Seoul
Tauwetter in Korea

Norden und Süden vereinbaren Gipfeltreffen

06.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Seoul (AFP) Historische Schritte der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea: Die verfeindeten Staaten haben nach Angaben aus Seoul ein Gipfeltreffen zwischen Machthaber Kim Yong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In vereinbart. Das Treffen soll Ende April an der Grenze stattfinden, wie Seoul gestern bekannt gab.

Demnach machte die nordkoreanische Führung ein wegweisendes Angebot: Im Gegenzug für Sicherheitsgarantien habe Pjöngjang einen Verzicht auf sein umstrittenes Nuklearprogramm in Aussicht gestellt - und wolle darüber mit den USA ins Gespräch kommen. Der südkoreanische Sicherheitsberater Chung Eui Yong gab die spektakuläre Wendung gestern bekannt, nachdem er sich am Vortag in Pjöngjang mit Machthaber Kim getroffen hatte.

Zum einen wolle Nordkorea seine Atom- und Raketentests während der Dialogphase mit dem Süden stoppen, sagte Chung. Der Norden zeige darüber hinaus seine "Entschlossenheit zur atomaren Abrüstung" und habe betont, dass es "keinen Grund" für das umstrittene Nuklearprogramm gebe - wenn die militärischen Drohungen gegen den Norden beseitigt und die Sicherheit der nordkoreanischen Führung garantiert würden. Bislang hatte es Kim stets ausgeschlossen, über das Atomprogramm zu verhandeln.

Zugleich strebt Pjöngjang laut Chung die Verbesserung seiner Beziehungen zur Regierung von US-Präsident Donald Trump an. Die Führung Nordkoreas sei zu einem "offenen Dialog" mit Washington bereit. Bei möglichen Gesprächen wolle Pjöngjang auch die "Denuklearisierungsfrage" thematisieren, sagte Chung.

Trump hatte die nukleare Abrüstung Nordkoreas zur Vorbedingung für Verhandlungen erklärt. Gestern begrüßte der US-Präsident den koreanischen Gipfel als "möglichen Fortschritt". "Zum ersten Mal in vielen Jahren wird eine ernsthafte Anstrengung von allen betroffenen Seiten unternommen", schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Welt schaut zu und wartet!" kommentierte der US-Präsident die diplomatische Annäherung zwischen den koreanischen Staaten. Es könne sich aber auch um eine "falsche Hoffnung handeln".

Nach Angaben des südkoreanischen Sicherheitsberaters einigten sich die beiden Staaten erstmals auch auf die Einrichtung einer Hotline auf Ebene der Staatsführung. "Der Süden und der Norden sind übereingekommen, eine Hotline zwischen den beiden Führern einzurichten, um die militärischen Spannungen abzubauen und eine enge Koordination zu ermöglichen", sagte Chung.

Wenn der Norden das in der Grenzstadt Panmunjom geplante Gipfeltreffen bestätigt, wird es das erste Mal seit der Machtübernahme von Kim 2011 sein, dass dieser mit einem südkoreanischen Präsidenten zusammentrifft. Zudem wäre es seit dem Ende des Koreakriegs (1950-1953) das dritte in der Geschichte der Beziehungen Nord- und Südkoreas.