Symbiose aus Produktivität und Können

08.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:22 Uhr

Sichtlich angetan von Kunst und Künstler lauschte diese Gästegruppe den Erläuterungen von Siegfried Klingele (rechts). - Foto: Adamo

Böhmfeld (EK) Rund 250 Bilder in vier Jahren. Drei bis vier Stunden Malzeit für ein Bild, jedoch höchstens zwei Tage. 20 Bilder in den vergangenen zwei Monaten: Siegfried Klingele, der zurzeit 51 Aquarelle im Kotterhof in Böhmfeld präsentiert, ist ein sehr leidenschaftlicher und produktiver Künstler.

"Das sind die schönsten Räume, die man sich für eine Ausstellung wünschen kann", schwärmte der Lentinger Künstler bei der Vernissage der Ausstellung unter dem Motto "Reisebilder/Bilderreise", die die Band Small Set musikalisch umrahmte.

"Ich habe kein Fernsehgerät und verbringe fast jede Minute meiner Freizeit mit dem Malen", gibt Klingele, der beruflich in leitender Position voll eingespannt ist, zu. Dies bedeute für ihn wohltuenden Ausgleich zum Stress des Alltags. Als Jugendlicher habe er sich für das Zeichnen interessiert. Die Neigung für die Kunst liege am Vater, der ein guter Zeichner und Maler gewesen sei, erzählt der Schöpfer farbintensiver, aussagestarker Bilder, der für seinen weiteren Werdegang schon eine Hinwendung zu Acryl- und Ölfarben eingeplant hat. Beruf, Familie mit zwei Töchtern und Sport hatten bis vor fünf Jahren seine künstlerische Betätigung auf Eis gelegt. Ein Malkasten mit Aquarellstiften als Geburtstagsgeschenk von Ehefrau Karin hatte die Begeisterung für Farben und Formen neu entfacht. Inspiratoren seien für ihn der bekannte Ingolstädter Maler Alois Schölß, der fantastische Zeichner Wilhelm Busch und der berühmte französische Impressionist Claude Monet.

"Landschaften, Gebäude, vor allem alte Häuser, Wasser mit seinen Spiegelungen, Kontraste zwischen Hell und Dunkel – ein Spiel ohne Ende, bei dem man sehr schnell sein muss, wenn man mit Wasserfarben arbeitet", erklärte Siegfried Klingele und führte die große Besucherschar durch die vier Ausstellungsräume. Grundlagen zu seinem vielzähligen Werk lieferten Briefmarken, Reiseprospekte, Fotos oder – wie bei "Straße in Delft", einem "echten Vermeer à la Klingele" – Darstellungen alter Meister.

Ins Auge springt beim Rundgang die Traumkulisse Venedigs aus mehreren Perspektiven, aber auch eine seltene Ansicht von Ingolstadt mit altem Militärbad und Blick zum Kreuztor – frei nach Alois Schölß. Kunst- und Reisefans können lustwandeln in "Dresden", "Potsdam", "Kopenhagen" sowie ganz nahe in "Regensburg" und "Bad Tölz". "Spanien", "Porec", "Rovinij", "San Gimigiano", "Marokko", "Kuba" und "Türkei" bestechen mit kräftigen sonnigen Farbkompositionen. Zur aktuellen Jahreszeit passen die bezaubernden "Herbst- und Winterbilder", die dominiert werden von "Strandkiefern an der Ostseeküste", "Roter Strandkorb im Winter" und "Eisfluss". Fernweh spiegeln bunte Leuchttürme und Segelboote in schäumender See wider. Besonderheiten sind "Venedig in Braun", "Pavillon, Schloss Jonchet" auf schwarzem Untergrund mit leuchtgelben Blumen, die Klingele nur ganz selten malt, sowie "Paprika" mit seinen knallroten Fruchtketten. Auch ein halb fertiges, am Tag der Ausstellungseröffnung begonnenes Aquarell von der Dachansicht des historischen Rattlwirts in Lenting steht auf der Staffelei. Damit will der Künstler zeigen, wie seine Bilder entstehen.

Für Kunstinteressierte und Besucher, die ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk suchen, ist die Ausstellung noch am Samstag, 13. Dezember, sowie am Sonntag, 14. Dezember, jeweils von zehn Uhr bis 17 Uhr, geöffnet.