Augsburg
Taten statt Worte

FC Augsburg schlägt den VfB Stuttgart 2:1 und kommt der Europa League wieder näher

19.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Augsburg (DK) Aufatmen beim FC Augsburg, die Mannen vom Lech haben das Siegen doch noch nicht verlernt. Und das 2:1 (1:1) jetzt gegen den VfB Stuttgart war nicht nur irgendein Erfolg, sondern er war gleichbedeutend mit dem Festigen von Tabellenposition sechs.

Grundsätzlich ist Markus Weinzierl ja ein sehr freundlicher Zeitgenosse. Beziehungsweise ein Vertreter jener Art von Fußballlehrern, die den Medienschaffenden durchaus gerne Rede und Antwort stehen. Nur immer wieder diese Fragen nach Europa, nach einer Teilnahme des FCA am internationalen Geschäft – die hängen ihm, wie man so schön zu sagen pflegt, mittlerweile zum Hals raus. „Darüber spreche ich nicht mehr, das können andere machen“, so der 40-Jährige schmallippig. Trotz des ersten Sieges seiner Augsburger seit dem 7. März. Trotz des wieder angewachsenen Vorsprungs auf Tabellenrang sieben – also den ersten Platz, der am Saisonende nicht die Teilnahme an der Europa-League bedeuten würde.

Also redet eben ein anderer darüber, nämlich Tobias Werner. „Vielleicht war uns das Thema zuletzt ein bisschen zu Kopf gestiegen, in den vergangenen Spielen fehlte uns tatsächlich die nötige Lockerheit“, so der seit Ende März frisch verheiratete Leistungsträger des FCA: „Andererseits stehen wir weiterhin nicht zu Unrecht da oben im Klassement, und natürlich wollen wir diese Position jetzt bis zum Schluss verteidigen.“ Wenn er weiterhin so spektakuläre Tore erzielt wie nun, am Samstagabend, beim frühen 1:0 – könnte es tatsächlich mit Europa klappen (7.).

Eigentlich hätte die schnelle Führung den Augsburgern gut tun, ihnen Sicherheit geben sollen. Tat es aber nicht. Und so fiel der Stuttgarter Ausgleich durch Daniel Ginczek (22.) absolut folgerichtig. Mehr noch: Die Gäste stellten auch danach die bessere Mannschaft, besaßen die deutlich besseren Chancen. „Wir hätten daher keinesfalls mehr in Rückstand geraten dürfen – und auch keinesfalls mehr verlieren“, sagt VfB-Kapitän Christian Gentner traurig – sowie völlig richtig. Nein, eine Galavorstellung bot der FCA am Samstagabend auf keinen Fall. „Aber das ist mir im Endeffekt sch . . . egal“, so Augsburgs Spielführer Paul Verhaegh: „Uns tut dieser Sieg enorm gut, nur das zählt.“

Der entscheidende Treffer des FCA zum 2:1 fiel übrigens in der 73. Minute: Nach einem abgewehrten Schuss von Daniel Baier brachten Markus Feulner sowie Werner die Kugel blitzschnell zu Raul Bobadilla, die VfB-Hintermannschaft pennte hierbei – und der Rest war für den Neu-Nationalspieler Paraguays nur Formsache.

„Wir agierten diesmal kompakter als zuletzt. In den vorherigen Spielen wollten wir zu viel erzwingen“, meint Verhaegh. Wegen der möglichen Europa-League-Teilnahme im Hinterkopf? Manager Stefan Reuter möchte das so nicht sagen: „Es nervt ganz allgemein, wenn man einige Wochen lang nicht mehr gewonnen hat – völlig egal, wo man in der Tabelle steht.“ Umso wichtiger war nun eben das Ende der jüngsten Negativserie (vier Partien in Folge ohne Sieg, dabei nur ein mickriges Tor) – wie Chefcoach Weinzierl gerne bestätigt. „Natürlich waren wir zuletzt unzufrieden – und es wurden zudem schon Dinge bei uns hineininterpretiert, die uns überhaupt nicht gefielen. Aber dieses 2:1 gegen den VfB, nach einem harten Stück Arbeit, gibt uns nun viel Rückenwind für die fünf letzten Saisonspiele.“

Und damit auch Rückenwind auf dem Weg nach Europa? Am kommenden Samstag dürfen die Augsburger beim Hamburger SV ran – also dort, wo sie in den beiden vergangenen Spielzeiten jeweils mit 1:0 gewonnen hatten. Wenn das kein gutes Omen ist . . . Der VfB muss übrigens zur gleichen Zeit gegen den SC Freiburg kicken – ein Duell, in dem es für ihn fast schon ums Überleben im deutschen Fußball-Oberhaus geht. Weshalb die Stuttgarter aktuell so mies dastehen – FCA-Manager Reuter kann es sich irgendwie nicht erklären: „Gegen uns ist der VfB keinesfalls wie ein Abstiegskandidat aufgetreten.“

Stuttgarts Chefcoach Huub Stevens nimmt das Kompliment gerne zur Kenntnis: „Wir hätten hier in Augsburg tatsächlich etwas verdient gehabt. Dass wir dann doch nichts mitnehmen durften, ist schon enttäuschend – zumal die Spiele für uns immer weniger werden und es damit immer schwieriger wird, da unten noch rauszukommen.“ Also bereits ein leichter Anflug von Resignation beim knurrigen Niederländer? „Nein! Wir haben an diesem Samstag erneut gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, so Stevens. Aber was soll er auch anderes sagen?