Ingolstadt
Talente, so weit das Programm reicht

Mit einem gut besuchten Tag der offenen Tür steigt die Volkshochschule in das Herbst-/Wintersemester ein

11.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:19 Uhr

Ästhetisch und exotisch: Eine Gruppe von Frauen hat beim Tag der offenen Tür der Volkshochschule die Vielfalt des orientalischen Tanzes präsentiert - sehr zur Freude der Besucher. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Für europäische Augen ist der Anblick etwas seltsam. Fünf Frauen tanzen in weißen, bauchfreien Gewändern mit silbern glitzernden Ornamenten. So weit so normal. Doch auf dem Kopf tragen sie einen üppigen Kerzenleuchter, gut und gerne 30 Zentimeter hoch mit mehreren Leuchten. Dazu ertönt aus den Lautsprechern - nicht minder fremd für europäische Ohren - orientalische Musik. Die Frauen bewegen sich ästhetisch und harmonisch, immer darauf bedacht, den Kopf gerade zu halten, damit der Leuchter nicht auf den Boden kracht. Sie scheinen mit dem orientalischen Tanz bereits ihr Talent gefunden zu haben.

Wer noch auf der Suche ist, der wird im Herbst-/Winterprogramm der Volkshochschule sicher fündig. Es steht unter dem Thema "Talente entdecken". Es wäre allerdings hilfreich, zu wissen, in welchem Bereich das eigene Talent liegen könnte. Denn das Angebot ist schier unglaublich.

Keine drei Meter neben den orientalischen Tänzerinnen ist ein Stand über Gartengestaltung, ums Eck steht die Zehenanalyse und wer schon immer einmal ein Aquarell malen möchte, der ist bei Radmila Curcic richtig. "Diese Technik ist wirklich einfach zu lernen", sagt sie. Und zeitgemäß, denn Curcic bietet auch einen Kurs "Selfie-Zeichnen" an, also ganz ohne Smartphone. Wer mehr Bewegung haben möchte, ist unter anderem bei Beate Biskup richtig. Sie bietet Kreativen Tanz an, also weg von Walzer- und Cha-Cha-Cha-Schritten, hin zu freier fließender Bewegung. "Männer sind übrigens herzlich willkommen", sagt Biskup mit einem Lächeln und meint damit, dass praktisch nur Frauen ihre Kurse besuchen.

Wer sein Talent weder in der Kunst noch in der Bewegung vermutet, könnte es mit einer neuen Sprache versuchen. Von Schwedisch bis Japanisch wird praktisch alles angeboten. Und vielleicht ergeht es manchem Teilnehmer wie Dorette Roß. Sie hat nicht nur ihr Talent, sondern ihre Liebe für China entdeckt. Während des Studiums ist das passiert und seither schwärmt sie für die Kultur und die Menschen dort. Und Chinesisch zu lernen, sei gar nicht so schwer, sagt sie zumindest. Die Grammatik sei sehr einfach und mit etwas kindlicher Fantasie sei auch die Bildersprache in Form von Schriftzeichen kein allzu großes Problem. Beim Intonieren der Sätze müsse man allerdings etwas aufpassen, meinte sie. Denn der gleiche Ausdruck kann entweder "Entschuldigen Sie bitte" heißen, oder, wenn die Stimme am Ende hoch geht, "Darf ich Sie küssen" bedeuten.

Wem die Fettnäpfchengefahr hier zu groß ist, der könnte ganz clever vorgehen und einen Kurs belegen, der einem bei der Talentsuche hilft. "Das Leben ist ein Wunschkonzert" von Claudia Liebscher etwa. In der Gruppe wird darüber gesprochen, wie man sich selbst wieder neu definieren kann; meist wenn sich eine Veränderung im Leben ergeben hat.

So betrachtet, können sich die Damen des orientalischen Tanzes glücklich schätzen, dass sie ihre Berufung bereits gefunden haben. Dass sehr viele Bürger das Programm der VHS schätzen, beweist der stete Andrang beim Tag der offenen Tür. Und bestimmt jeder Besucher hat das neue rund 190-seitige Programm mitgenommen - oder auch zwei.