Pfaffenhofen
Superwahljahr für Katholiken

Bis Sonntag wählen Gläubige in allen Bistümern Pfarrgemeinderat, im November Kirchenverwaltung

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Wahltag: Noch bis Sonntag können die katholischen Christen im ganzen Landkreis die neuen Pfarrgemeinderäte wählen. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Katholiken in ganz Bayern wählen in diesem Jahr nicht nur den Landtag, auch über die Mitglieder in wichtigen kirchlichen Gremien wird abgestimmt. Bis diesen Sonntag wählen die Gläubigen die Pfarrgemeinderäte, am 18. November die Kirchenverwaltungen.

Sie organisieren Andachten, Wallfahrten, kümmern sich um die Jugendlichen, veranstalten Kaffeekränzchen, sind aber für die Gläubigen auch ein direkter Draht zum Pfarrer: Die Pfarrgemeinderäte. Zu den weiteren Aufgaben gehören die Unterstützung der Pfarrer und pastoralen Mitarbeiter, in gesellschaftspolitischen Fragen handeln die Pfarrgemeinderäte eigenverantwortlich, zum Beispiel beim Aufbau und der Durchführung von Nachbarschaftshilfen, bei der Gestaltung von Erwachsenenbildungsangeboten, im Engagement für die Entwicklungszusammenarbeit.

Gewählt werden sie in allen drei Bistümern, die im Landkreis Pfaffenhofen aneinandergrenzen. Zur Urne gerufen werden die Gläubigen im Dekanat Pfaffenhofen (Bistum Augsburg), im Dekanat Scheyern (Erzdiözese München und Freising) sowie im Dekanat Geisenfeld (Bistum Regensburg). Häufig wird laut Geisenfelds Dekan Thomas Stummer pro Pfarreiengemeinschaft ein Pfarrgemeinderat gewählt, es kann aber auch in jeder früher eigenständigen Pfarrei ein eigenes Gremium bestimmt werden. "Das ist jedem Pfarrer selbst überlassen", sagt Stummer.

"Pfarrgemeinderäte halten das kirchliche Leben vor Ortzusammen."

Sieglinde Hirner

 

 

Die Wahlmodalitäten unterscheiden sich je nach Bistum etwas. In der Erzdiözese München-Freising haben alle Gläubigen die Wahlunterlagen per Post zugestellt bekommen und konnten sie auch wieder zurücksenden. In den Dekanaten im Bistum Augsburg wurden Listen ausgehängt, gewählt wird am Sonntag direkt in den Wahllokalen. Im Bistum Regensburg war es den Pfarreien selbst überlassen. Aber auch da, wo Briefe verschickt wurden, können die Katholiken in der Regel noch am Sonntag vor und nach dem Gottesdienst ihre Wahlzettel einwerfen. Wahllokale und genaue Termine haben die Pfarrgemeinden per Aushang bekannt gegeben.

"Die Pfarrgemeinderäte werden immer wichtiger, je größer die Pfarreiengemeinschaften werden", sagt Sieglinde Hirner. Die Organisation aller Veranstaltungen und Andachten könne ein Pfarrer bei den vielen Katholiken in einer Gemeinde gar nicht mehr leisten. Die Hohenwarterin ist zwar nicht selbst Mitglied im Pfarrgemeinderat, ist aber als Vorsitzende des Dekanatsrats, des übergeordneten Gremiums im Dekanat Pfaffenhofen, bestens informiert über Tätigkeiten in den Gemeinden. Außerdem ist Hirner Mitglied in der Bundesorganisation, dem Zentralkomitee deutscher Katholiken, durch die die Gläubigen in gesellschaftspolitischen, staatlichen und kirchlichen Fragen sogar Einfluss auf die Deutsche Bischofskonferenz nehmen können.

Die Pfarrgemeinderäte gibt es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor mehr als 50 Jahren. "Der Geist des Konzils war, die Gemeindemitglieder mitzunehmen", erklärt der Schweitenkirchener Pfarrer und Dekan von Scheyern, Alexander Weber. "Für mich ist der Pfarrgemeinderat ein großer Gewinn", sagt er. "Die Leute können sich mit einbringen. Schauen, welche Wege wir gehen und wo man kritisch draufschauen muss." Nur so könne man die gemeinsame pastorale Zukunft meistern. "Ich finde es eine gute Möglichkeit, in der Gemeinde mitzugestalten." Der Paunzhausener Pfarrgemeinderat hat beispielsweise den Fokus auf das Thema Familie gesetzt. "Wir haben dort sehr viele Familiengottesdienste gefeiert", erzählt Weber. Die Firmbewerber und Kommunionskinder seien mit eingebunden gewesen. "Das sind schöne Gottesdienste, die sehr gut angenommen wurden."

Die Suche nach Kandidaten gestaltet sich dennoch manchmal schwierig. Oft stehen auf den Wahllisten der Pfarreien nur genauso viele Kandidaten, wie es Plätze im Gremium gibt. Aber zumindest das haben offenbar alle geschafft. Im Dekanat Scheyern wurden laut Weber in allen Pfarreien genügend Kandidaten gefunden. "Mir wäre nicht bekannt, dass jemand keine Leute gefunden hätte", sagt Hirner.

"Ich finde es einegute Möglichkeit, in der Gemeinde mitzugestalten."

Alexander Weber

 

Rosa Gabelsberger war 16 Jahre Pfarrgemeinderatssprecherin der Pfarrei Wolnzach im Dekanat Geisenfeld, das wiederum im Bistum Regensburg liegt. Jetzt hört sie auf - mit Wehmut. Ich habe es sehr gern gemacht, mir hat es sehr viel gebracht", sagt sie. "Der Pfarrgemeinderat ist die helfende Hand der Pfarrei. Wir schauen, dass ein Fest auch ein Fest wird. Außerdem habe ich viele interessante Leute kennengelernt. Es war immer ein schönes Miteinander."

Trotz aller Kritik an der Institution Kirche, Finanz- und Missbrauchsskandalen: Auch Hirner genießt es, in den verschiedenen Gremien mitzuarbeiten. "Jeder, der sich engagieren will, findet eine Aufgabe. Es gibt vielerlei Gründe, mitzumachen. Einer ist, dass ich aus meinem Bewusstsein als getaufter Christ für die Gemeinde verantwortlich sein will." Man müsse aber keinesfalls alles eigenverantwortlich machen. "Da scheuen sich ja manche Leute davor. Ich organisiere zum Beispiel gerne Feste und arbeite mit Jugendlichen und Senioren."

Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Geistlichen sei in den meisten Pfarrgemeinden von großem Vertrauen geprägt. "Sicher hat der Pfarrer das letzte Wort. Aber jeder Pfarrer tut gut daran, dass es ein gutes Miteinander mit den Pfarrgemeinderäten gibt. Die Pfarrer wissen, dass sie die Leute brauchen", sagt Hirner. Man müsse die Chance wahrnehmen, mitzuarbeiten, dass es lebendig bleibt. "Es hat schon Zeiten gegeben, in denen man um diese Gremien gebangt hat. Die Pfarrer wechseln, die hauptamtlichen Mitarbeiter wechseln, die Pfarrgemeinderäte bleiben. Sie halten das kirchliche Leben vor Ort zusammen."