Roth
Tiefer Einblick in künstlerisches Schaffen

Die Spectrum-Künstlerinnen Roswitha Madlon Hölle und Annelies Schindler stellen keramische Plastiken und Malerei aus

06.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:54 Uhr
Freuen sich über die gelungene Vernissage : die Künstlerinnen Annelies Schindler und Roswitha Madlon Hölle sowie die Laudatorin Gerda Hederer (von links). −Foto: Unterburger

Roth (ub) Unter dem Motto "verkörpert" stellen die beiden Spectrum-Künstlerinnen Roswitha Madlon Hölle aus Eckersmühlen und Annelies Schindler (Künstlername "mondo") keramische Plastiken und Malerei in der Galerie "En Passant" in der Valentin-Passage in Roth aus.

Der stellvertretende Spectrum-Vorsitzende Heinz-Peter Lehmann freute sich bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend, dass neben zahlreichen Kunstinteressierten auch Landrat Herbert Eckstein, der Schwanstettener Bürgermeister Robert Pfann und Roths "Kulturbürgermeister" Hans Raithel gekommen waren.

Als "außergewöhnlich" stufte Landrat Eckstein die Ausstellung ein. "Kunst gibt einen Anstoß, um Gefühle auszudrücken", sagte er. "Die Künstlerinnen und ich kennen uns durch die Mitgliedschaft bei GEDOK Franken, der Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer", erklärte die Laudatorin Gerda Karina Hederer. "Roswitha Madlon Hölle hat seit 1975 im Eigenstudium keramische Plastik und Skulpturen gelernt. Sie ist ein oberpfälzisch-fränkisches Gewächs", so Hederer.

Hölle liebe archaische Brennmethoden. "Sie hat Natur in den Händen", lautete ihr poetisches Statement, "daraus entstehen Skulpturen und Geräte, die bei über 1000 Grad Celsius durch Raku- oder Kohlebrand hergestellt werden. " Jeder Brand erzeuge eine andere Oberflächenstruktur. Neuerdings, so Hederer abschließend, spiele Roswitha Madlon Hölle mit Porzellanfäden.

In der aktuellen Ausstellung sind 26 Skulpturen von ihr zu sehen: vier Gefäßobjekte, Doppelrandgefäße, die Bezeichnungen wie "Evas Töchter", "Torso weiblich", "Torso männlich", "Madre Eva", "Flying Ladies", "Die Sitzenden" oder "Gracias a la vida" tragen.

"Mein besonderes Interesse für Keramik begann in den 1980-er Jahren und galt zunächst der Gefäßkeramik", schreibt Roswitha Madlon Hölle in ihrer Vita. "Bei dem Material Ton spricht mich speziell die Plastizität, wie auch die Gegensätzlichkeit mit all ihren Überraschungen an. "

Risse, Verletzungen, Verkrustungen auf den archaisch erscheinenden Oberflächen stünden im Gegensatz zu den ruhigen Formen. Auch glatte, polierte Oberflächen zeigten die Vielfalt dieses wunderbaren Materials. "Besonders spannend sind für mich die unterschiedlichsten Brennmethoden", sagte Roswitha Madlon Hölle weiter, "sie sind ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit und ergänzen die Werke durch Feuer, Rauch und Asche-Anflügen. " Roswitha Madlon Hölle hat eine kaufmännische, sozialpädagogische und handwerklich-künstlerische Ausbildung. Als Kunstkeramikerin ist sie Autodidaktin.

Als zweite Künstlerin stellt Annelies Schindler 18 großformatige Bilder aus. "Sie setzt sich intensiv mit dem menschlichen Körper auseinander und malt mit Ölfarbe auf Holz", berichtete die Laudatorin. "Annelies Schindler hat vor kurzem eine neue Technik entdeckt, die sie nun mit ihren Bildern zeigt. " Wie auch Roswitha Madlon Hölle sei Annelies Schindler in der ganzen Metropolregion bekannt.

Annelies Schindler hat ihre eindrucksvollen und aussagekräftigen Bilder betitelt: "Vin Blanc", "Rose", "Auf den Grund gehen", November-Blues", "Selbstsicher", "Gefangen", "Gipfel des Lebens", "Bühne des Lebens", "Im Einklang", "Gehalten", "Die Dritte", "Gnadenlos", "Uneins", "Entzückt", "Projektion", "Eiszeit", "Rivalinnen".

"Augen, Ausdruck und Körperhaltung können eine Gefühlslage, ein Empfinden ausdrücken, sei es beim Menschen oder beim Tier", sagt Annelies Schindler. "Diese Gefühlslage zu erkennen und bildnerisch umzusetzen, fordert mich immer wieder von Neuem heraus. Ohne den Anspruch zu erheben, bei den Betrachtenden die gleichen Empfindungen auszulösen, wie ich sie beim Entstehen der Bilder habe, hoffe ich, das Gefühl sicht- und erkennbar machen zu können. "

Annelies Schindler beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit der Kunst. Sie absolvierte den Studiengang "Aktmalerei - erweitert und verselbständigt" bei Bogdan Pasca (Wien) an der Freien Kunstakademie Augsburg. Außerdem machte sie ein berufsbegleitendes Studium Bildende Kunst an der Akademie Faber-Castell in Stein bei Nürnberg, lernte Aktzeichnen bei Edgar Leissing in Schwarzach und Dornbirn (beide in Österreich).

Freies Zeichnen, Malen und Porträt studierte sie an der GBS-Schule für Gestaltung St. Gallen bei Francisca Reck. Ab 2010 absolvierte sie diverse Privatkurse in Aquarell, Mischtechnik, Monotypie, Schwerpunkt Acryl/Spachtel bei Ulrike Maria Kleber, Schwarzenberg, in Schoppernau (Österreich), Kreativkurse im Rahmen der heilpädagogischen Ausbildung, Aquallieren in der Toskana bei Reinhardt Sampl, St. Andrä (Österreich) und bildete sich im Ausdrucksmalen nach Arno Stern weiter.

Musikalisch umrahmte Alejandro Conza aus Südamerika die Vernissage. Er sang melancholische Lieder aus Peru und Mexiko und begleitete sich auf der Gitarre. So sang er ein Lied über die Frauen aus dem Hochland, die keine Anerkennung bekommen und ihre Identität verloren haben. Weitere Lieder beschäftigten sich mit dem Thema Angst und mit den Aktivitäten der Jungfrau Maria im Alltag, beispielsweise mit dem Waschen von Wäsche. 2010 gründete Alejandro Conza ein Projekt in Peru, um Kindern den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Die Gemeindeverwaltung des Ortes, in dem Conza lebt, stellte den Kindern einen großen Raum zur Verfügung, in sie proben können.

Die Kunstausstellung "verkörpert" mit Werken von Roswitha Madlon Hölle und Annelies Schindler (mondo) in der Galerie "En Passant" in der Valentin-Passage, Sieh-Dich-Für-Weg in Roth, ist bis 9. November zu sehen. Geöffnet ist jeweils Mittwoch und Samstag von 10 bis 13 Uhr.