Zell an der Speck
"Tendenzen, Fehler zu wiederholen"

Zentrale Gedenkfeier am Soldatenfriedhof in Zell an der Speck

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Am Mahnmal in Zell an der Speck legten verschiedene Organisationen Kränze nieder. −Foto: Gabler

Zell an der Speck (hpg) Um das Unrecht und das Leid aus zwei fürchterlichen Kriegen niemals in Vergessenheit geraten zu lassen, aber auch um gefallenen Soldaten in Zell an der Speck ein ehrendes Andenken zu bewahren, findet seit Jahrzehnten ein Gedenktag am dortigen Soldatenfriedhof statt. Veranstalter ist die Kreiskriegervereinigung Eichstätt Land.

"Der Volkstrauertag soll an die Opfer von Kriegen, Terror und Gewaltherrschaften erinnern und uns - nahezu auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges - eindringlich ermahnen, auch in der Gegenwart für den Frieden einzutreten", waren die Anfangsworte von Bürgermeister Thomas Hollinger. Er begrüßte die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Landrat Anton Knapp, Kreisrat Andreas Husterer, die Bezirksräte Reinhard Eichiner und Andrea Mickel, Bürgermeisterkollegen und die Ehrenvorsitzenden Peter Hecker und Heinz Reber.

"Nie wieder! Das muss die Erkenntnis aus dem letzten Jahrhundert und die Botschaft des heutigen Tages an jeden von uns sein", stellte Hollinger heraus. Angesichts der immer noch anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt forderte er eindringlich alle auf, aktiv für den Frieden einzutreten, auch im kleinen Rahmen unseres täglichen Lebens. "Direkt Beteiligte brauchen kein Denkmal - sie kennen die Geschichte hautnah. Aber wir müssen durch Denk- und Mahnmale wachgerüttelt werden", so Hollinger. "Erinnere dich, überleg doch mal, denk mal nach", sollten wir uns bewusst machen.
"Kriegsgräber sind die besten Prediger für einen Frieden", zitierte Pfarrer Andriy Mykhaleyko den Schweizer Philosophen Albert Schweitzer. "Die Bitte um Frieden dürfen keine leeren Worte sein", forderte er. Anschließend segnete er die Gräber und auch das renovierte Kreuz.

Der Vorsitzende der Kreiskriegervereinigung Eichstätt Land, Franz Bayer, erinnerte an die Millionen Toten der schrecklichen Kriege und der Gewaltherrschaft der Nazis. " Erschreckend ist, dass dieses Erbe in den letzten Jahren in unserer Republik durch einige Bürger nicht mehr gewürdigt wird und es Tendenzen gibt, die Fehler von damals zu wiederholen", beklagte er die aktuelle Situation in Deutschland. Menschenrechte würden ausgehebelt und die Freiheit und Gleichheit aller Menschen in Zweifel gezogen. "Wo bleibt da unsere Gastfreundschaft und unser Mitgefühl?", fragte Bayer und nannte Beispiele aus den Medien. Auch Kriegervereine und Kameradschaften müssen eindringlich darauf hinweisen, dass Schweigen und Wegschauen keine Lösung seien. "Aus der Erkenntnis des großen Unrechts von damals ist unsere Demokratie entstanden, und wir wollen und müssen unseren nachfolgenden Generationen ein demokratisches Land übergeben, in dem Werte geachtet werden und das Leben für alle lebenswert bleibt", so Bayer.

Kränze wurden niedergelegt von Bürgermeister Hollinger für den Markt Nassenfels, Franz Bayer für die Kreiskriegervereinigung, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Bundeswehr, vertreten durch eine Abordnung der Pioniere Ingolstadt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Meilenhofener Blasmusik.