Student aus dem Kreis Eichstätt soll Jagdgewehre aus Schießanlage gestohlen haben

13.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:31 Uhr
Der Traum vom Jagen - wie auf diesem Symbolbild - dürfte für einen 20-Jährigen aus dem Kreis Eichstätt vorbei sein. Er wird beschuldigt, in einer Schießanlage Gewehre gestohlen zu haben. −Foto: Kästle, dpa

Eichstätt/Zusmarshausen - An einem Schießstand im schwäbischen Zusmarshausen hatte ein Unbekannter vor gut zwei Wochen Waffen gestohlen.

 

Handelt es sich schon von Haus aus um kein Kavaliersdelikt, reagiert die Polizei in Zeiten von extremistischen Anschlägen - Stichwort Mordfall Walter Lübcke oder die Attacke auf eine jüdische Synagoge in Halle - umso alarmierter. Mit gutem Grund übernimmt in solchen Fällen nicht die uniformierte Polizei, sondern die Kripo die Arbeit. Inzwischen ist das Verschwinden der Gewehre geklärt, die Spur führte in den Raum Eichstätt. Beschuldigt ist ein 20-jähriger Student aus dem westlichen Landkreis. Das Motiv ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Es liegen dem Vernehmen nach aber keinerlei politischen Motive zugrunde.

Der Tatort war die Zentrale Schießanlage Zusmarshausen im Kreis Augsburg, etwa 300 Meter südlich der Autobahn München-Stuttgart mitten in einem Waldstück gelegen. Das Areal wird vom örtlichen Schützenverein Drei Linden und einer Jagdschule genutzt. Der Waffendieb hatte nach Angaben des Augsburger Polizeipräsidiums Schwaben-Nord am 29. Juli zwischen 12.10 und 13 Uhr den knapp zwei Meter hohen Zaun des Geländes überstiegen. Er war dann wohl - so erzählt es jemand, der die Situation zur Tatzeit kennt - in einer für ihn lebensgefährlichen Aktion quer über eine Schießbahn zu einem Gebäude gelaufen, obwohl gerade eine Ausbildung mit mehreren Teilnehmern im Gange war. Der Dieb nahm zwei Jagdgewehre an sich und machte sich mit seiner Beute davon.

Die Kripo Augsburg war wenig später zur Stelle und ermittelte noch am selben Tag einen Zeugen, der den entscheidenden Tipp gab: Er hatte ein Auto mit Eichstätter Kennzeichen nahe der Anlage bemerkt. Dieser Hinweise brachte die Beamten auf den 20-jährigen Studenten. Es folgte ein "Besuch" in den Wohnräumen des Beschuldigten im Landkreis Eichstätt und die Sicherstellung der beiden Langwaffen. Der junge Mann legte nach Polizeiangaben ein Geständnis ab. Er muss sich nun wegen Diebstahls und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.

Die genauen Hintergründe seien zwar noch immer nicht zweifelsfrei geklärt, es deute bisher aber nichts auf eine extremistisch motivierte Tat hin, erklärte Michael Jakob vom Polizeipräsidium Schwaben-Nord auf Anfrage. Es liege somit auch kein Fall für den Staatsschutz vor. "Alles weitere ist Gegenstand der Ermittlungen. " Jakob zeigte sich jedoch froh über "die schnelle Aufklärung, die Gefahr ist gebannt". In Ermittlerkreisen war von "einer dummen Idee" als Motiv des Beschuldigten die Rede.

Der 20-Jährige ist in der Schießanlage kein Unbekannter, wie unsere Zeitung erfuhr. Er hatte in der dortigen Jagdschule nach vorliegenden Informationen selbst eine Ausbildung begonnen und stand dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss. "Hätte er noch zwei Wochen gewartet, hätte er mit seinem Jagdschein ganz legal Waffen kriegen können", sagt einer, der den Studenten persönlich kennt.

Mit dem Traum vom Jagen dürfte es jedoch vorerst vorbei sein, falls der junge Mann schuldig gesprochen und wegen des Delikts verurteilt wird. Denn um den Jagdschein zu erhalten, was ab 16 Jahren möglich ist, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen etwa fundiertes Fachwissen in Bereichen wie Hundewesen, Naturschutz, Waffenrecht oder Wildtierkunde und eine bestandene Prüfung. Auch "ein einwandfreies amtliches Führungszeugnis" gehört unbedingt dazu, wie der bayerische Jagdverband informiert. Wer als "unzuverlässig" gilt, kann demnach nicht damit rechnen, den Jagdschein zu bekommen.

DK

Horst Richter