Böhming
Symbiose von Landwirtschaft und Genuss

Lammabtrieb mit Staatssekretär Albert Füracker als "oberster Schafhirte" und großem Gefolge

25.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Foto: Andreas Graf

Böhming (DK) Fast hätte man sich am Samstag ins Voralpenland versetzt gefühlt: Vor karstigen Felsen traten Alphornbläser auf, im Zentrum stand ein Viehabtrieb. Der Ort allerdings war Böhming. Dort wurden die Schafherden beim sogenannten Lammabtrieb unter politischer Beteiligung ins Tal geleitet.

In diesem Jahr hatte sich als "oberster Schafhirte" Albert Füracker (CSU), Staatssekretär im Ministerium für Finanzen, Heimat und Landesentwicklung, angeboten. Dabei muss dieses halbstündige Hirtenamt kein schlechtes Vorzeichen sein und kann auch als Karrieresprungbrett angesehen werden. Denn immerhin waren auch schon Horst Seehofer und Günther Beckstein vor ihren Beförderungen zum bayerischen Ministerpräsidenten in Böhming in die traditionelle Kleidung der Hüteschäfer geschlüpft.

Unter weiß-blauem Himmel war es den "Finkenstoana Alphornbläsern" aus Neuburg an der Donau vorbehalten, die Lammveranstaltung am Samstagvormittag zu eröffnen. Die sechs Musiker, die sich nach einer Erhebung bei Neuburg benennen und erstmals in Böhming auftraten, sorgten mit ihren meterlangen Instrumenten zunächst für ungläubige Gesichter, dann für urbayerische Musikatmosphäre. Gegen elf Uhr war es dann soweit: Kipfenbergs Bürgermeister Christian Wagner begrüßte den politischen Ehrengast, dessen Anreise aus dem benachbarten Landkreis Neumarkt allerdings auch nicht zu weit war.

Wie all die Jahre auch schon, mussten die Politiker zuerst mit den Utensilien eines Hüteschäfers ausgestattet werden: "Ich hoffe, der Kittel passt einem jeden", meinte Füracker vor der Anprobe. Freilich hatte der beim Körperbau eher genormte Politiker keine Probleme mit der Einheitsgröße der Schäferkleidung, und wenige Augenblicke später stand er mit Schäferkittel, Schippe und Hut ausgestattet bereit zur großen Mission. Am Hang warteten schon die Schafe auf ihre Begleitung ins Dorf. Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten - "oberbayerische Schafe hören halt nicht auf einen oberpfälzischen Politiker", wie ein Umstehender meinte - setzte sich eine wollige Lawine in Bewegung. Angeführt von der Marktgeiß und der Kipfenberger Blaskapelle unter der Leitung von Markus Beck und begleitet von zahlreichen Politikern - der stellvertretenden Landrätin Tanja Schorer-Dremel (CSU), der Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (FW) und Bezirksrat Reinhold Eichiner (CSU) - und weiteren Schäfern überquerten über 700 Schafe die Altmühlbrücke. Vor allem die vielen kleinen Kinder kamen hier voll auf ihre Kosten: Wo können sie sonst so viele Schafe auf einmal und aus nächster Nähe sehen.

Am Zelt angekommen zeigte Staatssekretär Füracker dann auch seine bäuerlichen Seiten: Als ihm Erich Neulinger, der Vorsitzende der Hüteschäfer im Naturpark Altmühltal, ein kleines Lamm auf den Arm legte, funktionierte das ohne Probleme. Kein Wunder, denn Füracker ist immerhin gelernter Landwirt und hat bis zur Wahl in den Landtag im Jahre 2008 auch einen Vollerwerbsbetrieb geführt.

Im Festzelt begrüßte dann Bürgermeister Wagner zunächst die vielen Ehrengäste. Füracker zeigte sich vom Ambiente dieses Festes sehr angetan: "Da darf man ein kleines Schaf halten und keiner will heute ein Geld von mir", meinte der Finanzstaatssekretär und bedankte sich auch bei den Hüteschäfern für ihre Arbeit: "Sie leisten einen sehr wertvollen Beitrag."

In einem kurzen Grußwort ging auch "Schäferchef" Neulinger auf die Entwicklung der Hüteschäferei ein: Viele Ziele seien seit 1997, dem Beginn des Projekts, verwirklicht worden, der Preis für Schaffleisch sei gestiegen und man finde in der Politik Gehör.

Lammkönigin Gabriela Eckstein freute sich, dass der Abtrieb in ihrer Marktgemeinde - sie stammt aus Pfahldorf - stattfinde. Sie bezeichnete die Hütewirtschaft als "glückliche Symbiose zwischen Landwirtschaft und Genuss". Und sie gab dem Politiker noch einen klaren Auftrag mit nach Hause: "Sorgen Sie bitte auch weiterhin für eine Förderung der Altmühlleiten."

Bei den Essensständen war das schnuckelige Streicheln der Schafe freilich vorbei: Passend zum Tag gab es hier Lammleberkäs, Lammwürstl und sogar Lammgyros. "Manchmal muss man halt ein Schaf opfern", meinte Füracker ganz pragmatisch.

Fester Bestandteil des Lammabtriebs ist auch immer der Woll- und Handwerkermarkt, der Samstag und Sonntag stattfindet und bei dem verschiedene Produkte aus handwerklicher Fertigung zum Verkauf standen. "Hier in Böhming gibt es immer so schöne Sachen, da ist kein Kitsch dabei", meinte eine Besucherin. Den jungen Marktgästen hatte es vor allem der Stand von Herbert Luithle angetan, der Holzartikel verkauft. Hier bekamen sie nämlich passend zum Tagesmotto ein kleines Holzschaf geschenkt.