Teurer Kunstdünger

25.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:34 Uhr

Ingolstadt (swo) Von den Rekordpreisen des vergangenen Jahres mit bis zu 24 Euro pro Dezitonne Winterweizen (Oktober 2007) ist man dieses Jahr weit entfernt. Etwa 15 Euro können die Lagerhäuser derzeit den Bauern in der Region für einen Doppelzentner Winterweizen bezahlen, vorausgesetzt die Qualität (Eiweißgehalt, Backfähigkeit, Tausendkorngewicht) entspricht den Anforderungen der verarbeitenden Mühlen.

Ursache für den Preisrückgang ist nach Einschätzung örtlicher Lagerhausbesitzer in erster Linie die europaweit im Vergleich zum Vorjahr um etwa 11 Prozent höhere Getreideernte. Mit einem Anteil von etwa 51 Prozent baute der Winterweizen seine Position als führende Marktfrucht nochmals aus. Auch die Erzeugerpreise für Wintergerste bewegen sich mit derzeit etwa 14 Euro pro 100 Kilogramm deutlich unter den letztjährigen Höchstständen von über 20 Euro. Es werde für heuer mit einer sehr guten Maisernte gerechnet, wodurch für die ebenfalls als Viehfutter gehandelte Wintergerste enormer Preisdruck bestehe. Bayerische Wintergerste könne laut Aussage mehrerer Marktteilnehmer derzeit nicht, wie sonst üblich, nach Italien exportiert werden, da billigere Ware aus der Ukraine und anderen osteuropäischen Staaten auf den Markt dränge. Getreide würde in den nächsten Monaten eher noch billiger statt teurer.

Etwa 60 Prozent des in der EU angebauten Getreides wird einem Bericht des Landwirtschaftlichen Wochenblatts zufolge in Frankreich, Großbritannien und Deutschland angebaut. Russland und die Ukraine könnten als große Weizenanbieter mehr Ware exportieren, beide sind aber momentan darauf bedacht, Nahrungsmittelreserven aufzubauen. Russland sei dennoch in der Lage, etwa 15 Millionen Tonnen Weizen ausführen, zurzeit fehlten aber Transportkapazitäten. Abnehmerländer im Mittelmeerraum unternehmen momentan Anstrengungen, ihre Lager zu günstigen Preisen aufzufüllen. Für die längerfristige Marktentwicklung (erstes Quartal 2009) ist die im Dezember fällige Ernte in den südlichen Anbauländern (vor allem Australien) entscheidend.

Sehr deutlich sind dagegen in den zurückliegenden Wochen und Monaten die Preise für Kunstdünger gestiegen. 100 Kilogramm Kalkammonsalpeter (Stickstoffdünger) kosten derzeit etwa 50 Euro (27 Euro mehr als vor 18 Monaten). Für eine Dezitonne Volldünger (enthält Phosphor, Kali und Stickstoff) sind für den Landwirt – je nach Düngerzusammensetzung – zwischen 60 und 86 Euro fällig. Das entspricht einer Steigerung von etwa 150 Prozent in eineinhalb Jahren. Grund für diese Entwicklung ist nach Ansicht mehrerer Händler eine künstliche Verknappung durch die Hersteller. Der weltweite Absatz der Ware sei gesichert, die Werke würden bewusst nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet und erzielten dabei Spitzengewinne.