Ingolstadt
Taktisches Bravourstück

FC Ingolstadt setzt sich nach 3:0-Sieg in Aue wieder von den Verfolgern ab

08.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:34 Uhr

Ingolstadt (DK) Der 3:0-Erfolg am Freitagabend in Aue hat Zweitliga-Spitzenreiter FC Ingolstadt aus seiner Ergebniskrise befreit. Vor allem die Art und Weise, wie sich die Schanzer den zweiten Sieg des Jahres erkämpft haben, imponierte. Dadurch gehen sie gestärkt in das Spitzenspiel gegen Karlsruhe.

Der Sieg im Erzgebirge hatte viele Väter. Allen voran Trainer Ralph Hasenhüttl. Sein taktischer Plan, Spielmacher Pascal Groß zunächst auf die Bank zu setzen, ging voll auf. „Manchmal muss man etwas ändern. Pascal hat gegen 1860 München viel geackert, das hat Kraft gekostet. Darum wollte ich ihn dieses Mal erst später bringen, damit er für frischen Schwung sorgen kann, wenn der Gegner müde wird“, gab Hasenhüttl seine Überlegungen preis. Es funktionierte. Groß war an allen Toren beteiligt. Beim 1:0 zog er zwei Gegenspieler auf sich, das 2:0 bereitete er per Freistoß vor, und am Ende holte er noch den Elfmeter heraus, der zum 3:0 führte.

„Jedem von uns ist eine Last abgefallen. In der ersten Halbzweit war es ein hartes Spiel mit viel Kampf, aber am Ende haben wir super Fußball gespielt. Wir hatten viel Ruhe am Ball, das war eine überzeugende Leistung“, freute sich der 24-Jährige. Dass er erstmals in Hasenhüttls Amtszeit nicht in der Startelf stand, störte ihn aufgrund des Ergebnisses nicht. „Der Trainer hat mich eingeweiht in seine Planung. Er wollte einen neuen Impuls setzen. Es ist gut gegangen, wir haben gewonnen, alles super“, meinte Groß, der sich allerdings nicht mit einer Jokerrolle anfreunden will. „Ich hoffe, dass das eine Ausnahme bleibt.“

Es gab noch andere Gewinner. Thomas Pledl zum Beispiel, der in die Groß‘ Rolle als Spielmacher schlüpfte. Der 20-jährige Winterneuzugang gefiel als quirliger Antreiber und auch als Freistoßschütze. „Ich fühle mich absolut wohl im zentralen Mittelfeld, das habe ich in der Jugend schon gespielt“, sagte Pledl, der mit so viel Rotation nicht gerechnet hatte. „Wir haben das in der Mannschaftsbesprechung vor dem Spiel erfahren. Jeder war ein bisschen überrascht. Aber wir haben einen überragenden Teamgeist. Wenn wir jedes Spiel so abliefern, können uns in der Liga nicht viele aufhalten“, meinte der Deggendorfer voll Zuversicht.

Mit Pledl, dem 19-jährigen Defensivabräumer Robert Bauer und Alfredo Morales (24) bot Hasenhüttl ein sehr junges Mittelfeld auf, das nach 20 schwierigen Anfangsminuten Herr der Lage war. „Wir haben richtig gute Spieler. Unser Mittelfeld war zweikampfstark und sehr präsent. Deshalb habe ich später Pascal Groß auch in die Spitze beordert. Es ist schön für einen Trainer, wenn man solche Möglichkeiten hat“, lobte Hasenhüttl sein Team und blickte schon voraus. „Im nächsten Spiel gegen den KSC kann ich wieder hungrige, frische Leute bringen. Deshalb fand ich das Spiel in Aue ganz wichtig für uns, damit wir noch besser als Mannschaft zusammenwachsen.“

Bedenkt man, dass der angeschlagene Mathew Leckie noch fehlte und Lukas Hinterseer in einer kleinen Formkrise steckt, sind die Möglichkeiten in der Offensive noch nicht ausgeschöpft. „Wir sind im Offensivspiel unglaublich variabel. Auch mit Moritz Hartmann und Stefan Lex. Nach dem 2:0 ist auch die Sicherheit zurückgekommen. Da hat man gemerkt, was wir spielen können, wenn es läuft“, meinte Hasenhüttl begeistert und blickte noch einmal zurück. „Auch als wir nicht gewonnen haben, hat vieles funktioniert. Schlimm wäre es, wenn man die Nerven verliert und anfängt, anders Fußball zu spielen. Das wollen wir nicht.“

In Aue haben die Ingolstädter dafür den überzeugenden Beweis geliefert. Auch, wenn der FC 04 das noch nicht hören will, reduziert sich das Aufstiegsrennen wohl zu einem Vierkampf. Gegen den KSC (Sonntag, 13.30 Uhr) können die Schanzer im direkten Duell einen weiteren Konkurrenten auf Distanz halten.

Hasenhüttl beschäftigte sich am Wochenende aber erst einmal mit der Stimmungslage. „Wahrscheinlich sind wir nach dem Sieg in Aue jetzt schon wieder aufgestiegen. Vor einer Woche war noch Weltuntergangsstimmung. So ist halt diese Gefühlswelt, die ja für uns auch neu ist“, sagte der Österreicher. „Wir lernen, wir versuchen aus allen Situationen das Positive herauszuziehen. Jetzt kann man es plötzlich wieder so sehen, dass wir seit drei Spielen ungeschlagen sind. Aber entscheidend ist, dass wir gegen den KSC wieder die richtige Taktik finden.“