Supermarkt in Waidhofen: Zweigleisige Strategie fahren

15.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:36 Uhr

Zur Berichterstattung über die Schließung des einzigen Supermarktes in Waidhofen und den Aufbau eines möglichen Dorfladens:

 


Im Hinblick auf die kommende Gemeinderatssitzung am 19. November möchte ich einen Überblick geben, wie der derzeitige Stand zum Thema Dorfladen und Lebensmittelmarkt in Waidhofen ist. Beide Punkte werden nichtöffentlich behandelt, so dass ich auf diesem Weg den Bürgern das mitteilen will, was öffentlich gesagt werden kann und darf.

Aktuelles Dorfladen: Hierzu liegt mittlerweile ein Beratungsangebot. Der Berater bietet der Gemeinde an, gemeinsam mit dem Gemeinderat und mit interessierten Bürgern geeignete Standorte für einen Dorfladen in Waidhofen zu begutachten und zu bewerten. Dazu ist es entscheidend, dass auch Vorschläge über mögliche Standorte von den Bürgern eingereicht werden. Im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung wird entschieden, ob er die Dienste des Beraters in Anspruch nehmen wird oder nicht.
Aktuelles Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes: Hierzu ist es mir gelungen, einen Vertreter von Rewe nach Waidhofen einzuladen. An dem Gespräch nahm neben Rewe auch Bürgermeister Lechner teil. Mit Rewe wurde nicht nur das Grundstück hinter der Tankstelle begutachtet, sondern es wurde ausgelotet, wie realistisch ist es , einen Markt in Waidhofen anzusiedeln. Es kann festgestellt werden, dass das Grundstück hinter der Tankstelle von der Größe her gesehen schon mal geeignet ist.

Im Gespräch wurde klarer, welche Kriterien entscheidend für die Ansiedlung eines Rewe Marktes sind:
1. Für die Ansiedlung mit einer Verkaufsfläche von etwa 1200 Quadratmetern und mit 70 Parkplätzen werden 6000 Quadratmeter Grundstücksfläche benötigt. Dazu braucht es vonseiten des Landratsamtes eine Zustimmung. Normalerweise werden in Dörfern nur mit 800 Quadratmeter Fläche genehmigt. Da aber in Waidhofen überhaupt keine Grundversorgung mehr vorhanden ist, besteht die Möglichkeit zur Ausnahme. Bürgermeister Lechner wird hierzu Kontakt zum Landratsamt aufnehmen.
2. In der Verkaufsfläche sind sowohl eine Bäckerei, ein Metzgerei, ein Getränkemarkt und die Post integriert. Rewe legt Wert auf ein großes Angebot an Frische. Hierzu können auch regionale Anbieter berücksichtigt werden.
3. In der Regel mietet Rewe die Halle und auch die Parkplätze an, somit tritt Rewe in der Regel nicht als Bauherr auf. Rewe mietet die Verkaufsflächen für 15 Jahre und bezahlt dafür einen monatlichen Mietpreis. Danach entscheidet Rewe, ob der Vertrag für weitere fünf Jahre verlängert wird. Die Verlängerung kann dreimal erfolgen, also insgesamt dreimal fünf Jahre.
4. Für die Gemeinde Waidhofen ergeben sich drei Varianten, wenn es um die Erstellung eines Marktes geht.
Als erste Variante kann die Gemeinde selbst als Bauherr auftreten und den Markt an Rewe vermieten. Der Vorteil liegt darin, dass nach Ende der Vertragszeit die Halle und das Grundstück im Besitz der Gemeinde bleiben. Der Nachteil ist, dass die Gemeinde die Baukosten finanzieren muss. Über die Miete werden die Kosten finanziert.
Eine zweite Variante ist, dass die Gemeinde das Grundstück an Rewe verkauft, und Rewe sich selbst einen Bauträger sucht. Diese Variante ist die am wenigstens praktizierte und wird von Rewe nur in wenigen Fällen umgesetzt.
Eine dritte Variante ist, dass die Gemeinde das Grundstück an einen Bauträger verkauft und der Bauträger die Halle baut und diese an Rewe vermietet. Das wurde auch in Hohenkammer so durchgeführt.
5. Rewe erwartet vom Gemeinderat einen Beschluss, welche der drei Varianten für die Gemeinde in Betracht kommt.
6. Anschließend wird Rewe in Köln, dort ist die Zentrale, entscheiden , ob ein Markt in Waidhofen infrage kommt.
7. Entscheidend wird in Köln neben den Standortfaktoren vor allem der zu erwartende Umsatz in Waidhofen sein. Ein großer Vorteil dabei ist die B300. Hier sind insbesondere auch die Pendler als mögliche Kunden zu erwarten. Aus dieser Sicht hat der Standort einen entsprechenden Vorteil.
8. In der Regel sucht sich Rewe für seine Märkte einen Geschäftsführer, der die Örtlichkeit vor Ort kennt. Ein Markt in dieser Größe bietet in etwa 20 bis 30 Personen einen Arbeitsplatz.
9. Entscheidend wird sein, dass die Gemeinde so schnell wie möglich einen Flächennutzungsplan und einen Bebauungsplan für das infrage kommende Grundstück aufstellt, denn ohne diese Erschließung wird sich kein Bauvorhaben realisieren lassen.
Fazit: Im Moment ist alles offen. Aber zumindest besteht eine gewisse Hoffnung. Eine Entscheidung erwarte ich erst in einigen Wochen. Da wir uns aber darauf nicht verlassen können, dass Rewe zusagt, muss Waidhofen mit dem Dorfladen eine gleichberechtigte Variante genauso weiterverfolgen, also zweigleisig fahren.
Wünschenswert wäre für mich, dass sich alle drei Bürgermeisterkandidaten spürbarer als bisher öffentlich für eine langfristige vor allem bürgerorientierte zukunftsfähige Lösung für die Gemeinde einsetzen. Dazu braucht es durchdachte Konzepte und die müssen sich an der Mehrheit der Belange und Interessen der Bürger orientieren und nicht durch Schnellschüsse, wie von der CSU und dessen Bürgermeisterkandidaten Fuchs praktiziert, um möglichst viele Wählerstimmen zu bekommen.

Herbert Ehrmeier

Waidhofen