Taktstock aus Hand gelegt

13.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Hat ein gutes Stück Musikgeschichte in Eichstätt mitgeschrieben und legt jetzt den Taktstock weg: Hans Drechsler. - Foto: kx

Eichstätt (–) "Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden". Diese Erkenntnis des Kirchenvaters Augustinus trifft in vollem Maße auch auf Hans Drechsler zu, der mehr als 40 Jahre (genauer: seit Herbst 1968) als Leiter des Eichstätter Kammerorchesters das Musikleben unserer Stadt prägend mitgestaltet hat.

Der 1936 in München geborene Hans Drechsler war ab 1962 als Nachfolger von Karl Hornung, dem viele Eichstätter ihre musikalische Ausrichtung verdanken, Musikpädagoge am Willibald-Gymnasium, bis er 1999 in den Ruhestand trat.

Dem von Sepp Rubenberger gegründeten Kammermusikkreis Eichstätt-Ellingen – so hieß das Orchester ursprünglich – war Drechsler von Anfang an verbunden, zunächst als Geiger und ab 1967 als Dirigent. Schüler und Musiklehrer, Laien und "Halb-Profis" musizieren hier Seite an Seite, manche Mitglieder aus der Gründungszeit des Orchesters sind heute noch im Ensemble tätig, so Georg Hanauska, Lore Ludwig und Klaus W. Sporer.

Außer in Ellingen konzertierte man in Eichstätt zunächst im Spiegelsaal, und als der sich als zu klein erwies, in der Rebdorfer Klosterkirche, dann in der Aula des Gabrieli-Gymnasiums und ab 1989 im Festsaal des Alten Stadttheaters. Das Repertoire das Orchesters, das bald den Rahmen eines kleinen "Kammer"-Orchesters sprengte und vorwiegend durch Bläser von auswärts verstärkt wurde, reichte vom Frühbarock bis zu Komponisten der Moderne mit deutlichem Schwerpunkt bei der Frühklassik und den Großmeistern Haydn und Mozart.

Viele, auch überregional bekannte Solisten spielten mit dem Kammerorchester, wobei Drechsler immer Wert auch darauf legte, begabten Nachwuchs eine Chance zu geben. Begeistert und begeisternd, gestützt auf eine reiche Kenntnis der spiel- und finanzierbaren Musikwerke, verstand er es immer wieder, Bekanntem neue Interpretations-Facetten zu verleihen und überraschend Unbekanntes einem dankbaren Publikum darzubieten. Seine sichere Schlagtechnik, ausgefeilte Phrasierungskunst und mitreißende Musikalität überzeugten seine Musiker und die Zuhörer.

Vor zehn Jahren schrieb ich schon zu seinem 30. Dirigierjubiläum: "...Wenn man bedenkt, welche organisatorische Arbeit für jeden Auftritt zu leisten ist, wie mühselig es ist, die sich ständig erneuernde Mannschaft zur Einheit zu verbinden und für das Publikum attraktive Werkauswahl zu treffen", dann wird man seine Leistung gebührend schätzen. Noch ist ungewiss, wer seine Nachfolge antreten wird.

Drechsler, der auch von Anfang an die Eichstätter Sommerspiele mitgestaltete, hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Hawe