Taufe im Land der Berge

12.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr

Der Amtsschimmel wieherte kräftig bei einem Besuch auf dem Postamt mit (von links) Johannes Eisinger, Frank Falkenburger, Michael Franken, Markus Uhlmann und Martin Kirmaier. - Foto: Rothe

Hög/Reichertshofen (DK) Mit ihren Starkbierfesten im Schützenheim der Büchsenschützen und im Gasthaus Söltl In Hög eröffnete die JWU Reichertshofen die Starkbierzeit. Und es war ein überaus gelungener Start in die fünfte Jahreszeit.

Völlig daneben lag, wer angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen eine einseitige Wahlpropagandaveranstaltung erwartet hatte. "Moderator" Erwin Strasser versprach, dass Politik nicht Thema des Abends sein sollte, und die Akteure auf der Bühne hielten sich auch daran. Das mittlerweile 3. Starkbierfest der JWU sei vielmehr ein Zeichen dafür, "dass sie nicht nur in Wahljahren präsent ist." Die Besucher kamen voll auf ihre Kosten und erlebten knapp vier Stunden Unterhaltung der Extraklasse.

Der Auftakt blieb Bruder Barnabas vorbehalten, in dessen hintergründiger Predigt keiner ungeschoren blieb und auch so mancher Gast sein "Fett" abbekam. Allen voran waren dies große Politiker von Georg Bush über Putin, Sarkozy und Angela Merkel bis zu Günther Beckstein, "ein Lutherbruder, der sein Amt einem Latexluder zu verdanken hat". Mit einer Ingolstädterin als "Bayern-General" könne er sich auch Britney Spears als bayerische Familienministerin vorstellen.

Wärme in der Politik

Die Pisa-Studie und das Rauchverbot fehlten in der Predigt von Bruder Barnabas ebenso wenig wie der Klimawandel: "Es wird immer wärmer, sogar in der Politik". Auf kommunaler Ebene versuchte der Prediger, etwas Licht in den Chor- und den Wirtshausstreit um das TSV-Vereinsheim zu bringen. Dem Gemeinderat riet er, die Marktstraße in "Viagrastraße" umzubenennen, "weil da auch immer alles steht". Letztlich verglich er das Gremium mit einer Leberkässemmel, in der jeder glaubt, seinen Senf dazu geben zu müssen. Michael Frankens Fastenpredigt als Bruder Barnabas war rau aber herzlich, was in Hög von den gut 120 Besuchern mit viel Beifall honoriert wurde.

Nach einer kurzen "Raucherpause" ging es Schlag auf Schlag weiter. "Wunder gibt es immer wieder" stellte dabei ein 93-jähriger Patient (Johannes Eisinger) bei einem Besuch seines Hausarztes (Martin Kirmaier) fest, der ihm die freudige Mitteilung machte, dass er Vaterfreuden entgegen sehe. "Wia z’Reichertshofa" sagte ein Zuschauer zu einer Szene, die auf einem Postamt spielt, mit Martin Kirmaier, Markus Uhlmann, Michael Franken, Johannes Eisinger und Frank Falkenburger.

Die Strapazen eines frisch getrauten Ehemannes bekam Markus Uhlmann alias "Ewald" von seiner frisch angetrauten Gattin Anni (Evelyn Franken) in dem Sketch "Flitterwochen – das fängt ja gut an" zu spüren. Um eine defekte Waschmaschine ging es anschließend in einem unterhaltsamen Dialog zwischen einem Klempner und einem Hausmann, ehe sich Michael Franken und Johannes Eisinger in "die Mittagspause" begaben.

Wie eine "Taufe im Land der Berge" abläuft, erlebten die Zuschauer in einer Szene zwischen einem Pfarrer und einem Vater. Grund zum Lachen hatten die Besucher bei "Altbayrisch für Einsteiger"., Zunächst ging es um Fairness am Spielfeldrand, im Anschluss um die "doppelte Verneinung" und schließlich um "Ackerbau und Viehzucht".

Zugleich war dies der Abschluss einer Veranstaltung, die Lust auf mehr machte und von den Zuschauern mit anhaltendem Beifall belohnt wurde – allen voran für Michael Franken als Regisseur, Programmgestalter und Mitwirkenden.