Teamarbeit im Zeichen des Kreuzes

03.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:41 Uhr

Hier wird geschmirgelt, gepinselt und gehämmert: Jugendliche der Katholischen Studierenden Jugend richten den alten Pfarrsaal wieder her. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Unzählige winzige Staubkörnchen funkeln und tanzen in den einfallenden Sonnenstrahlen. Auf dem Boden des hellen Raumes glitzern Sägespäne, und man sieht: Hier wird gearbeitet. Jugendliche gestalten den ehemaligen Pfarrsaal der St.-Moritz-Kirche zu einem Jugendtreffpunkt um.

Früher haben sie sich in der Franziskanerkirche getroffen, doch "das Gewölbe war nur provisorisch", erzählt die Referentin der katholischen Jugendstelle Ingolstadt, Anna Finsterer. Schon länger hatte die Katholische Studierende Jugend (KSJ) deshalb neue Räume gesucht – und nun ist sie fündig geworden. Soweit wie möglich in Eigenleistung wird der ehemalige Pfarrsaal hergerichtet, wobei Pfarrei, KSJ und Jugendstelle ganz eng zusammenarbeiten wollen.

An diesem Tag werden die Wände abgeschliffen und geglättet, damit am nächsten Tag geweißelt werden kann. Immer wieder wurden Risse in der Wand grob verputzt, und nun ist aus der einstmals glatten Wand eine unebene Fläche geworden. Martina Großmann, Stefanie Regler und Veronika Huber sind unermüdlich. Putz rieselt den drei Jugendlichen in die Haare, auf die Kleidung und in die Schuhe – trotzdem halten sie das Schmirgelpapier fest in der Hand und bearbeiten die hohen Wände.

Auf dem Tisch liegt ein schweres Holzkreuz mit einer bestimmt einen Meter großen Christusfigur aus Messing. Die Dornenkrone ist ihr schon abgefallen und wurde provisorisch mit einem Stück Draht am Fuß der Figur befestigt, damit sie nicht verloren geht. "Schau mal, da drunter war’s mal grün", ruft die 13-jährige Veronika. In der Tat: Um das schwere Kreuz nicht herunternehmen zu müssen, wurde immer wieder darum herum gepinselt, wenn die Wände einen neuen Anstrich bekamen. Geblieben ist ein weißes Kreuz an der Wand. Um den Abdruck herum kann man noch die verschiedenen Farbschichten erkennen. Grün war auch dabei. Momentan herrscht Gelb vor. Wenn der Raum fertig ist, wollen die Jugendlichen selbst ein neues Kreuz herstellen.

"Jeden Freitagabend treffen sich die jungen Leute, und mittwochs ist normalerweise Schülercafé", erzählt Anna Finsterer. Daher wird der Raum auch ein bisschen wie ein Café eingerichtet. Eine Bar steht schon und grenzt die Küche vom Rest des Raumes ab.

Martin Pohle hat sie aufgebaut. Er ist Lehrer am Gnadenthal-Gymnasium und findet den Jugendtreff eine geniale Idee. "Außerdem verbindet es am meisten, wenn man etwas selber macht", sagt er und schraubt weiter an der Theke. Die Motivation der Jugendlichen sei sehr hoch, erzählt er, deshalb stehe er ihnen auch gerne mit Tipps zur Seite und helfe in seinen Ferien mit.

Durch das Fenster sieht man hinunter auf das geschäftige Treiben auf dem Rathausplatz. Das interessiert hier oben im ersten Stock allerdings niemanden. Immer mehr Schmutz sammelt sich auf dem Parkettboden. Mitten im Raum steht ein über und über mit Staub bedecktes Klavier, auf dem ein Spachtel liegt.

Geschäftig läuft Pfarrer Georg Glötzner von einem zum anderen. Er ist für die Katholische Studierende Jugend zuständig, gibt eifrig Ratschläge und Hinweise, oder packt mit an, wo er gebraucht wird.

Es riecht alt in dem ehemaligen Pfarrsaal. Nach angejahrten Möbeln und Putz. Doch man spürt auch den frischen Wind, der mit den Jugendlichen deren künftigen Treff belebt.