Taufen vereinbaren und Heizöl bestellen

12.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:21 Uhr

Teilzeitkraft im Dienst des Pfarrers, aber auch in der Freizeit oft dienstlich beansprucht: Stephanie Geier an ihrem Arbeitsplatz. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Pfarrsekretärin sein, das heißt, immer und überall ansprechbar sein. "Daran muss man sich erst gewöhnen", lacht Stephanie Geier. Im Schwimmbad danach gefragt zu werden, wann denn der Konfirmandenunterricht wieder los geht oder wann der nächste Krabbelgottesdienst stattfindet, das gehört für sie mittlerweile dazu.

"Das ist halt in Neuburg so", lächelt sie. Seit 2004, als Vorgängerin Hannelore Neukam in Altersteilzeit ging, sitzt sie als Pfarrer Gerhard Steiners rechte Hand im Pfarrbüro der Christuskirche Neuburg.

Als erste Anlaufstelle sozusagen. Ob es nun um sehr persönliche Anliegen einzelner Gemeindeglieder, Terminvergaben, normale Büroarbeit oder einen vermeintlich toten Vogel im Hof der Christuskirche geht. Jetzt muss sie schmunzeln, denn der tote Vogel, den ihr ein Kirchenbesucher während des Gottesdienstes meldete, damit der Kadaver beseitigt werden könne, bevor die Gottesdienstbesucher herauskämen – dieser ominöse Vogel entpuppte sich als einer der Plastikraben, der eigentlich oben am Kirchturm seinen Dienst als Taubenschreck verrichten sollte, aber herabgefallen war. Noch keine Ideallösung gegen die Taubenplage, räumt sie ein, seien die Raben, die vom Pfarrbüro aus bestens zu sehen sind, obwohl die Sicht leicht durch ein Gerüst beeinträchtigt wird. Derzeit wird das Pfarramt renoviert. "Momentan sind wir ein wenig eingeschränkt, aber dafür wird es hinterher umso schöner", meint die gebürtige Neuburgerin zuversichtlich. Selber bereits in der Christuskirche getauft und auch konfirmiert, hat die 39-Jährige einen besonderen Bezug zu ihrem Arbeitsplatz und auch zu Steiner, der für sie erst einmal der Pfarrer war, der die jüngere Tochter taufte. "Wenn sehr viel Arbeit da ist, dann nimmt er mir schon mal was ab", lobt Geier ihren Chef, der beispielsweise mit Hand anlegt, wenn es gilt, 300 Briefe für den Krabbelgottesdienst zu kuvertieren.

An ihrer Arbeit schätzt sie vor allem das vielfältige Spektrum der Aufgaben: "Das Schöne ist, dass es kein reiner Bürojob ist, sondern dass ich viel mit Menschen zu tun habe". Natürlich sind da auch die Kirchenbücher, in denen Taufen, Trauungen und Beerdigungen vermerkt werden müssen, die Gabenkasse ist zu verwalten, die Abkündigungen müssen geschrieben und diverse Kalender geführt werden. Aber da sind eben auch Menschen. Menschen, denen es zuzuhören gilt. Das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wird, rührt sie oft, und manchmal ist es einfach nur wichtig, zuzuhören, damit es dem Gegenüber ein wenig besser geht. Ein junges Mädchen kommt, um ein Schreiben abzugeben. Sie ist an der richtigen Adresse, manchmal aber muss Geier weiterdelegieren. Wenn der Kaminkehrer kommt oder der Mineralölhändler fragt, wo das Heizöl hinkommt.

Die Kreise ehrenamtlicher Mitarbeiter der Christuskirche organisieren sich selbständig, da fungiert die Pfarrsekretärin nur als Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Was vor allem bei Vakanzen zum Tragen kommt. Bevor Kantorin Stefanie Hruschka ihren Dienst antrat, hatte Geier die Ehrenamtlichen fürs Orgelspiel im Gottesdienst einzuteilen. "Der erste Blick beim Betreten der Kirche ging immer hoch zur Empore, ob Licht brennt und auch wirklich jemand spielt", erzählt sie von der für sie etwas aufregenderen eineinhalbjährigen Zeit ohne hauptamtlichen Organisten.

Neben Telefon und Unterlagen steht ein Schälchen mit Schoko-Weihnachtskugeln auf ihrem Schreibtisch. Denn in der Adventszeit hält sie ein Zuckerl für die Konfirmanden bereit, die das Kreuz bei Beerdigungen vorantragen. Ein Arbeitsplatz ganz nah am Menschen – weshalb es nicht nur für den Chef wichtig ist, zu wissen, wann die Pfarrsekretärin Urlaub hat. "Das war auch neu für mich, dass es für alle so wichtig ist, wenn ich mal nicht da bin", schmunzelt Geier. So wichtig nämlich, dass eigens angerufen und nachgefragt wird, wann sie denn in Urlaub gehe . . .