Thema Migration

03.05.2007 | Stand 03.12.2020, 6:47 Uhr

München (aw) "Da kann ja jeder kommen": Doppeldeutig haben die Münchner Kammerspiele die Spielzeit 2007/08 überschrieben, die sich um das Thema Migration drehen wird. Gestern stellten Intendant Frank Baumbauer (61) und sein T eam die insgesamt 15 Premieren (darunter acht Uraufführungen) und das Spielzeitmotto vor.

Die neue Theatersaison will "Migration als Motor der gesellschaftlichen Veränderung" zur Diskussion stellen. Der Bogen spannt sich dabei inhaltlich von Sophokles’ antiker Tragödie "Ödipus auf Kolonos" in diesem September bis zu einem Projekt, das in der Nachfolge von "Bunny Hill" im Juni 2008 am Ende der Spielzeit stehen wird: "Illegal" soll es heißen und vom Leben der etwa 40 000 bis 50 000 "Unsichtbaren" in München erzählen, also von den Menschen, die sich ohne staatliche Erlaubnis dort aufhalten.

Ein Premierenpaukenschlag verkündet den Beginn der neuen Saison: Nach Sophokles’ Alterswerk unter der Regie von Jossi Wieler am 27. September im Schauspielhaus folgt einen Tag später eine Uraufführung im Neuen Haus: "Tanger" von Barbara Weber. Am 29. und 30. September steht das Schauspielhaus ein ganzes Wochenende lang den "Jungen Dramatikern" offen. Und am 30. September realisiert Andreas Kriegenburg eine Dea-Loher-Doppelpremiere: "Land ohne Worte" und "Berliner Geschichte".

Neben bekannten Shake-speare-Werken wie "Der Sturm" (Regie: Stefan Pucher) und "Troilus und Cressida" (Regie: Luk Perceval) sowie Horváths bitterböser Komödie "Zur schönen Aussicht" (Regie: Christiane Pohle) sind aber auch zwei Uraufführungen nach Romanstoffen geplant: Lars-Ole Walburg wird Orhan Pamuks Roman "Schnee" auf die Bühne bringen, Johan Simons Joseph Roths Werk "Hiob". Außerdem werden Filme wie "Lilja 4-Ever" und "Hass" für die Bühne bearbeitet.

Mit der laufenden Spielzeit zeigte sich Baumbauer, der bis Juni über seine Vertragsverlängerung über das Jahr 2009 hinaus entscheiden will, übrigens sehr zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr kann er einen Zuschauerzuwachs von neun Prozent vermelden, das ist ein Plus von etwa 7500 Besuchern. Baumbauer: "Seit wir wieder zurück ins Schauspielhaus gezogen sind, hat sich das von Jahr zu Jahr gesteigert." Die Auslastung liegt derzeit bei knapp 80 Prozent. So viel zur Erfolgsbilanz. Doch weil das Haus bis 2011 sukzessive 1,5 Millionen Euro an städtischen Zuschüssen einsparen muss, werden die Eintrittspreise ab der kommenden Spielzeit erhöht. Und weil Siegfried Lederer, der Geschäftsführende Direktor, die Abo-Preise weitgehend stabil halten will, bedeutet das, dass die Einzel karten an der Kasse teurer werden – in den kleinen Spielstätten um drei, im Schauspielhaus um zwölf Prozent.