Stück aus dem Tollhaus

Kommentar

14.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Das Gerangel um die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann gerät immer mehr zu einem Stück aus dem Tollhaus. Da streiten gestandene Manager wie Kampfhähne um eine marode Supermarktkette, als ginge es um Leben oder Tod - und gerade das ist eines der gravierendsten Probleme bei diesem surrealen Konflikt.

Da sind nämlich einige Alphatiere aneinander geraten, deren Ego kein Nachgeben, keinen Kompromiss kennt. Und deshalb sind die Aussichten auf eine gütliche Einigung der Kontrahenten trotz des nun wohl allerletzten Gesprächsversuchs unter der Ägide eines Schlichters gleich Null.

Den Beelzebub in diesem Streit gibt eindeutig Rewe-Chef Alain Caparros. Ihm geht es um nicht weniger als die Torpedierung der Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka - trotz entsprechender, gleichwohl äußerst umstrittener Ministererlaubnis. Und er will nicht nur einen Teil der dann anfallenden Beute, er will alles - ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist insofern verständlich, als die Marktmacht von Edeka bereits immens ist und Caparros nicht einsehen mag, dass diese Marktmacht auf Kosten der Edeka-Wettbewerber noch weiter wächst.

Stellt sich nur die Frage, warum andere Größen in der Branche wie etwa die Schwarz-Gruppe (Lidl), Aldi, Metro oder Norma nicht auch gegen die geplante Übernahme vor Gericht gezogen sind. Vermutlich sind diese Unternehmen der Realität mehr verhaftet als Caparros. Denn die Übernahme von Kaiser's Tengelmann wird - selbst wenn es nur um Teile geht - nicht ohne Kartellamt funktionieren. Die Wettbewerbshüter werden aber, solange die Großen der Branche ihre Finger im Spiel haben, nach Monaten der Prüfung gewiss erneut ihr Veto einlegen. Die Sache dürfte sich somit noch länger hinziehen und noch mehr Geld kosten. Die Zeit hat Kaiser's Tengelmann aber nicht mehr - schlimmstenfalls droht die Pleite. Caparros treibt also ein finsteres Spiel - vor allem auf Kosten von 16 000 Arbeitnehmern.