Neuburg
Teilgeständnis im Schlossfestfall

Angeklagter gibt tödlichen Fausthieb zu

21.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:08 Uhr

In Handschellen wurde der 25-jährige Fertigungsmechaniker am Landgericht vorgeführt - Foto: reh

Neuburg/Ingolstadt (DK) Ja, er habe geschlagen. Aber nur, weil er im Streit zwischen seinem Freund und dem 31-jährigen Justizbeamten zwischen die Fronten geriet und sich selbst angegriffen fühlte. So gestand der Angeklagte gestern zum Prozessauftakt seinen tödlichen Faustschlag am Neuburger Schlossfest.

Am Landgericht in Ingolstadt wird die erste Schlossfestnacht an vier Verhandlungstagen aufgerollt. Bei seinem Teilgeständnis erzählt der 25-jährige Fertigungsmechaniker ausführlich den Ablauf rund um die Schlägerei, die vor der Bar am Nadelöhr derart tragisch endete. Der wegen Totschlags Angeklagte beschreibt den Abend im wichtigsten Detail ganz anders, als ihn die Anklagebehörde zusammengefasst hat. Der Justizbeamte verlässt die Bar, „um dem Streit aus dem Weg zu gehen“, sagt Staatsanwalt Robert Pohle. Nein, nein, das spätere Opfer habe drinnen den Zwist erst ausgelöst und draußen provoziert, sagt der Angeklagte.

Es ging um eine Frau, die Freundin seines Spezls. Die habe der Justizbeamte in der Bar angemacht, was freilich nicht gefiel. „Gehen wir raus!“, soll der 31-Jährige gesagt haben. Also marschierten alle raus. Plötzlich fand sich der eher schmächtige Angeklagte zwischen dem Beamten und seinem Spezl wieder, sagt er. „Ich wollte schlichten!“ Er fühlte sich aber angeblich bedroht, rief „Hurensohn“ und schlug los. Einmal – dann wurde er schon von einem Sicherheitsmann gepackt. Er sah nicht mehr, wie sein Kontrahent (1,90 Meter groß und um die 100 Kilo schwer) zusammensackte.

Je nach Seite beschreiben die ersten der insgesamt 40 Zeugen, die gehört werden, den Angeklagten und das Opfer als entweder völlig friedlich, oder aber als mehr oder weniger stadtbekannte Partygänger. Was nun stimmt, muss das Landgericht erforschen. Es beleuchtet auch die „Kampfsportkarriere“ des Angeklagten. „Er war Boxer!“, berichten Zeugen. So hatte sich das in Neuburg herumgesprochen. Dem setzt Anwalt Walter Gräf entgegen: „Er war ein Dreivierteljahr im Verein gemeldet, hat nur sporadisch trainiert und keinen einzigen Kampf bestritten.“ Das soll die Vorwürfe aushebeln, der Angeklagte habe freilich gewusst, was er mir der Faust anstellen kann. Der 25-Jährige sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass der Schlag so etwas anrichten würde.“

Tatsächlich ist der Fall mit einer fast unfassbaren tragischen Komponente verbunden. Während deutschlandweit tagtäglich massive Schlägereien recht glimpflich ablaufen, hat der junge Mann beim Schlossfest mit einem einzigen Schlag ein Leben ausgelöscht. Das eines ihm körperlich weitaus überlegenen Gegenübers.

Die Ärzte kämpften vergeblich um das Leben des 31-Jährigen, der eine schwangere Ehefrau hinterlässt. „Dort war totales Chaos“, sagt der Notarzt über den Abend. Er brachte das Opfer ohne äußere Verletzungen in die Neuburger Klinik. Bei der Computertomografie fiel die Gehirnblutung auf. „Ich habe ihn gleich weiter nach Ingolstadt gefahren.“ Doch auch dort konnte dem Verletzten nicht mehr geholfen werden. Er starb tags darauf.

Der Prozess wird am 6. Dezember fortgesetzt.