Nürnberg
Technische Fakultät wird zum Zankapfel

Erlanger CSU gegen Teilumzug der Universität Ansiedlung in Nürnberg laut OB Ulrich Maly "nur gerecht"

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Eine Erweiterung am Südgelände statt eines teilweisen Umzugs nach Nürnberg fordert die Erlanger CSU. ‹ŒArch - foto: Pelke

Nürnberg (HK) Mit einem Vorstoß zur Erweiterung der Technischen Fakultät der Universität im Süden der Hugenottenstadt sorgt die Erlangen-CSU für Wirbel. Dieser Vorschlag alarmiert nach dem Aus für das AEG-Gelände nicht nur Nürnberg. Auch innerhalb der CSU ist die Standortfrage brisant.

Die CSU in Erlangen legt den Finger in die Wunde. Nach dem Aus für das AEG-Gelände müsse die künftige Standortfrage für die geplante Erweiterung der Technischen Fakultät (TechFak) der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) "völlig neu geführt werden". In einem Antrag an Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) fordert die CSU-Fraktionsvorsitzende Birgit Aßmus die Einberufung eines runden Tisches mit allen Beteiligten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Dieser müsse prüfen, ob der Ausbau des bestehenden Uni-Standorts im Süden der Hugenottenstadt nicht sinnvoller sei als eine Verlagerung nach Nürnberg. Die Suche nach einem neuen Standort dürfe nicht "aus dem Blick einer regionalen Stadtentwicklungspolitik" betrieben werden, fordert Aßmus.

Durch diesen Vorstoß gerät besonders Nürnberg unter Druck. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) betonte nach dem Aus für das AEG-Gelände, dass er darauf bestehe, dass rund 5000 Studenten der Technischen Fakultät von Erlangen nach Nürnberg umziehen. Maly hatte in einer Pressekonferenz darauf verwiesen, dass seine Stadt bereits dem Umzug der Lehrerausbildung nach Erlangen zugestimmt habe. Maly machte deutlich, dass die Ansiedlung von Teilen der Technischen Fakultät in Nürnberg vor diesem Hintergrund nur gerecht sei. Schließlich würde die Frankenmetropole durch den Bau des neuen "Siemens-Campus" obendrein rund 1750 Arbeitsplätze verlieren.

Für die CSU in Erlangen wird genau anders herum ein Schuh daraus. Gerade durch den neuen "Siemens-Campus" sei eine Erweiterung der Universität in Erlangen umso wünschenswerter. Die Studenten könnten in Sichtweite des weltweit größten Forschungsstandorts des Technologiekonzerns forschen. Die CSU erwartet sich durch die Konzentration von Wissenschaft und Wirtschaft in Erlangen zahlreiche Synergieeffekte. Eine Aufspaltung der Technischen Fakultät auf zwei Standorte in Erlangen und Nürnberg würde "große Zukunftschancen" verbauen. Die gesamte Region würde von einer Konzentration der Ingenieurswissenschaften rund um den neuen "Siemens-Campus" profitieren.

Der CSU-Vorstoß aus Erlangen sorgt nicht nur zwischen den Nachbarstädten für Zündstoff. Auch innerhalb der Konservativen ist der Vorstoß delikat. Auf der besagten Pressekonferenz saß Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) neben Oberbürgermeister Maly auf dem Podium. Söder sagte, er bleibe auch nach dem Aus für AEG dabei, dass Nürnberg einen neuen Uni-Standort mir rund 5000 Studenten bis zum Jahr 2030 bekommen soll. Mit der demonstrativen Einigkeit wollten die beiden Politiker aus Nürnberg Überlegungen im Keim ersticken, neue Lehrstühle rund um das Südgelände der Universität in Erlangen und nicht in Nürnberg anzusiedeln. Nach dem Vorstoß von Söders Parteifreunden in Erlangen ist dieses Vorhaben vorerst gescheitert.

Noch größere Brisanz erhält der nun offen ausgebrochene Streit um die Standortfrage dadurch, dass sich in der Auseinandersetzung zwei CSU-Schwergewichte mehr oder weniger offen gegenüberstehen: Innenminister Joachim Herrmann stammt aus Erlangen, Finanzminister Markus Söder kommt aus Nürnberg. Neben dem lokalpatriotischen Aspekt dürften beide auch inhaltlich unterschiedliche Ziele verfolgen. Dieser Gegensatz lässt sich leicht aus der Biografie der beiden CSU-Granden erklären. Innenminister Herrmann war in den 90er Jahren für Siemens als Firmenanwalt tätig. Finanzminister Söder heiratete 1999 in die bekannte Nürnberger Unternehmerfamilie Baumüller ein und war in der weltweit führenden Firma für elektrische Antriebs- und Automatisierungssysteme danach zeitweise tätig. Maly betonte kürzlich explizit, dass Firmen wie Baumüller von einer Neuansiedlung von Teilbereichen der TechFak in Nürnberg profitieren würden.

Angefacht wird die Debatte obendrein durch eine Aussage des FAU-Präsidenten Joachim Hornegger. Dieser sagte wörtlich: "In der Vergangenheit habe ich allerdings schon öfters gesagt, dass es das Einfachste wäre, wenn wir die TechFak am Südgelände weiter ausbauen könnten und alles zusammenbliebe." Hornegger sagte allerdings auch, dass eine Erweiterung des Südgeländes wegen des benachbarten Bannwaldes aus Platzgründen "nicht realisierbar" sei.

Diesen Einwand versucht die CSU in Erlangen in ihrem aktuellen Vorstoß zu entkräften, in dem andere Flächen ins Spiel gebracht werden. Gewerbegebiete in Tennenlohe könnten genauso wie Flächen beim Max-Planck-Institut an der Staudt-Straße sowie entlang der geplanten Trasse der Stadt-Umland-Bahn für eine Erweiterung verwendet werden, heißt es in dem Antrag an Oberbürgermeister Janik. Mit diesem Vorschlag setzt die CSU-Fraktionsvorsitzende aus Erlangen nicht nur die Nürnberger unter Zeitdruck, die nun schnell einen geeigneten Ersatzstandort vorschlagen müssen. In den Fokus gerät nun auch Erlangens OB Janik. Der SPD-Parteifreund von OB Maly ist bislang für den Teilumzug der TechFak nach Nürnberg.