Berching
Tanzkunst auf ungewöhnlichen Bühnen

Vertikalballett Don Juan am Frauenturm einer der Höhepunkte des Berchinger Gluck-Jubiläums

02.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Don Juan auf der Bühne, an der Stadtmauer, am Frauenturm, als Tänzer und als Schauspieler: Die Inszenierung des Vertikalballetts „Don Juan“ anlässlich des Gluckjahres in Berching wurde zu einem mitreißenden Erfolg. Spektakuläre vertikal-„schwebende“ Szenen wechselten mit bezaubernden Balletttänzen, actionreichen Kampfauftritten und schauspielerischen Einlagen. - Fotos: Adam

Berching (DK) Als spektakulär, außergewöhnlich, sensationell oder – mit dem höchsten bayerischen Lob – „passt scho“: So haben die begeisterten Zuschauer die aufwendige Inszenierung des Don Juan in Berching beschrieben. Das Vertikalballett wurde auf verschiedenen Bühnen inszeniert.

Christoph Willibald Gluck hätte seine Freude gehabt. Er, der gern ungewöhnliche Wege ging, der sich dem traditionell Üblichen nicht anpasste, sondern seine eigenen Visionen verwirklichte, er wäre sicher schmunzelnd im Publikum gesessen und hätte zufrieden die Aufführung seines „Don Juan“ in Berching verfolgt. Denn auch die Verantwortlichen um Gesamtleiter und Dramaturg Raymund Maurin gingen „etwas andere“ Wege: Zwar gab es bei der Aufführung anlässlich des 300. Geburtstages von Gluck eine große Freilichtbühne auf der Schätzwiese vor dem Frauenturm. Zudem aber wurden als weitere Schauplätze der Wehrmauergang, die Stadtmauer und auch der hohe Frauenturm mit einbezogen. Keine einfache Aufgabe für die Künstler, die, nur mit Seilen gesichert, im Vertikalen schwebten, tanzten oder schauspielerten. Alle meisterten den Kraftakt mit Bravour und zogen das Publikum mit scheinbarer Leichtigkeit in ihren Bann. Und in die Geschichte von Don Juan, dem Lebemann mit der sprichwörtlichen Liebe zu Frauen.

Der Adelige trat gleich in zweifacher Person auf: Einmal als Tänzer Don Juan (Dominik Braunersreuther), der dem gleichnamigen Ballett von Gluck zugrunde liegt, und einmal als Schauspieler Don Juan (Janos Kapiány), der dem Publikum wortgewandt nach dem gleichnamigen Schauspiel von Moliere die Szenen nahe brachte. Knapp 100 Jahre liegen zwischen den 1665 entstandenen Texten Molieres und dem 1761 komponierten Ballett von Gluck, erklärte Ursula Lindl vom Freundeskreis Christoph Willibald Gluck. In Berching verschmolzen Text und Musik zu einer perfekten Einheit: Don Juan als leidenschaftlicher Verführer, als ausschweifend feiernder Lebemann, als unbekümmerter Abenteuerer, feuriger Kämpfer oder unbelehrbarer Sterbender, den die Furien am Ende in die Hölle holen.

Rasant wechselten zarte Ballettszenen mit einem Schwertkampf an der Stadtmauer, erzählte Don Juan von seiner Leidenschaft zu Frauen und wütete Juans Teilzeit-Gefährtin Donna Elvira, als dieser ausgerechnet am Hochzeitstag des Paares Massetto und Zerline die Braut verführte. Besonders spektakulär waren die Schlussszenen, bei denen sich die Tänzer aus dem Frauenturm abseilten und Don Juan unter Feuerfontänen sein Ende bereitet wurde. Und auch hier, wie bei jeder einzelnen Szene, harmonierten Musik, tänzerische und schauspielerische Leistung perfekt.

Die Aufführung des Vertikalballetts Don Juan unter der Leitung Raymund Maurins, unterstützt von Beat Wyrsch in der Schauspielregie und Olatz Arabaolaza bei der Choreografie, war unbestritten ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Berchinger Gluckjahres. Und es geht weiter: Am 29. Juni findet ab 19 Uhr ein Serenadenkonzert in der Kirche St. Willibald in Weidenwang statt. Am 2. Juli wird der 300. Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Stadt in Erasbach gefeiert mit Übergabe einer Sonderbriefmarke und einem Konzert ab 19.30 Uhr. Am 6. Juli ist ab 19 Uhr ein Orgelkonzert mit Martin Sturm in der St. Lorenzkirche zu hören und vom 25. bis 27. Juli findet ein „Barockfest mit Kanal im Feuerzauber“ statt. Dabei wird die Oper „Le Cinesi“ aufgeführt, es gibt eine „Matinee in Weiß“ , einen Barockmarkt und es sind wieder barocke Tänze zu sehen. Einen Vorgeschmack dazu gaben als „Entrée“ zur Aufführung von Don Juan in historischen Kostümen bereits Peter Hoffmann, Andrea Frankl-Hardt und Angelika Wahl.