Neuburg
Tanzschritte für das nächste Schlossfest

Das "Pfalzgräfliche Gefolge" formiert sich als neue Gruppe - Training nach Originalschriften

22.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:41 Uhr
Das Pfalzgräfliche Gefolge übt Renaissancetänze für das Schlossfest ein. Die 14-köpfige Gruppe würde sich gerne vergrößern und freut sich auf weitere Tänzer. −Foto: Hammerl

Neuburg - Das Schlossfest ist noch weit entfernt, doch es wird schon wieder geprobt.

 

Von den Bauerntänzern zum Pfalzgräflichen Gefolge: der gesellschaftliche Aufstieg erklärt sich ganz einfach. "Das passte altersmäßig nicht mehr", erzählt Bettina Ebert, die die aktuell 14-köpfige Schlossfestgruppe leitet. Aus der Erkenntnis, zu alt zu sein für die Bauerntänzer, die fester Bestandteil der Schlossfest-Tanzspiele "Tanz und Scherz bei Hofe" sind, entstand die Idee, etwas Neues zu schaffen.

Gemeinsam mit dem Verkehrsverein wurde das Pfalzgräfliche Gefolge aus der Taufe gehoben, das sich in der Gesellschaft irgendwo in der Mitte ansiedelt. "Wir gehören nicht dem Adel an, aber auch nicht dem Volk", erklärt Franzi Keck. Zunächst wollten sich die zwölf ehemaligen Bauerntänzer einen lateinischen Namen geben, doch das gestaltete sich schwierig. Elf sind noch dabei, bilden sozusagen den Altbestand oder harten Kern des Gefolges.

Neu hinzugekommen sind Peter und Karin Steinherr aus Oberhausen. "Bauer ja, Tänzer nein", antwortet der Landwirt augenzwinkernd auf die Frage, ob er auch schon bei den Bauerntänzern dabei war. Er ist mit 49 Jahren der Älteste im Pfalzgräfliche Gefolge, somit gut doppelt so alt wie das Küken, die 24-jährige Franzi, die über Karin Steinherr mit dazu kam. Die Altersspanne ist also sehr groß, es gibt keine Altersbeschränkung für neue Tänzer, die dringend gesucht werden. "Laufen sollten sie schon können", gibt Karin Steinherr vorsichtshalber ein gewisses Mindestalter vor.

Ob als Paar oder alleine spielt keine Rolle, alle sind willkommen. Ein leichter Frauenüberschuss herrscht derzeit, was für den Tanz Spero ideal ist, denn den tanzt jeweils ein Herr mit zwei Damen.

Getanzt wird nach Originaltanzbeschreibungen, die Bettina Ebert in alten Büchern findet, teilweise auch im Internet. "Aber dort sind sie oft verfälscht", erklärt sie, warum sie Bücher bevorzugt. 14 bis 15 Tänze beherrscht das Gefolge aktuell, darunter sind Klassiker von Jehan Tabourot (1519 bis 1595), eines wohlhabenden Kanonikers, der im Jahr 1588 unter dem Pseudonym Thoinot Arbeau ein Buch über die Tänze seiner Zeit herausgab - mit detaillierten Anweisungen für damals übliche höfische Tänze wie den im Kreis getanzten Branle, die Galliarde, einen Springtanz, oder die Pavane, einen Schreittanz. Hinzu kommen Gesellschaftstänze wie Allemande und Courante - mit der typischen Fortbewegung in Zickzacklinie - bis hin zu volkstümlichen Moriskentänzen. Eine weitere Quelle ist das Tanzbuch von John Playford aus dem Jahr 1651. Ebert nimmt bevorzugt überwiegend flotte Tänze ins Repertoire auf. Weshalb Peter Steinherr als Senior in der Runde augenzwinkernd um Nachsicht bittet.

Alexandra Krause ist über ihren schlossfestbegeisterten Mann Alexander zu den Bauerntänzen gekommen. Das Training sei manchmal anstrengend und nervig, aber das unbeschreibliche Gefühl, beim Schlossfest mitzutanzen, entschädige dafür bei weitem. "Das muss man mal erlebt haben", meint sie. "Wenn man einmal dabei war, kann man sich nicht mehr vorstellen, als Nichtaktiver auf Schlossfest zu gehen", ergänzt die amtierende Maikönigin Magdalena Rupp, die einen Teil ihrer geringen Freizeit in das Pfalzgräfliche Gefolge investiert.

Nach Pleiten, Pech und Pannen gefragt erinnert sie sich an eine Generalprobe, bei der sie mit dem Saum ihres Kleides an einem Klettband für die Stoffverkleidung der Bühne hängengeblieben war, wodurch er heruntergerissen wurde. "Das Kleid musste zum Schneider", erzählt sie, sei aber rechtzeitig für die Aufführung wieder fertig gewesen, obwohl die Schlossfestschneider zu der Zeit natürlich völlig überlastet sind.
Gute Tradition hat beim Pfalzgräfliche Gefolge die letzte Runde am zweiten Schlossfestsonntag. Wenn die Schlacht geschlagen ist, aber die Marktstände noch offen haben, dann drehen alle miteinander eine große Runde, fahren Karussell und schauen sich alle Buden an. "Und wenn ein Feierabend ist, sperren wir mit einem lachenden und weinenden Auge zu", erzählt Dennis Leis.

Das Pfalzgräfliche Gefolge trifft sich im 14-tägigen Rhythmus immer dienstags in der städtischen Tanzschule in der Bürgermeister-Singstraße von 20 bis 21.30 Uhr. Derzeit ist jedoch Pause. Anmeldung und nähere Informationen gibt es bei Karin Steinherr, Telefon (0176) 72525903.