Stromkosten - Was die Energiewende kostet

04.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:52 Uhr

Die Energiewende kommt: Mitte Juni sollen Bundestag und Bundesrat die Gesetzesänderungen für den Atomausstieg auf den Weg bringen. Der Zeitplan steht also, über die Kosten aber wird heftig debattiert. Panik ist jedoch nicht angebracht.

Die Meinung der Deutschen ist eindeutig: Die Energiewende soll kommen. Zwar halten laut einer Umfrage des Forsa-Instituts für den Stern 71 Prozent Kernkraft nach wie vor für unverzichtbar. 52 Prozent aber sind für einen Ausstieg binnen fünf Jahren; elf Prozent wollen, dass alle Reaktoren sofort abgeschaltet werden. Der Umbau der Energieversorgung hat jedoch seinen Preis. Doch wie hoch der ist, darüber wird gestritten.

Fakt ist: Weder ist klar, was der Ausstieg wirklich kostet. Noch liegen derzeit Finanzierungspläne von Regierung oder Opposition vor. Jede Panikmache vor extrem steigenden Strompreisen als Folge der Energiewende ist folglich verfehlt. Je weiter man die Prognosen wagt, um so ungenauer werden sie, sagt Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur.

Ohne Zweifel müssen Milliardenbeträge für den Ausbau von erneuerbaren Energien und eine auch ohne Kernkraft sichere Energieversorgung aufgewendet werden. Laut Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sind Investitionen von 200 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren nötig, zum Beispiel für neue Stromleitungen, bessere Solar- und Windkraftanlagen oder auch neue Gaskraftwerke, die für den stufenweisen Wegfall von Atomstrom gebraucht werden.

Mehrbelastung für Haushalte unklar

Als Folge dieses gigantischen Industrieprogramms entstehen sicher Mehrkosten für Verbraucher, weil die Investitionen finanziert werden müssen. Doch wie hoch die zusätzliche Belastung privater Haushalte ist, kann nur vorsichtig geschätzt werden.

Einige Berechnungen gehen bei einer vierköpfigen Familie mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden von 40 Euro zusätzlich im Jahr aus, andere wie das DIW kalkulieren zwischen 200 und 240 Euro Mehrkosten. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin wiederum rechnet vor, dass jeder deutsche Haushalt nur mit 1,50 Euro pro Monat und damit mit knapp 20 Euro pro Anno zusätzlich belastet wird.

Stromnetz muss ausgebaut werden


Dass die Werte so weit auseinander driften, liegt an der Vielzahl der Faktoren, die den Strompreis beeinflussen, sowie an den Vorgaben für die jeweilige Berechnung. So schätzt die Deutsche Energieagentur die Kosten bis 2020 für 3.600 Kilometer neue Hochspannungsleitungen, die der Transport von grüner Energie erfordert, auf 9,7 Milliarden Euro. Eine Studie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass 500 Kilometer für den Netzausbau reichen.

Wie entwickelt sich die Nachfrage?

Unklar ist auch, wie sich die Stromnachfrage entwickelt. Das Umweltministerium geht davon aus, dass der Verbrauch aufgrund höherer Energieeffizienz etwa bei Haushaltsgeräten oder Industriemotoren sinkt. Das würde den Druck verringern, die Leistung der 17 deutschen AKW gänzlich durch Ökoenergie zu ersetzen.
Drittens ist nicht klar, in welche Richtung der Börsenpreis für Strom tendiert. Die Abschaltung von Kernkraftwerken führt zu einer Verknappung der Strommengen und damit zu höheren Kursen für kurzfristig gehandelte Spotmengen.

Wie stark preisdämpfend sich aber der gleichzeitig intensiver werdende Wettbewerb auswirkt, bleibt abzuwarten. Langfristig, so heißt es in verschiedenen Studien, besitze Stromerzeugung durch erneuerbare Energien deutliche Kostenvorteile gegenüber einer Produktion auf Basis von Kohle oder Erdgas. Kurzum: Die Debatte um die Kosten für die Energiewende muss sachlicher werden sowie mit verbraucherfreundlichen politischen Lösungen für die Finanzierung ergänzt werden.
 
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