Pfaffenhofen
Studenten sehen noch viel Potenzial für Erneuerbare

Studie zu Energieautonomie im Umweltausschuss vorgestellt - Forderung nach gemeinsamen Anstrengungen der Gemeinden

23.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:29 Uhr

Pfaffenhofen - Studenten haben im Umweltausschuss des Kreistags eine Studie zur regionalen Energieautonomie des Landkreises Pfaffenhofen vorgestellt.

"Zu welchem Anteil könnte sich der Landkreis Pfaffenhofen aus den regional vorhandenen Ressourcen selbst mit Kraftstoff versorgen? ", lautete die Frage, die Landrat Martin Wolf (CSU) ihnen als Aufgabe gestellt hatte. An der Antwort haben Studierende der Technischen Universität München und das Büro für Autonomie und Zusammenarbeit mehrere Wochen gearbeitet, wie die Studierenden mitteilten. "Kurz zusammengefasst ist das Ergebnis, dass der Landkreis die Möglichkeit hätte sowohl seine Stromversorgung als auch seine Kraftstoffversorgung weitgehend selbst und erneuerbar abzubilden - wenn alle vorhandenen Potenziale genutzt werden", so die TUM-Studenten.

Aus historischen Gründen hat sich die Energieversorgung in die drei Sektoren "Strom", "Wärme" und "Verkehr" aufgeteilt und unterschiedlich entwickelt, wie es in der Erklärung der Studenten weiter heißt. Das führte zu einer technischen, strukturellen und regulatorischen Trennung der drei Bereiche. Aufgrund der sehr viel stärker dezentral möglichen Stromerzeugung durch Photovoltaik und Windkraft ist diese Einteilung überholt und das Schlagwort "Sektorenkopplung" in aller Munde. Technisch und strukturell wäre inzwischen ein sehr viel integrierteres Energiesystem umsetzbar. Vor allem die Bundespolitik und die regulatorischen Rahmenbedingungen behindern die Umsetzung jedoch.

Im Landkreis Pfaffenhofen hingegen habe das Thema Sektorenkopplung hohe Priorität, stellten die Studenten fest. Der Landkreis habe das Thema erneuerbare Stromerzeugung in der Vergangenheit intensiv untersucht und einige Gemeinden wie die Stadt Pfaffenhofen kommunizierten wiederholt, dass sie ihren Stromverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen decken könnten. Die Studie empfiehlt: "Für einen Landkreis, den mit der Autobahn A9 eine große Verkehrsader mit vielen Autobahnausfahrten durchquert, ist es deshalb naheliegend, als nächstes den Sektor ,Kraftstoffe' näher zu betrachten. "

Die aktuelle Situation haben die Studierenden untersucht. Dabei haben sie auf vorhandene Daten zum Stromverbrauch und zur aktuellen Stromerzeugung auf Gemeindeebene zurückgegriffen, haben vorhandene Studien zum Ausbaupotenzial erneuerbarer Energien ausgewertet und eigene Berechnungen zum Kraftstoffverbrauch im Kreis durchgeführt. "Die Herangehensweise war technologieoffen und es wurden verschiedene Szenarien abgeschätzt. Hypothese war dabei, dass die fossilen Kraftstoffe Diesel, Benzin und LPG durch die zukünftigen Kraftstoffe Strom, Wasserstoff und Biomethan ersetzt werden. Dabei wurde angenommen, dass Strom unmittelbar verwendet werden kann, der Wasserstoff komplett aus erneuerbarem Strom vor Ort produziert wird und das Biomethan vollständig aus regionalem Biogas stammt", heißt es in der Mitteilung. Power-to-Gas als mögliche Technologieoption zur Erzeugung von sogenannten E-Kraftstoffen wurde dagegen in der Studie nicht berücksichtigt.

Bereits heute stammen den Angaben zufolge knapp 40 Prozent des Stromverbrauchs im Landkreis aus erneuerbaren Quellen. "Die Studie zeigt, dass mehr möglich ist", betonten die Studenten. Bei voller Nutzung des vorhandenen Photovoltaik- und Windenergie-Potenzials könnten nicht nur 100 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, sondern auch der Verkehr könnte nahezu vollständig mit den regional produzierten Kraftstoffen Strom, Wasserstoff und Biomethan versorgt werden.

Dazu aber wäre eine landkreisweite Zusammenarbeit der Gemeinden notwendig. "Dabei ist der Einstieg in eine lokale Kraftstoffversorgung vor allem aus wirtschaftlichen und politischen Gründen sinnvoll. Die Wertschöpfung könnte damit überwiegend in der Region aus eigenen Ressourcen stattfinden und die Abhängigkeit von ausländischen Kraftstoffimporten deutlich reduziert werden", heißt es. Alleine die rund 130000 im Landkreis gemeldeten Fahrzeuge verbrauchten - selbst wenn nur durchschnittliche Pkw-Verbrauchswerte als Berechnungsgrundlage herangezogen werden - einen jährlichen Kraftstoffumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. "Durch lokale Kraftstofferzeugung könnten Ökonomie und Ökologie zum Wohl der Region zusammenfinden", so das Fazit.

PK