STADTGEFLÜSTER
Tabula rasa im Blühstreifen

15.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr

(ada) Haben Sie auch schon einen Blühstreifen im Garten?

Oder ein Insektenhotel auf dem Balkon? Oder haben Sie sich gar ein Bienenvolk vom Imkerverein ausgeliehen? Seit das Insektensterben nicht mehr nur in Hinterzimmern an ökologisch angehauchten Stammtischen thematisiert wird, sondern zum Allgemeingut täglicher Diskussionen geworden ist, liegen Sie damit voll im Trend.

Englischer Rasen oder pflegeleichte Kieselbeete waren gestern. Heute ist Wildwuchs angesagt. Wenn sie in diesem Sommer zu einem Gartenfest eingeladen sind, kann es Ihnen leicht passieren, dass Sie die Dame des Hauses in eine schattige Ecke ihres grünen Paradieses führt, um Ihnen mit verklärtem Blick und einer weitausholenden Geste voller Stolz ein unscheinbar wucherndes Kraut zu zeigen: "Das ist mein Giersch. Den musst du unbedingt probieren. Schmeckt ganz toll! Irgendwie nussig, aber auch frisch! " Und dann reißt sie ein paar Blätter ab und kaut begeistert darauf herum.
Natürlich wollten auch wir uns diesem Trend zu mehr Natur nicht verschließen. So waren wir hellauf begeistert, als uns im Frühjahr ein Freund ein Päckchen Samen der Bayerischen Staatsforsten ins Haus brachte. "Veitshöchheimer Sommerblumenmischung", nannte sich das Ganze. Flugs hatten wir am Zaun unseres Gärtchens einen Streifen umgestochen, den Boden bereitet und den Samen ausgebracht. Und dann haben wir fleißig gegossen und zweimal täglich geschaut, ob die bienennährenden Pflanzen nicht endlich sprießen wollten. Das taten sie dann auch. Das zarte Grün begeisterte uns sehr und wir malten uns schon aus, wie im Sommer fröhlich summende Bienchen in Scharen heranschwirren würden.
Doch nicht nur wir waren von dem zarten Grün begeistert, sondern auch die Schnecken in unserem Garten. In kaum zwei Nächten hatten sie sich gierig über unseren Blühstreifen in spe hergemacht und alles kahlgefressen. Naja, auch das ist Natur, meinten wir, und haben das Ganze daraufhin fast vergessen. Bis wir in diesen Tagen mal wieder an der Stelle nachgeschaut haben. Ein weißes Blümchen unbekannten Namens hatte sich hochgekämpft. Und eine Biene hatte es auch gleich gefunden. Die Natur ist halt doch nicht unterzukriegen!