Eichstätt
"Thank you for the music"

"Ei-Vox" und "ton ab" gaben ein begeisterndes Konzert in der Aula der Katholischen Universität

28.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:11 Uhr
Begeisterten das Publikum: die beiden Chöre "Ei-Vox" (links) und "ton ab" bei ihrem Konzert in der Aula der Universität. −Foto: Mayer

Eichstätt (EK) Man stelle sich das einmal bildlich vor.

Da sitzen Susanna und Jörg Edelmann bei einem Glas Wein zusammen und sinnieren, wie sie ihr nächstes Konzert mit ihrem jeweiligen Chorensemble gestalten und wen sie dazu mit einladen. Dann plötzlich die geniale Idee: Wir laden uns gegenseitig ein und schaffen so Platz und Raum für eine nette Begegnung der besonderen Art. So oder so ähnlich zumindest mag wohl die Grundidee und das Konzept für das Konzert entstanden sein, das am Samstag die beiden Chöre "ton ab" und "Ei-Vox" in der Aula der Katholischen Universität gaben.

Dabei zeigte sich aufs Neue, dass der Veranstaltungsort bestens prädestiniert ist für solche Chorevents. Erfreulich auch, dass trotz Pokalfinale die Aula sehr gefüllt war. Und die, die da waren, brauchten ihr Kommen bestimmt nicht zu bereuen, erlebten sie doch zwei bestens gelaunte Chöre, die vor Temperament und Leidenschaft nur so sprühten und die mit einer gelungenen und in sich stimmigen Gesamtchoreographie das Publikum bestens unterhielten.

Von der ersten bis zur letzten Note begeisterten "ton ab" unter der Leitung von Susanna Edelman und "Ei-Vox" unter Leitung von Jörg Edelmann. Von Beginn an zog sich eine durchgehende Story als roter Faden durchs Konzert, der die Stücke geschickt miteinander verwebte und so nicht isoliert voneinander stehen ließ. Die Stücke wurden dabei von den Chormitgliedern selbst, meist im Duett, angesagt, was zu einem erfrischenden Entertainment der Moderation avancierte. Die Rahmengeschichte für diese Begegnung ist das ungewollte Aufeinandertreffen beider Chöre zum selben Probentermin.

So facettenreich wie die Moderation, so vielseitig waren die dargebotenen musikalischen Stilrichtungen, die die Chöre auf die Bühne brachten. Zunächst das Madrigal "O Occhi, manza mia" mit feuereiferndem Text an die Angebetete. Dass auch die Grille zu den vokalen Wundern gehört, davon konnte man sich bei "El Grillo" überzeugen. Doch was ist, "wenn die Liebste mich nicht erhört? Dann singen wir eben Trinklieder! " So das bekannte französische Trinklied aus dem Jahr 1530, das den Titel Tourdion trägt.

"Ei-Vox" wagte sich ebenfalls in die Zeit der Madrigale zurück, begleitete die Stücke mit herrlich dezentem, aber rhythmisch sauberen Trommelschlag, während "ton ab" bei "Pastime with good company", jenem berühmten Song aus der Feder von König Heinrich VIII. , dezent die vokale Begleitung übernahm und "Ei-Vox" eine solide Basis bot. Danach ging es aber in das Genre, das den beiden Chören auf den Leib geschneidert ist: Pop- und Rock-Stücke, die alle größtenteils von Jörg Edelmann selbst arrangiert sind. Grundtenor im Publikum über die Chöre war, "wie kann man so schwierige Stücke mit soviel Lockerheit, guter Laune und Genauigkeit singen". Die Antwort ist sehr simpel, aber für die Sänger und Sängerinnen doch so schwierig. Das geht nur, wenn man alle Stücke auf dem Effeff kann und auswendig beherrscht.

Textsicherheit ist unabdingbare Voraussetzung für die Vokalvirtuosen. Dies gilt sowohl für "ton ab" als auch für "Ei-Vox". "It's so easy" meinte dazu "Ei-Vox", das dann weitere neue Vertonungen, gesungen mit viel Dynamik, teilweise mit vokaler Percussion und immer wieder wechselnden Solisten, zum Besten gabt, darunter "Undercover Angel" oder "Locomotion".

Auf der Gegenseite "ton ab" mit dem Beach-Boys-Song aus dem Jahre 1966 "Barbara Ann" oder "Oh my Darling Clementine", locker und leicht interpretiert. Herrlich die älteren Herren der Schöpfung, die bei "Ich brech die Herzen der stolzesten Frauen" so richtig ins Schwelgen gerieten.

Der zweite Teil begann dann mit eben jener "netten Begegnung", einem Song von Oliver Gies, in dem eine zufällige Begegnung zu einem Small Talk führt - humorvoll und bestens gelungen vertont. "ton ab" glänzte im zweiten Teil mit bekannten Klassikern, wobei der Chor stets in unterschiedlicher Formierung agierte, von "Top of the World" über "Maladie D'amour" zu "Sing a Song": rhythmische Prägnanz, langer Atem und die Locker- und Sicherheit der Sänger und Sängerinnen sind bemerkenswert.

Ein Höhepunkt war das Hefe-Lied von "Ei-Vox", als sich die drei Chordamen musikalisch über ein Stück Hefe austauschten, wobei "das kleine Luder so tut, als ob es schliefe". Herrlich der Text, die Performance genial. Ausstrahlung und Witz harmonierten mit stimmlicher Präsenz auch beim alten schwäbischen Volkslied "Es wollte ein Schneider wandern", neu in ein spritziges Arrangement verpackt. Imponierend und beeindruckend immer wieder die Body-Percussion-Performance sowie das Klangvolumen beim amerikanischen Folksong "Bring me little water, Silvie". "Thank you for the Music" galt es am Ende zu sagen. Eine Hommage von Ei-Vox, das sich in neuem, da quantitativ dezimiertem Gewand präsentierte.

Ein Höhepunkt war, kurz vor Schluss, die Jazzchor-Hymne "African Call" mit vollem Klang durch die beiden Chöre, tollen Rhythmen und kleinen Gags wie fantastisch imitierten Tierstimmen und Dschungel-Geräuschen aus dem Publikum.
Am Ende gab es dann die musikalische Aufforderung ans Publikum "den Wein nicht für morgen aufzusparen". Nach diesem chorischen Feuerwerk dürfte dies wohl jedem Besucher leicht gefallen sein.

Edgar Mayer