Nürnberg
"TEE" trifft "Vindobona"

Das Nürnberger DB Museum präsentiert erstmals gemeinsam Schienenlegenden aus Ost und West

30.07.2018 | Stand 02.12.2020, 15:58 Uhr
Ostdeutsche und westdeutsche Eisenbahngeschichte treffen im Nürnberger DB Museum aufeinander: Aktuell sind in der Ausstellung zwei historische Luxuszüge aus der ehemaligen DDR und Westdeutschland erstmals gemeinsam zu sehen. −Foto: Foto: Niklas

Nürnberg (HK) Ostdeutsche und westdeutsche Eisenbahngeschichte treffen im Nürnberger DB Museum aufeinander: Erstmals gemeinsam sind in der Ausstellung zwei historische Luxuszüge aus der ehemaligen DDR und Westdeutschland erstmals gemeinsam zu sehen. "Im regulären Fahrbetrieb sind sich die beiden Züge nie begegnet", sagt Museumssprecherin Janina Hoffmann.

Der Fernverkehrszug VT 11.5 war für den "Trans Europ Express" (TEE) der Bundesbahn und der VT 18.16 für den "Vindobona" der DDR-Reichsbahn im Einsatz. Beide Züge sind in den 50er-Jahren für die Entwicklung des Schienenverkehrs in den beiden deutschen Staaten wegweisend gewesen. "Letztlich sind die Züge aber gar nicht so unterschiedlich. Probleme wurden teilweise ganz ähnlich gelöst", sagt Hoffmann. Ein Hingucker beim "Vindobona" sind drehbare Sitze. Das westdeutsche Pendant besticht durch seine luxuriöse Ausstattung. Die Züge sind bis Herbst im DB Museum zu sehen.

In Westeuropa verbanden ab 1957 TEE-Züge im Kontext der Europäischen Gemeinschaft eine Vielzahl von Metropolen. Zur Planung und Umsetzung des Projekts wurde 1954 eine Kommission von sieben westeuropäischen Staatsbahnen gegründet. Zwar kam die Entwicklung gemeinsamer Züge nicht zustande, doch wurden Kriterien für alle im TEE-Verkehr zum Einsatz kommenden nationalen Züge festgelegt.

So verständigte man sich unter anderem auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Kilometer pro Stunde; außerdem wurde die charakteristische Farbgebung, eine Kombination aus Bordeauxrot und Beige mit silberfarbenen TEE-Emblemen, festgelegt. Sehr schnell entwickelte sich der von der Deutschen Bundesbahn konzipierte Dieseltriebzug VT 11.5 zum Star des deutschen TEE-Netzes.

Jedoch führten die zunehmende Elektrifizierung vieler TEE-Strecken sowie das geringe Platzangebot in den Triebzügen zum vermehrten Einsatz von lokbespannten Zügen. Die durch diese Entwicklung zur Verfügung stehenden Triebzüge wurden umgenutzt und bis Ende der 70er-Jahre im InterCity-Netz eingesetzt.

Parallel zur Deutschen Bundesbahn entwickelte in der DDR die Deutsche Reichsbahn die Baureihe VT 18.16, um Reisende von Ostberlin etwa nach Kopenhagen, Prag oder Wien zu befördern. Die Baureihe gilt bis heute als Prestigeobjekt der Planwirtschaft. Vor allem Geschäftsreisende aus Westberlin und Skandinavien nutzten die Züge mit 1. und 2. Klasse auf ihrer Durchreise durch die DDR. Im Volksmund wurden die Dieseltriebwagen der Baureihe VT 18.16 oft als "Görlitzer" oder "Vindobona" bezeichnet. Die Bezeichnungen gehen auf den Hersteller (VEB Waggonbau Görlitz) und auf die Verbindung zwischen Ostberlin und Wien zurück (Vindobona ist Lateinisch für Wien).

Zum ersten Mal in der Geschichte der Eisenbahn werden "TEE" und "Vindobona" zusammen gezeigt. Auf dem Außengelände des Museums werden zwei Triebköpfe und ein Großraumwagen des "TEE" sowie ein Triebkopf und ein Speisewagen des "Vindobona" ausgestellt. Oliver Götze, Direktor des DB Museums: "Ob Eisenbahnfan oder nicht: Der Faszination der Schnelltriebwagen wird sich kaum jemand entziehen können. Sie sind von zeitloser Eleganz, wecken Sehnsucht nach der Ferne und stehen für ein wichtiges Kapitel der deutschen Verkehrsgeschichte. Erstmals werden sie zusammen gezeigt - ein besonderes Highlight in unserem Jahresprogramm." Beide Züge können von Dienstag bis Sonntag zu den regulären Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden. Sechsmal täglich werden zudem Teile der Innenräume zugänglich gemacht.