Madrid
Sturm auf spanische Exklave

Hunderte Flüchtlinge überwinden schwer gesicherte Grenze von Ceuta in Marokko

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Madrid/Rabat (AFP) Mehrere Hundert Flüchtlinge haben am Freitag die mit messerscharfem und meterhohem Nato-Draht bewehrte Absperrung zur spanischen Exklave Ceuta in Marokko überwunden. Die Präfektur von Ceuta erklärte, mehr als 700 Menschen hätten versucht, in die spanische Stadt auf dem afrikanischen Kontinent zu gelangen.

Knapp 500 von ihnen sei das schließlich auch gelungen. Einige der Schutzsuchenden sowie Mitglieder der Guardia civil, der spanischen Militärpolizei, wurden bei den tumultartigen Szenen verletzt.

Auf Fernsehbildern örtlicher Medien waren Dutzende Migranten zu sehen, die freudig durch die Straßen von Ceuta liefen. "Ich liebe dich, Mama! Viva España!", rief ein Afrikaner mit nacktem Oberkörper, eine Fahne der EU um die Schultern geschlungen. "Libertad, Libertad!" (Freiheit, Freiheit), schrie ein anderer. Die Rettungskräfte erklärten, das spanische Rote Kreuz betreue in Ceuta rund 400 Menschen.

Die marokkanischen Behörden teilten mit, dass 110 Menschen festgenommen worden seien. Außerdem gebe es zehn Verletzte bei den Sicherheitskräften und 20 bei den Flüchtlingen, wie es hieß.

Einwanderer aus Afrika versuchen immer wieder, mit dem Vordringen auf die schwer gesicherten spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an der marokkanischen Mittelmeerküste EU-Boden zu erreichen. Die beiden Exklaven haben die einzigen EU-Außengrenzen auf dem afrikanischen Kontinent. Die Grenzanlage besteht aus zwei acht Kilometer langen und sechs Meter hohen Zäunen. Dazwischen erschwert ein Netz aus Stahlkabeln das Vorankommen. Dutzende Infrarotkameras überwachen die Anlage. Beim Versuch, das Bollwerk zu überwinden, riskieren Flüchtlinge regelmäßig ihr Leben und ziehen sich lebensbedrohliche Verletzungen zu.

Bereits Anfang Dezember war es 400 Migranten gelungen, auf das Gebiet von Ceuta vorzudringen. Am Neujahrstag versuchten erneut mehr als tausend Menschen, über den Zaun zu gelangen, sie wurden von den Sicherheitskräften zurückgedrängt. Menschenrechtsorganisationen fordern regelmäßig von den Vereinten Nationen (UN) und der EU, Druck auf Spanien auszuüben, damit Flüchtlinge einen Asylantrag stellen können. Die Zahl derer, die in die spanischen Exklaven drängen, um so den Weg über das Mittelmeer zu umgehen, nimmt zu. Alleine im Jahr 2016 kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 18 000 Flüchtlinge in Spanien an - die meisten in Ceuta und Melilla.

Die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Ulla Jelpke, forderte, den Grenzzaun endlich niederzureißen. Ebenso müsse die "Abschottungspolitik, die Tausende im Mittelmeer das Leben kostet, beendet werden." Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion fügte hinzu, statt auf "Abschiebelager in Bürgerkriegsgebieten wie Libyen oder Folterstaaten wie Ägypten" zu setzen, müssten endlich "legale Möglichkeiten der Einreise" geschaffen werden.