Wolnzach
Teurer Dachschaden

Flachkonstruktion des Deutschen Hopfenmuseums muss grundsaniert werden - für über 600000 Euro

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

−Foto: Karin Trouboukis

Wolnzach (WZ) Ein Aushängeschild, eine Attraktion, die seit zwölf Jahren jährlich rund 16000 Besucher begeistert. Doch obwohl erst zwölf Jahre alt, fordert die Gebäudesubstanz des Hopfenmuseums jetzt schon hohe Investitionen: Alleine die Sanierung des Flachdaches kostet über 600000 Euro.

Sie wissen Bescheid, schon seit Monaten knabbern die Mitglieder des Zweckverbandes Hopfenmuseum - bestehend aus dem Bezirk Oberbayern, dem Landkreis Pfaffenhofen, dem Markt Wolnzach und dem Museumsverein - schon im Geiste an dem, was sie jetzt seit Herbst per Sachverständigengutachten schwarz auf weiß haben: Das Dach des Deutschen Hopfenmuseums muss grundsaniert werden. Die Kosten dafür präsentierte Kämmerer Markus Rieder bei der Zweckverbandssitzung am Dienstagnachmittag im Wolnzacher Rathaus noch einmal unverhohlen: Rund 50000 Euro sind dafür im Vermögenshaushalt für heuer eingeplant; der große Brocken, die eigentliche Sanierung, soll dann im kommenden Jahr folgen, 570000 Euro sieht der Finanzplan dafür vor.

"Die Mitglieder tragen das einstimmig mit", bilanzierte Bürgermeister Jens Machold - er führte durch die Versammlung - die Sitzung am Ende im Gespräch mit unserer Zeitung. Schon im öffentlichen Teil der vorausgegangenen Verbandsversammlung hatte er sich erleichtert gezeigt, dass der Zweckverband trotz der an sich schlechten Nachrichten zum Gebäudezustand eng zusammensteht: "Es gibt hier wirklich keinerlei negative Stimmen. Ich freue mich, dass wir Partner sind, die das zusammen mittragen."

Denn ein breites Kreuz braucht es wirklich für das, was ansteht. Schließlich fordert nicht nur die Sanierung des Flachdaches enorme Investitionen, auch für die Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen muss das Hopfenmuseum eine Stange Geld in die Hand nehmen, genauer gesagt stehen dafür für heuer 155000 Euro inklusive Planung auf der Ausgabenseite im Vermögenshaushalt. Macht summa summarum rund 770000 Euro Ausgaben für Brandschutz und Dach für heuer und das kommende Jahr.

Wie konnte das passieren? Wer ist verantwortlich dafür, dass ein für teures Geld nach einem aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangenen Siegerentwurf für rund 2,7 Millionen Euro errichtetes und hochgelobtes Gebäude nach kaum zwölf Jahren schon solche substanziellen Schäden aufweist? Eine Frage, die man sich laut Machold auch im Zweckverband stellt. "Wir haben zahlreiche Fachleute dazu befragt", sagt er. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die immer wieder auftretenden Wassereinbrüche im Museumsinneren nicht durch punktuelle Sanierungseinsätze, beispielsweise durch Spengler, in Griff zu kriegen waren, sondern immer wieder, teils auch an mehreren Stellen, auftraten, habe man "Gröberes", also einen kollateralen Dachschaden, befürchtet.

Das habe sich leider jetzt bestätigt, nicht anders sei die Sachverständigenanalyse vom Herbst 2017 zu verstehen. War es eine nicht ganz sachgemäße Bauausführung, lag es an den damals verwendeten Materialien? Ein Nachweis sei heute nicht mehr oder nur sehr schwer zu führen, sagt Sitzungsleiter Machold, dementsprechend habe man sich entschieden, das zu tun, was getan werden muss: nämlich das Dach zu sanieren, damit es nicht mehr rein regnet. "Ein Punkt der uns auch von Fachleuten bestätigt wurde, ist wohl, dass solche Flachdächer generell eine nicht so lange Lebensdauer haben, wie andere Dachformen." Im Wolnzacher Fall waren unter anderem die Gullys und Ablaufrohre laut Sanierungsvorschlag "nicht ganz ausreichend" und eine Notentwässerung "nicht vorhanden".

Drei Varianten zur Dachsanierung gibt es: eine Sanierung mit Folie, die wegen ihrer geringen Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren und der schlechten Ökobilanz gleich verworfen wurde. Letzteres gilt auch für eine Bitumensanierung, die allerdings auch wegen ihres zu hohen Gewichts nicht für das Hopfenmuseum infrage kommt. Bleibt Variante drei, eine "Sanierung mit rollnahtgeschweißtem Edelstahldach", für die sich der Zweckverband einstimmig entschieden hat. Damit sei man dann für die kommenden 50 Jahre gerüstet, so Machold. So lange soll diese Variante nämlich mindestens halten. Die Ausschreibungen sollen heuer vorbereitet werden, damit die Sanierung im kommenden Jahr durchgeführt werden kann.

Die Sanierungskosten werden unter den Zweckverbandsmitgliedern Markt Wolnzach, Bezirk Oberbayern und Landkreis Pfaffenhofen zu gleichen Teilen aufgeteilt.

AUS MEINER SICHT

Die Jury war begeistert, die Fachwelt überschlug sich, als im Oktober 2000 der Entwurf mit der Nummer 1007 das Rennen machte und den Architektenwettbewerb zum Bau eines Hopfenmuseums in Wolnzach gewann. Gerade die einprägsame Architektur, optisch angelehnt an einen Hopfengarten, mache das Gebäude unverwechselbar, einzigartig, hieß es. Und genau das ist es auch nach wie vor: Das Hopfenmuseum passt in das Zentrum, es ist unbestritten eine Attraktion. Verständlich, dass der Zweckverband alles dafür tut, um sie auch als solche zu erhalten. Für den Laien allerdings überhaupt nicht nachvollziehbar ist, wie und warum es überhaupt sein kann, dass ein von Fachleuten entwickeltes und errichtetes Gebäude solche jetzt offensichtlichen Mängel aufweist. Selbst wenn Flachdächer eine geringere Lebensdauer haben sollten - auch dazu gibt es übrigens ganz unterschiedliche Aussagen - so lässt ein Totalschaden nach gerade einmal zwölf Jahren doch zumindest daran zweifeln, ob wirklich alles richtig gemacht wurde - oder vielleicht die praktische Ausführung seinerzeit gegen die schöne Optik den Kürzeren gezogen hat. | Karin Trouboukis