Süchtig nach Schlittschuhfahren

10.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:41 Uhr

Eistanz ist ihre Leidenschaft: Fritz und Gabi Gruber kommen extra aus Puchheim angereist zum Sommereislauf. - Fotos: Rössle

Ingolstadt (smr) Eine Blondine mit riesiger Sonnenbrille – verblüffend die Ähnlichkeit mit Partygirl Paris Hilton – kniet im Sand und nuckelt am Trinkhalm einen Drink: So wird für den Sommereislauf geworben. Verführerisch. Doch dass am Samstag 220 Menschen zum Saisonstart in die Saturn-Arena kommen, liegt wohl eher am Suchtfaktor des Schlittschuhlaufens.

Auch Volker Neureuther ist so ein Süchtiger. "Eislauf ist mein Leben", gesteht der 65-jährige pensionierte Hauptschullehrer. "Mir ist das ja so abgegangen die letzten Monate. Ich bin gefahren bis zum Schluss, danach hab’ ich mich weinend an meinen Küchentisch gesetzt. Da saß ich seitdem."

Schick gemacht hat sich Neureuther zur Premiere, ganz in Schwarz gleitet er elegant übers Eis. Früher sei er auch gesprungen, den Rittberger, aber die Zeiten seien vorbei: "Darf ich mal aufzählen? Ich hatte zwei Herzinfarkte und einen Schlaganfall, hab’ zwei Bypässe und zwei künstliche Hüftgelenke. Aber sonst geht’s mir gut. Nur meine Frau ist mir davongelaufen, mit einem Holländer, den sie beim Skifahren kennengelernt hat."

Das kann Gabi und Fritz Gruber nicht passieren. Das Ehepaar aus Puchheim teilt die Leidenschaft für Eistanz. Dafür kommen die beiden, 56 und 65 Jahre alt, extra nach Ingolstadt: "Hier in der Saturn-Arena gefällt es uns besser als in München, denn hier spielen sie auch unsere CDs mit Oldies." Manchmal fliegen die Grubers sogar nach Wien zum Schlittschuhlaufen, wegen der 6000 Quadratmeter großen Eisfläche. "Unser Eistanz hat denen so gut gefallen, dass wir keinen Eintritt mehr zahlen müssen."

Das Paar hat Andrea Steinherr in die Mitte genommen, um ihr eine neue Figur beizubringen. Die Mitarbeiterin der Stadtwerke kam auf die Idee mit dem Sommereislauf. "Das Eis ist sowieso da, für die Profis und Amateure vom ERC. Warum also soll nicht auch die Bevölkerung die Möglichkeit haben zum Schlittschuhlaufen? Vor allem für die Jugend ist es doch toll."

In der Tat tummeln sich vor allem Teenager auf dem Eis: Mädels, die trotz der Kälte viel nackte Haut zeigen und Händchen haltend und eifrig schnatternd ihre Runden ziehen, in gemächlichem Tempo. Die Burschen hingegen flitzen pfeilschnell herum, haarscharf an diesen Grüppchen vorbei.

Manchmal haut es einem freilich aus der Kurve, dann rudert er noch kurz in der Luft vor der harten Landung auf dem Hinterteil. Kann passieren, beim ersten Mal auf dem Eis. Es ist ja erst Sommer, und es bleibt noch viel Zeit zum Üben.