Testfahrt im grünen Bereich

27.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:42 Uhr

Ein Kofferraum voller Technik: Nach der Preisverleihung im Rathaus demonstrierten die Audi-Ingenieure Robert Mänz (links) und Cornelius Menig das Weg weisende Kommunikationssystem in Theorie und Praxis.

Ingolstadt (sic) Auf Höhe des Hauptquartiers der Audi-Betriebskrankenkasse zeigt der kleine Monitor am Armaturenbrett das erste Signal: Noch 36 Sekunden. 35, 34, 33 . . . die Zeit läuft. Bei null sollte im Idealfall eine kurze Strecke weiter die Ampel an der Kreuzung Schutterstraße/Rathausplatz auf Grün schalten.

Der Computer empfiehlt bis dahin eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern, um ohne Wartephase durchfahren zu können. Robert Mänz, Entwicklungsingenieur bei Audi, lässt den schwarzen Q5, dessen Kofferraum mit Technik vollgepackt ist, auf die Ampel zugleiten. Die kommuniziert über WLAN mit dem Auto und tauscht rasant Daten aus.

Es läuft gut. Noch zehn Sekunden bis zum Grünsignal. "Je früher der Fahrer über die Information verfügt, desto besser kann er sich auf das empfohlene Tempo einstellen", erklärt Mänz. Noch neun, noch acht – doch dann verzögert eine eher vormoderne Unwägbarkeit die ideale Ankunft des Testwagens an der grünen Ampel um Sekunden: Radler. Bis sie in die Gänge kommen, startet der Monitor bereits den Countdown für die nächste Grünphase. "Daran arbeiten wir bereits", sagt Mänz. "Travolution Extended verfügt über eine Funktion zur Rückstaulängenschätzung."

Derzeit testen die Ingenieure die erste Stufe der Weg weisenden Ampel-Fahrzeug-Kommunikation; sie ist ein Folgeprojekt des Systems Travolution, das die Vernetzung von Ampeln zur Verkehrsflussoptimierung verfolgt und in Ingolstadt mit Erfolg erprobt worden ist.

Mänz biegt in die Tränktorstraße ein und nimmt erneut Kurs auf die kommunizierende Ampel. "Die Idee ist eigentlich alt, aber erst jetzt haben wir dafür effektive Technik", erklärt er, während die Digitalanzeige wieder herunterzählt. "Es werden die Entfernung zur Ampel und die nötige Zeit gemessen. Das ist eine einfache Division – da braucht man keine Formel."

Bei diesem Testlauf empfiehlt der Bordcomputer Tempo 30, um entspannt und ohne warten zu müssen über die Kreuzung zu gelangen. "Unsere Software bewegt sich natürlich nur im legalen Bereich", sagt der Audi-Techniker. Angezeigt wird, was erlaubt ist. Sollten eines Tages, wenn das Kommunikationssystem die Serienreife erlangt hat, ungeduldige Fahrer den Countdown auf ihrer Anzeigetafel als Startschuss zu unbotmäßigem Gasgeben missverstehen, liege das nicht mehr in der Verantwortung des Herstellers.

Der Q5 erreicht die Kreuzung zum zweiten Mal. Das Ampelsymbol auf dem Display und die reale Entsprechung schalten in der selben Sekunde auf Grün. Versuch gelungen. Sogar ohne Rückstaulängenschätzung.