dabei um Guthaben der Petroplus Marketing France SAS bei der Deutschen Bank über 124 Mio. und 59 Mio. 1.

Nach dem Antrag auf Nachlass-Stundung hat die Ratingagentur Moody’s das Rating zur Ausfallwahrscheinlichkeit von Petroplus von „Caa3“ auf „D“ und das Gruppenrating von „Caa2“ auf „Ca“ herabgestuft. Die Bonität der unbesicherten Anleihen über 1,6 Mrd. Dollar wurde auf „Caa3“ gesenkt.

Für die deutschen Peroplus-Töchter, insbesondere die Raffineriegesellschaft Ingolstadt, haben der Antrag der Muttergesellschaft auf Nachlass-Stundung sowie die Herabstufung jedoch „keinerlei Bedeutung“, sagte Sebastian Brunner, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé. Im Vordergrund stehe jetzt, in der Raffinerie Ingolstadt die Produktion weiterlaufen zu lassen. Bis zur Beendigung des vorläufigen Insolvenzverfahrens Ende März werden dafür laut Brunner bis zu 500 Mio. Euro für Rohölkäufe gebraucht. Um das Geld aufzutreiben, würden „alle erdenklichen Quellen“ angezapft – etwa durch den beschleunigten Einzug von Forderungen. Es könnten aber auch Banken und Kunden angesprochen werden.

Jaffé bemüht sich ferner um Investoren für die deutschen Petroplus-Töchter. Vorrangig wird mit Unternehmen aus der Mineralölbranche gesprochen. Den rund 330 Beschäftigten in der Ingolstädter Raffinerie versicherte er aber: „Wir küssen jeden Frosch.“