Ingolstadt
Theaterlust gegen Pandemiefrust

Von Kabarett bis Faust I, von Swing bis Operette: Altstadttheater Ingolstadt im Januar und Februar

05.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:09 Uhr
Die Eigenproduktion "Advent für Anfänger" mit (von links) Emily Marie Seidel, Rilana Nitsch und Katrin Wunderlich erzählt ebenso vom Leben in Pandemiezeiten wie der Monolog "Anaerob". −Foto: Wobker

Ingolstadt - Eine Woche noch, dann wird der Spielbetrieb des Altstadttheaters Ingolstadt fortgesetzt: am Donnerstag, 13. Januar, mit dem Gastspiel "Anaerob", einem Monolog mit Mira Huber. Angesetzt sind auch neue Termine der Eigenproduktionen "Die Geliebte meines Mannes", "Advent für Anfänger", und "Wie sich die Souffleuse vom Suff löste". Zudem kann man sich auf musikalische Abende mit "The Funny Valentines", "Ein märchenhaftes Stück" und für die "Die lustige Witwe - Aber anders" freuen.

Überdies zeigen die Theater-Gastspiele - "Anaerob", "Die Blechtrommel", "Szenen einer Ehe" und "Faust 1" - die traditionell große Vielfalt an Theaterproduktionen im Altstadttheater Ingolstadt.

Ein ganz besonderer Abend steht am 27. Januar an. Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel (Klavier) mit "Operation Heil! Kräuter - Kabarett im Dritten Reich" an mutige Kabarettisten der Zeit des Nationalsozialismus. So stammt der Titel aus einer Sentenz Karl Valentins, der in den 1940er Jahren "Der Herr Hitler kann froh sein, dass er nicht Kräuter heißt. Sonst müssten wir immer Heil Kräuter rufen." auf der Bühne gesagt haben soll. "Ich wollte schon lange einen Beitrag zu diesem Gedenktag ins Programm nehmen. Ich finde, es passt sehr gut. Denn zu Kabarett in der NS-Zeit brauchte es viel Mut. Anders als heute", sagt Leni Brem-Keil. "Und Sebastian Schlagenhaufer ist ein ganz toller Schauspieler, Kabarettist und Musiker. Das war ja schon bei seinem Gastspiel im Herbst mit ,Zwei Gulasch und zwei Seidl Bier' zu erleben."

Zurzeit hofft die Leiterin des Altstadttheaters Ingolstadt, dass der Theaterbetrieb wieder in normalere Bahnen kommt. Im Dezember mussten Termine wegen eines Krankheitsfalles abgesagt werden. Am 30. und 31. Dezember wurden "Wie sich die Souffleuse vom Suff löste" mit Adelheid Bräu und "Die Geliebte meines Mannes" mit Sophie Meinecke und Katrin Wunderlich zwar gespielt, aber im Kraftakt "auf fünf Vorstellungen verteilt". Alle seien ausverkauft gewesen. "Ich konnte dennoch nicht alle Kartenwünsche erfüllen", sagt Brem-Keil. Es galt 2G plus und dass Kulturstätten nur zu 25 Prozent ausgelastet sein durften. Da Ende Dezember das Publikum in der Mehrheit die Booster-Impfung erhalten habe und damit der tagesaktuelle Schnelltest entfiel, wenn das Boostern mehr als 14 Tage zurückliegt, sei es leichter, ins Theater zu gehen. "Überdies haben sich die meisten daran gewöhnt, ständig eine Maske zu tragen." Jetzt hofft die Theaterfrau, dass in Bayern am 12. Januar die Regeln für den Theaterbesuch angepasst werden, was die Auslastung angeht. Denn nur zu einem Viertel besetzte Stühle seien nicht kostendeckend. Und der Wunsch nach Kultur sei groß. "Wir haben deshalb am 30. Dezember zwei Vorstellungen gegeben, am 31. Dezember sogar drei. Ich bin so froh, dass die Schauspielerinnen das durchgehalten haben", sagt Leni Brem-Keil. "Die Stücke können schließlich nicht gekürzt werden, nur weil zweimal hintereinander gespielt wird."

Die Pandemie ist auch in zwei Stücken des Januarprogramms ein Thema. In "Anaerob" geht es um eine junge Frau (Mira Huber) mit Autoimmunschwäche, die zurückgezogen lebt und in der Pandemie ihre Chance auf einen Neuanfang sieht. Geschützt durch die Abstandsregeln beginnt sie, die Welt draußen zu erkunden. Der Monolog (Regie: Sascha Fersch) - Premiere war im Juli 2020 in München - erzählt in 60 Minuten von Begegnungen mit Ängstlichen, Depressiven, Verschwörungstheoretikern und anderen mehr.

In "Advent für Anfänger" von Leni Brem-Keil sollen drei sehr verschiedene Mütter ein Krippenspiel organisieren. Gespielt wird es am 20., 21. und 22. Januar jeweils um 20.30 Uhr in der St. Matthäus-Kirche.

Die so erfolgreich angelaufene Komödie "Die Geliebte meines Mannes" von Lars Lienen geht am 14. und 15. Januar, jeweils um 20.30 Uhr, und am 23. Januar um 18.30 Uhr im Altstadttheater über die Bühne. Wer Adelheid Bräu als Souffleuse sehen möchte, hat dazu am 29. Januar um 20.30 Uhr und am 30. Januar um 18.30 Uhr die Gelegenheit.

Mit den Funny Valentines (Sängerinnen Hermine Gascho, Uta Ofner, Barbara Roberts und Gina Lindner) und ihrem Trio (Peter Wegele, Piano, Eric Stevens, Bass, und Dittmar Hess am Schlagwerk) kommt ein im Altstadttheater gut eingeführtes Ensemble am 5. Februar mit Musik, ab Ende der 20er Jahre entstand und die mit Lebenslust auf schwierige Zeiten reagierte.

Großes Theater im intimen Rahmen ist in der zweiten Februarhälfte zu erleben. Das Anna Funk-Ensemble aus München hat Goethes Faust I ins Heute versetzt (11. Februar). Günther Grass' Roman "Die Blechtrommel" fragt in der Theaterfassung von Oliver Reese, wie faschistisches Denken und Handeln entsteht (17. und 18. Februar), und Sophie Meinecke und Martin Schülke liefern sich den berühmten Schlagabtausch des Paares aus Bergmans "Szenen einer Ehe" am 25. Februar).

DK


Karten gibt es unter kontakt@altstadttheater.de, (0176) 32607265, bei m.ART - Miriam Popov, Pfarrgasse 2-4, Ingolstadt. Bezahlte Karten für Veranstaltungen, die bisher nicht stattfinden konnten, gelten und können eingesetzt werden.

Barbara Fröhlich